Österreich:Bitte weniger Selbstprofilierung

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Österreichs Außenminister Sebastian Kurz hat in kürzester Zeit viel erreicht. In seiner ÖVP strebt der Kanzlerkandidat nach umfassender Macht. Leser jedoch kritisieren seinen Hang zur Selbstdarstellung und seine Flüchtlingspolitik.

"Kurzer Prozess" vom 15. Mai und "Die Rückkehr der Populisten" vom 12. Mai:

Auch in Deutschland kennen wir Narzissmus unter unseren Politikern. Und wahrscheinlich gehört er in einem gewissen Maß auch als gesundes Selbstbewusstsein zu einem Leben im politischen Alltag dazu. Doch was sich der österreichische Außenminister und ÖVP-Vorsitzende Sebastian Kurz in diesen Tagen leistet, geht doch weit über Selbstverliebtheit hinaus. Da ist es nicht der Wunsch nach Anerkennung, sondern nach vollkommener Macht.

Was die Länderchefs der österreichischen Volkspartei weitgehend begrüßen, ist in Wahrheit kein Neuanfang für eine politische Kraft, die sich über Jahre im Clinch mit dem eigenen Koalitionspartner befand - nicht zuletzt aufgrund des Auftretens des Außenministers Kurz in der jüngeren Vergangenheit. Es ist viel eher das lautlose Verherrlichen eines überzeugten Provozierenden, der trotz seines jungen Alters schon heute genau weiß, welche Außenwirkung er hat - und wie dringend nötig für die ÖVP eine große Geschlossenheit ist. Aber: Kann man sie mit Zentralisierung tatsächlich erreichen?

Man mag hoffen, dass die Republik auch über diese kurzzeitigen Spielereien in den Träumen der Volkspartei erhaben sein wird und Österreich endlich wieder geerdete Politiker geschenkt werden, denen es weder um Inszenierung noch um Dauerstreitigkeiten aus Gründen der Selbstprofilierung geht. Dennis Riehle, Konstanz

Unverständlicherweise populär

Dass in Österreich der derzeitige Außenminister Sebastian Kurz so angesehen ist, kann man als Außenstehender nicht verstehen. Er hat für Flüchtlinge die Balkanroute an den hauptbetroffenen Staaten Griechenland und Deutschland vorbei mit Hilfe verschiedener Balkanstaaten gesperrt. Dass Tausende, die gerade unterwegs waren, dabei an Stellen hängen blieben, wo es für sie weder Unterkunft noch Versorgung gab, hat er hingenommen. Ob aus brutaler Rücksichtslosigkeit oder organisatorischer Unfähigkeit, weiß ich nicht.

Er hat damit Tausende auf den Fluchtweg Mittelmeer getrieben und indirekt dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen ertrinken. Dass so eine Politik in Österreich populär machen kann, spricht nicht gerade für das schöne Urlaubsland. Ulrich Finckh, Bremen

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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