Sprachlabor:Eine Art Licht?

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Ein Leser entdeckte bei uns den Ausdruck "den Gar ausmachen" und wunderte sich, was das sei. Hermann Unterstöger fand bei seinen Recherchen die Lösung und dass solche "Gare" auch anderswo herumgeistern.

Von Hermann Unterstöger

WAS EIN "GAR" SEI, will Leser Sch. wissen, und da ist er nicht der Einzige. Erste Vermutungen gehen dahin, dass der Gar eine Art Licht ist, weil bei uns die Formulierung "den Gar ausmachen" zu lesen war. Tatsächlich geht es natürlich um den Gar aus, der völliges Ende oder Untergang bedeutet und sein Dasein in der Wendung den Garaus machen fristet. Früher war sein Umfeld etwas üppiger. Johann Ernst Stutz führt in seinem "Kleinen Beitrag zur Beförderung Deutscher Sprachrichtigkeit" den Garaus als letzte Stunde des Tages ("ich habe den Garaus schlagen hören"); die Wendung "den Garaus mit einem spielen" übersetzt er mit le ruiner, perdre entièrement, ferner erwähnt er die Schrift "Der Garaus des Antichrists durch D. Martin Luther". Der Gar gehört übrigens nicht uns allein. In einem anderen Blatt ging es unlängst darum, "den Energiefressern den Gar auszumachen". Ist der Gar am Ende doch ein Licht?

"IN DER HAND hielt er ein doppelläufiges Gewehr, dessen Holzteile dicht mit silbernen Nägeln beschlagen waren. Dies war die berühmte Silberbüchse, deren Kugel niemals ihr Ziel verfehlte." So Karl May über Winnetou, den "herrlichsten der Indianer". Wahrscheinlich hätte er "Heavens" oder "Zounds" gesagt, wenn er den Bildtext zu einem anderen Winnetou gelesen hätte: "Pierre Brice, links mit Speer." Gelesen haben ihn dafür Herr B. und Herr Dr. M., welch Letzterer ersichtlich froh war, dass die Flinte nicht als Blockflöte ausgegeben worden war.

"LANGJÄHRIG" wird üblicherweise als viele Jahre existierend, dauernd verstanden. So ist es denn auch nicht weiter verwunderlich, dass sich einige Leserinnen und Leser - bei allem Respekt vor Wolfgang Joops Trauer um seine "langjährige Hündin Lottchen" - die Frage stellten, wie lange Lottchen eine Hündin war und was für eine Existenz sie vorher geführt hatte. Frau T. unterzeichnete ihre Zuschrift als "langjährige Frau", was, mit Verlaub, ganz ähnliche Fragen aufwirft.

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