DIE TATSACHE, dass pro Jahr mehr als fünf Millionen Deutsche in Italien Urlaub machen, gerann bei uns zu dieser Zeile: "Mehr als fünf Millionen Deutsche verbringen ihren Urlaub jedes Jahr in Italien." Leser B. sah sich das genauer an und kam zu folgender Fassung: "Jedes Jahr verbringen mehr als fünf Millionen Deutsche ihren Urlaub in Italien." Der absolut gleiche Aufwand an Wörtern, und doch ein gewaltiger Unterschied. In Herrn B.s Version sehen wir die Masse der Italien-Urlauber und unter ihnen auch fünf Millionen nicht näher definierte Deutsche; in unserer Version waren es fünf Millionen Deutsche, die nie woanders hinfahren als nach Italien. Zur Verdeutlichung: "Drei Bäume fallen täglich um" ist etwas anderes als "Täglich fallen drei Bäume um", nicht zuletzt deswegen, weil die zweiten drei Bäume liegen bleiben können, während die ersten drei immer wieder aufstehen müssen, um erneut umzufallen.
ARTIKEL ZURÜCK! Dafür muss ein triftiger Grund vorliegen. Leserin A. sandte einen Text zurück, weil er schwer lesbar sei. Syntax? Grammatik? Sinn? Nichts von all dem. Frau A. findet vielmehr, dass der Name der Hauptperson - er lautete Angelika Linnemann-Dienstbier - nicht unbedingt über 30-mal hätte genannt werden müssen. Namen sind zwar, wie man so sagt, nicht verhandelbar, aber gegen Synonyme oder Pronomen am rechten Ort ist auch nichts einzuwenden.
DER BÄR ist stark, aber als Wort wird er schwach gebeugt. Daran erinnert unser Leser Sch. wegen eines Waschbären, der bei uns die Formen des Waschbärs und den Waschbär aufgebrummt bekam. "Solange die Sprachgemeinschaft Substantive dieser Art noch überwiegend schwach beugt, empfindet sie diese starken Formen als fehlerhaft, selbst dann, wenn sie bereits von namhaften Schriftstellern gelegentlich verwandt werden." So der Duden 1959, und wenn nicht alles täuscht, haben die Schriftsteller den Bären bisher nicht aus seiner Deklination vertreiben können.