Pestizide:Den Wahnsinn stoppen

Nur wenn der Einsatz besonders gefährlicher Insektengifte jetzt gestoppt wird, können wir dem Nachwuchs eine lebensfähige Umwelt hinterlassen. Weil aber neue Gefahr droht, ist das Münchner Umweltinstitut jetzt vor Gericht gezogen.

"Bleib mir vom Acker" vom 18. Mai:

Es ist ja schön, dass die EU nach zehn Jahren Diskussion endlich ein paar besonders gefährliche Insektengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide verbieten möchte. Doch noch bevor die Verbote beschlossen sind, droht für die Insekten eine neue Gefahr. Die Konzerne Bayer und DowDuPont wollen neue Insektengifte mit ähnlich komplizierten Namen auf den Markt bringen: Sulfoxaflor, Cyantraniliprol und Flupyradifuron. Das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verhält sich hier maximal intransparent. Die Behörde hält es schon für ein Geschäftsgeheimnis, ob überhaupt Zulassungen für Pestizide mit neuen Wirkstoffen beantragt wurden. Gut, dass das Umweltinstitut München vor Gericht gezogen ist und wir wissen dürfen, dass diese Gifte auch in Deutschland auf den Markt kommen sollen. Die neuen Insektizide sind zwar weniger giftig als die Neonicotinoide, aber immer noch Dutzende Male gefährlicher für Bienen als das berühmt-berüchtigte DDT. DDT hat in den 1960er-Jahren in den USA die erste Diskussion um den "Stummen Frühling" ausgelöst und ist seit Jahrzehnten international geächtet. Wenn wir unseren Kindern eine lebensfähige Umwelt hinterlassen wollen, müssen wir den Pestizid-Wahnsinn jetzt stoppen. Geben wir der Natur die Chance, sich zu erholen. Wenn Neonicotinoide verboten werden, dürfen sie nicht durch eine neue Generation von gefährlichen Insektengiften ersetzt werden. Sonst sind die Pläne der neuen Bundesregierung zum Insektenschutz nur heiße Luft. Außerdem schreit es vor Absurdität, dass Zulassungsverfahren für solche Gifte bei einem Bundesamt laufen, das den Schutz von Verbrauchern und Ernährung im Titel trägt. Dr. Anton Vogel, München

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: