Gold:Zehn Tonnen Gift für einen Ring

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Der Goldabbau hat fatale Folgen für Mensch und Natur. (Foto: Rodrigo Abd/AP)

Ein Fair-Trade-Siegel für Gold heißt nicht: ökologisch unbedenklich.

"Goldflimmern" und "Alles, was glänzt" vom 5. Februar:

Gut, dass Sie auf die ökologischen Kosten des Goldabbaus hinweisen durch Quecksilber, Zyanid und riesige Abraumhalden. Das ist zermahlenes und mit Zyanidlauge beträufeltes Gestein. So fallen für einen Goldring mehr als zehn Tonnen Giftmüll an. Vom irren Verbrauch wertvollen Wassers, der Kontamination von Wasserressourcen und der Zerstörung von Landschaft ganz zu schweigen, ebenso von der Verletzung von Grundrechten der Bevölkerung. Die Verfolgung und Kriminalisierung von Bergbaugegnern, zum Beispiel in Peru, beklagen auch Misereor und der ARD-"Weltspiegel". Im offenen Tagebau bleiben riesige Mondkrater, in denen sich multitoxisch verändertes und ins Grundwasser sickerndes Regenwasser sammelt. Im sogenannten Kleinbergbau, zum Beispiel an Flüssen, bleiben unterspülte Ufer und zerstörter Regenwald sowie kontaminiertes Wasser und hochtoxische Fische als Lebensgrundlage übrig.

Klar: gerechtere Entlohnung, jedes Gramm Gift weniger und jedes noch so kleine Sozialprojekt mögen positiv sein. Aber ein Fair-Trade-Siegel heißt eben nicht auch giftfrei und ökologisch unbedenklich! Käufern wird hier ein scheinbar gutes Gewissen geboten, Schürfern dort wird Goldbergbau attraktiver gemacht. Und die Grundfrage, wozu es überhaupt dienlich sein soll, Gold zu schürfen, wird verdeckt.

Denn nur etwa zehn Prozent des Goldes werden (noch) technisch benötigt - im PC, Handy, Zahn, Raumschiff. Und bereits jetzt werden weit mehr als die Hälfte der Menge geförderten Goldes durch Recycling aufgebracht. Gold "ist nicht beliebig vermehrbar, es benötigt kein Zahlungsversprechen eines Dritten, ob Bank oder Staat, und es ist nicht entwertbar". Diese scheinbar ehernen Gesetze kann man anfragen: Auch andere Rohstoffe sind nicht beliebig vermehrbar; und wird der Gold-Mythos entzaubert und zehn Prozent technischer Gebrauchswert bleiben übrig, verliert es weitgehend an Wert. Immerhin gibt es bereits ein paar Banken, die kein Gold-Investment mehr anbieten. Eigentlich konsequent, seit 1971 mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems und der Aufhebung der Gold-Dollar-Parität das Gold seine Funktion im Weltwährungssystem verloren hat - und angesichts all der ethischen und ökologischen Anfragen. Dr. Hartmut Heidenreich, Zornheim

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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