DIE "GEGENFINANZIERUNG" ist zwar ein noch junges Wort (den Fachleuten zufolge seit Anfang der 90er-Jahre im Gebrauch), in der Sache aber ein bewährtes Element solider Haushaltsführung. Man versteht darunter das bei Haushalten der öffentlichen Hand geltende Prinzip, Ausgaben für Reformen und Ähnliches durch entsprechende Mehreinnahmen oder reduzierte Ausgaben bei anderen Kostenpositionen auszugleichen. Leser R., der dies wissen wollte, irrt also, wenn er das Füllen des leeren Geldbeutels am Bankautomaten für einen klassischen Akt der Gegenfinanzierung hält.
ALS JONATHAN LITTELLS Roman "Die Wohlgesinnten" erschien, gab es einen kleinen Wirbel um die Frage, ob Denis Scheck das Buch "nichts weniger" oder "nicht weniger als ein Meisterwerk" genannt habe. Für viele Leser ist das gehupft wie gesprungen, nicht jedoch für Leser J., der in einer Rezension folgenden Satz gelesen hat: "An diesem Traum aber hängt für Lehnert nichts weniger als die eigene Menschlichkeit." Herrn J. zufolge heißt das, dass die Menschlichkeit das Letzte sei, das am Traum hängt; gemeint sei aber das Gegenteil. So wahr das ist, so deutlich ist auch der Wille der Sprachgemeinschaft, mit den vornehm klingenden Wendungen "nicht weniger als" und "nichts weniger als" zu arbeiten, den Unterschied zwischen beiden aber zu ignorieren. Das ist nicht mehr, doch auch nicht weniger als bedauerlich.
ÜBER DEN CDU-MANN Michael Grosse-Brömer hieß es, dass er aus Niedersachsen komme, "weshalb die Mimik nicht umstandslos mit seinen Worten in Einklang zu bringen ist". Leser K. wüsste nun gern, "welches Defizit der verbalen und mimischen Verständlichkeit" die Niedersachsen präge. Bis das in der Bund-Länder-Kommission für Fragen der Stammesmimik geklärt ist, sei das Niedersachsenlied unser Panier: "Wir sind die Niedersachsen, / sturmfest und erdverwachsen, / Heil Herzog Widukinds Stamm!"