Nationalhymne:Hände weg!

Soll man die deutsche Nationalhymne genderneutral umdeutschen? Also statt Vaterland und brüderlich die Wörter "Heimatland" und "couragiert" verwenden? Leserinnen und Leser warnen davor. Aber nicht alle.

Nationalhymne: SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte

SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte

"Blühe, deutscher Bundesstaat!" vom 6. März:

Ideale, die für alle gelten sollten

Vor fast 177 Jahren, im Sommer 1841, schrieb Hoffmann von Fallersleben in seinem (damals britischen) Helgoländer Exil das "Lied der Deutschen", das nach 1918 zur deutschen Nationalhymne bestimmt wurde. Seit ihrem Missbrauch im Dritten Reich haben wir die ersten zwei Verse gestrichen, der dritte, der Ideale besingt, die für jeden Bürger gelten sollten, ist geblieben. Jetzt kommt eine "Gleichstellungsbeauftragte" aus einem Bundesministerium und wünscht eine "geschlechtsneutrale" Fassung: "Vaterland" soll durch "Heimatland", "brüderlich" durch "couragiert" ersetzt werden! Wo leben wir denn, dass wir Kunstwerke - und dieses Gedicht von Hoffmann von Fallersleben ist ein solches, wenn auch bestimmt nicht nach jedermanns Geschmack - nach Belieben verändern. Genauso gut könnten wir der Mona Lisa einen Schnurrbart aufmalen, weil im Louvre mehr Frauen- als Männerporträts hängen, und das ist ja auch Diskriminierung. In einem Land, das nach fast sechs Monaten ohne gewählte und handlungsfähige Regierung hoffentlich demnächst wieder eine solche bekommt, gibt es sehr viele wichtigere Probleme.

Dr. Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven

Frei nach Karl Valentin

Ergänzend zu Johan Schloemanns Vorschlägen füge ich noch an: Vaterland (Väterland) könnte durch Mutterland (Mütterland), brüderlich durch schwesterlich abgeändert werden, und damit alle zufrieden sind, schlage ich frei nach Karl Valentin vor, an den geraden bzw. ungeraden Tagen oder Monaten oder Jahren jeweils die eine, dann wieder die andere Formulierung zu singen! Kristin Rose-Möhring, die offenbar nicht ausgelastet ist, könnte dann darüber wachen, dass immer die richtige Version an den entsprechenden Tagen etc. gesungen wird.

Dr. Helga Büdel, München

"Tochter aus Elysium"

Man muss kein glühender Patriot sein, um den Kopf zu schütteln über den Vorschlag der Gleichstellungsbeauftragten Rose-Möhring, den Text unserer Nationalhymne "genderkonform" (was für ein grauenvolles Wort) anzupassen. Vielleicht überlegt sie mal, dass der Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedichtet und nicht von irgendeiner Arbeitsgruppe zusammengeschustert wurde. Etwas Respekt sollte schon sein.

Fangen wir jetzt an, diesen Genderwahnsinn auf die Literatur auszuweiten? Wann hört das auf und wo führt das hin? Dann müssten jetzt die Franzosen das Motto der Französischen Revolution abändern, denn die Fraternité schließt nach dieser Argumentation die "Schwestern", sprich Frauen, aus. Auch in der "Ode an die Freude" ist von "Tochter aus Elysium" die Rede und dass alle Menschen Brüder werden. Die Beispiele ließen sich endlos fortsetzen.

Angelika Oden, Berlin

Wo ist was brüderlich?

Die eigentliche Frage ist doch, wozu Deutschland überhaupt eine Nationalhymne braucht. Sie konstruiert mit vagen und letztlich inhaltsleeren Begriffen eine vorgebliche Einheit der Nation, von der jeder weiß, dass sie in der deutschen Realität nicht vorhanden ist. Wenn sie etwa "brüderlich" sein sollte, genügt ein Blick auf die jüngsten Diskussionen um die Tafel, um zu erkennen, wie hohl solche Begriffe sind. Warum sie also nicht abschaffen? Und wenn es wirklich eine Hymne braucht, warum nimmt man nicht die der DDR, die sprachlich wie musikalisch von ganz anderer Qualität ist?

Dr. Hartmut Stenzel, Gießen

Frau und Mann

Hier ein Text ohne "Heimat" und ohne schiefes "couragiert" (denn "couragiert" mit der Hand vorzugehen - das wirkt schief): Einigkeit und Recht und Freiheit schufen unser deutsches Land. Danach lasst uns weiter streben Frau und Mann mit Herz und Hand

Annette Ahme, Berlin

Hinweis

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