Kirche:Zweierlei Maß

Sehr schnell und tatsächlich zupackend hat die Katholische Kirche nach Meinung eines Lesers auf den Finanzskandal im Bistum Eichstätt reagiert. Eine solche aktive Aufklärung hätte er sich auch bei den Fällen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen gewünscht.

"Kirche will besser auf ihr Geld aufpassen" und "Himmel hilf!" vom 20. Februar:

Es ist schon erstaunlich, wie unbekümmert die katholische Kirche in Persona von Kardinal Reinhard Marx über das moralische Empfinden und über das Gefühl der Menschen hinwegbürstet. Wenn ich das in diesem Fall zweifelsohne richtige Zeitmanagement betreffs der Verschleuderung von Kirchengeldern in Kontext setze zum damaligen und heutigen Zeitmanagement der Missbrauchsskandale, so bestätigt sich hiermit erneut meine Gewissheit, dass die Kirche keinesfalls im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Zur Erinnerung: Nach Bekanntwerden der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche im Jahr 2010 hat weder die Institution Kirche noch haben deren Obere eine - wohlgemerkt zeitlich adäquate - Reaktion auf eines der schändlichsten Kapitel ihrer Institution verlauten lassen. Im Weiteren handelte weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei sofort. Dies der Vollständigkeit halber. Ganz anders nun in Finanzfragen das Verhalten und die neueren Ansagen von Kardinal Marx: Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass die Kirche neues Missmanagement im finanziellen Bereich gestehen musste. Sofort erfolgt innerhalb dieses Themenbereichs die überaus schnelle Reaktion: mehr Transparenz, mehr Kontrolle, Aufsicht und Solidarität. Sogar "mehr Schwung" solle aufgenommen werden. Ich wusste gar nicht, dass ein so mächtiger Konzern wie die katholische Kirche so schnell reagieren kann. Das hätte ich mir genauso zu den Missbrauchsfällen gewünscht - und zwar von Beginn an. Da hätten die Kirchenchefs richtig daran getan, auf ihre Mitarbeiter aufzupassen und somit die ihnen anvertrauten Menschen zu schützen. Friedhelm Stolp, Much

Realitätsfern

Man muss es wirklich mehrmals lesen! Wer in diesem Kontext und überhaupt ausgerechnet Glaubwürdigkeit (!) als das wahre Kapital der katholischen Kirche ins Feld führt, dessen Sicht auf diese Kirche, - man möge mir verzeihen -, kann nur als sehr realitätsfern und weihrauchgetrübt bezeichnet werden. "Himmel hilf!", mag man, den Autor zitierend, ausrufen, damit aber nicht ausschließlich die Verhältnisse in Eichstätt im Blick haben. Robert Tomaske, Bochum

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