UM DEN "INTERESSENKONFLIKT" gibt es einen Interessenskonflikt. Grund dafür sind Leute, die ihn schreiben, wie hier geschehen: Interessen -s-konflikt . Unser Leser H. ruft das Labor zum "Kampf gegen das überflüssige s" auf, trifft jedoch auf einen nur ganz schwachen Kampfesmut. Oder sagt man Kampfmut, analog zum Kampfgeist, der auch nicht Kampfesgeist heißt? Gemäß herrschender Lehre wird der Interessenkonflikt ohne das verbindende "s" geschrieben, weil der Wortstamm Interess- schon durch das Fugenzeichen -en mit -konflikt verbunden ist. Dem ist zu erwidern, dass es auch einen Konflikt vieler Interessen geben könnte, dem ein -s als Schmiermittel guttäte. Hans Jürgen Heringer schreibt in seiner Grammatik, die Regularitäten für Fugenzeichen seien nicht ausformulierbar. Daraus resultiert eine Freiheit, die keinem schadet, die man also auch durch Glaubenskämpfe nicht gefährden sollte.
GABRIELE WEISHÄUPL, die ehemalige Münchner Fremdenverkehrsmanagerin, sagte in einem Interview, sie sei, als sie sich um den Posten bewarb, "kein heiliger Hase" gewesen. Leserin B. haben sich darob "die Haare gesträubt". Zur Buße müssen die mit dem Interview betrauten Kolleginnen und Kollegen einen Besinnungsaufsatz über die Redensart vom "heurigen Hasen" schreiben, mit besonderer Berücksichtigung der Frage, ob Gabriele Weishäupl auch als "heurige" Häsin im Stand der Heiligkeit sein könnte.
IN EINEM HISTORISCHEN ABRISS hieß es über einen Herrscher, er habe "dem Braten" - der diplomatischen Initiative des benachbarten Herrschers - nicht getraut. Leser L. wendet ein, dass man dem Frieden nicht traue, den Braten hingegen rieche. Dagegen ist nichts zu sagen, allenfalls dies: Röhrichs Lexikon der Redensarten kennt auch "dem Braten nicht trauen". Hintergrund ist eine Fabel. Ein Tier war bei einem Bauern eingeladen, kehrte aber an der Tür um, als es witterte, dass sein Gefährte schon in der Pfanne schmort.