Sprachlabor:Beziehungsweise unsinnig

Sprachlabor: undefined

Zwei häufig verwendete Konjunktionen und ihr treffender, beziehungsweise falscher Einsatz sind in diesem Sprachlabor das Thema. Hermann Unterstöger klärt auf.

Von Hermann Unterstöger

WAS DER KANZLEISPRACHE zugeordnet wird, hat im normalen Sprachleben mit Ablehnung beziehungsweise Häme zu rechnen, und da wir nun schon so ein Wort, die Konjunktion beziehungsweise, vor uns haben, wäre zu fragen, ob es hier richtig eingesetzt wurde. Leser V., der gegen dessen "inflationären Gebrauch" ankämpft, stieß sich daran, dass der Handkuss einer Dame zustehe, "wenn sie verheiratet beziehungsweise älter als 30 Jahre ist". Das war von knigge.de übernommen (dort als "bzw." abgekürzt). Beziehungsweise hat etliche Bedeutungen: besser/genauer gesagt, oder (vielmehr), andernfalls. Gedankenlose Schreiber - der Autor dieser Kolumne eingeschlossen - verwenden das Wort oft als Synonym für und oder oder, was im Fall des Handkusses zur Folge hat, dass man nicht erfährt, ob die Dame beide Bedingungen erfüllen muss oder ob eine genügt. Sicher ist nur, dass es allen guten Sitten widerspricht, "aus dem Handkuss eine akustische Angelegenheit zu machen" ("Einmaleins des guten Tons", Gütersloh 1965).

NOCH MEHR BEDEUTUNGEN als beziehungsweise hat die Konjunktion als, die auch auf dem Feld der Apposition eine Rolle spielt. Was für Sünden oder jedenfalls Ungeschicklichkeiten da begangen werden können, beweisen tagtäglich Politiker mit Floskeln wie "Wir als Grüne". Das hört sich an, als seien diese Leute sonst gar keine Grünen und wollten nur hier und jetzt als solche wahrgenommen werden. Bei Appositionen, die mit als an ein Subjekt angeschlossen werden, heißt es aufpassen, dass kein Unsinn daraus erwächst. Leser S. hat noch jene Abgeordnete von Augen, die bei uns so zitiert wurde: "Die Zeit im Bundestag ist als Lehrer eine verlorene Zeit." Passend dazu gabelte er nun diesen Satz auf: "Als bronzezeitlicher Siedler war es wohl eine ziemlich gute und lebensrettende Idee, sich in höher gelegenen Regionen niederzulassen." Tja, wo die Zeit als Lehrer arbeitet, kann man es der Idee nicht verdenken, wenn sie sich als bronzezeitlicher Siedler versucht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: