Nahrungsmittel:Konzernen Grenzen zeigen

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Das Engagement der Deutschen Umwelthilfe beim Thema Diesel ist nach Meinung einer Leserin vorbildlich. Eine solche Kraft würde sie sich auch im Fall der Nahrungsmittelkonzerne wünschen, die mit ungesunden Produkten Menschen schaden.

"Glutenfrei, laktosefrei, gesund - leere Versprechen im Supermarkt" vom 30. August:

Da spricht im Sommer 2017 ein Gericht in Stuttgart ein Urteil, das die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen über wirtschaftliche Interessen stellt; so kann man das "Diesel-Urteil" lesen. Einer marktwirtschaftlich organisierten, das heißt auf maximalen Profit ausgerichteten Industrie werden Grenzen aufgezeigt, einer Industrie, die zu den arbeitsplatzstärksten in Deutschland zählt. Geklagt hat ein Verband, die Deutsche Umwelthilfe.

Und wie sieht es in der Nahrungsmittelindustrie aus? Wann wird es endlich eine Klage eines einschlägigen Verbandes gegen Produkte geben, die Menschen nicht nützen, sondern bekanntermaßen schaden? Zu fett, zu salzig, zu süß, mit zu vielen Stoffen versetzt, die nur dem Produktionsprozess dienlich sind, nicht aber den Konsumenten - das ist der Sachstand, seit Jahren. Warum gibt es in diesem Bereich allenfalls den mahnenden Zeigefinger, sei es von Verbraucherverbänden oder von ärztlicher Seite, aber - soweit mir bekannt ist - kein einziges klares und eindeutiges Urteil, das im Interesse von Millionen Menschen der Nahrungsmittelindustrie ihre Grenzen aufzeigt?

Warum wird es hingenommen, dass ein einfach zu verstehendes Ampelverfahren von dieser Industrie und ihren Lobbyisten so erfolgreich verhindert wird? Warum wird es hingenommen - auch von den Verbrauchern selber - dass Hinweise zur Zusammensetzung von Produkten und zu diversen Zusatzstoffen auf den Packungen so klein aufgedruckt sind, dass man sie auch mit gutem Willen kaum lesen kann? Wenn der Diesel krank machen kann, warum gilt das dann nicht mindestens so sehr für den Glucose-Fructose-Sirup, der so vielen Nahrungsmitteln als billiges Süßmittel beigegeben wird? Warum kann die Nahrungsmittelindustrie, die längst von mächtigen Konzernen beherrscht wird, weiterhin ungestraft Produkte anbieten und bewerben, die den Begriff Lebensmittel mit Lügen strafen? Den Schaden hat der Einzelne, dessen Leben durch die Folgen falscher und schlechter Ernährung beeinträchtigt und verkürzt werden kann, hat die Gesellschaft in Form hoher und wachsender Kosten. Ein Teufelskreis oder eine Aufgabe, für die Lösungen gefunden werden müssen und können? Dr. Karin Bockelmann, Bad Zwischenahn

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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