Grenzkontrollen:Güter auf die Schiene

Wartezeiten und hoher Aufwand - ein Leser schlägt vor, dass all jene, die bei dauerhaften Grenzkontrollen mit neuen Kosten rechnen, die Probleme einmal aus ökologischer Sicht betrachten sollten.

"Die neuen Grenzkosten" vom 26. Januar:

Der EU-Kommission, den Wirtschaftslobbyisten und den Ökonomen, die mit neuen Grenzkosten rechnen, falls europaweit und dauerhaft Grenzkontrollen eingerichtet werden, kann in einem Punkt nicht widersprochen werden: Wartezeiten an Grenzen ist für exportierende und importierende Unternehmen ein Kostenfaktor.

Allein, dieser Feststellung liegt keine Abwägung der Gesamtwirkungen zugrunde. Früher hätte man gesagt, es fehlt die Kosten-Nutzen-Analyse. Denn die externen Effekte der Just-in-Time-Produktion bleiben völlig ausgeklammert. Bei unternehmensbezogenem Denken ist das uninteressant. Für die gesamtwirtschaftliche Betrachtung aber wäre zu fragen, welche Kostenbelastungen gespart werden könnten, wenn die Straßen, insbesondere die Autobahnen, nicht durch Endlosketten von Lkw immer schneller zerstört, immer wieder ausgebessert und immer weiter ausgebaut werden müssten.

Lassen sich durch einen reduzierten Gütertransport auf der Straße nicht auch Gewinne für die Umwelt erzielen? Und, wie hoch könnten diese sein? Europaweit gibt es auch Schienennetze, die für Gütertransporte weit mehr genutzt werden könnten, als dies bisher geschieht. Im Sinne der Nachhaltigkeit könnte doch auch hier investiert, die Wettbewerbssituation für Bahnunternehmen gerechter gestaltet werden. Anders als die nach der Wiedervereinigung Hinzugekommenen habe ich mit Grenzbäumen gelebt, bin nach Skandinavien, Frankreich, Österreich gereist, ja in ganz Europa unterwegs gewesen, mit der Familie. Wir haben uns dennoch stets frei gefühlt und Wartezeiten in Kauf genommen. So wie es im Luftverkehr auch heute noch ist. Und wirtschaftlich sehr gut ging es den Bundesbürgern auch damals schon.

Der Sicherheitsgewinn, den wirksame Grenzkontrollen schaffen, ist keine ökonomische Kategorie. Im Luftverkehr wird darauf nicht verzichtet. Warum wohl?

Aber: Es wäre zunächst doch zu begrüßen, wenn die Wirtschaftsinstitute zunächst die ökonomischen und ökologischen Wirkungen zusammenfassend berechneten. Das könnte helfen, Angstszenarien interessenfrei zu bewerten. Dr. Hans-Joachim Meissner, Hamburg

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

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