Glyphosat:Unverantwortliches Spiel mit der Gesundheit

Der Unkrautvernichter Glyphosat ist für Leserinnen und Leser ein Reizthema. Eine fragt, wie man eigentlich früher Kartoffeln geerntet hat. Ein anderer sieht die Akzeptanz der EU in Gefahr, weil sie eine weitere Genehmigung erwägt.

"Toxische Wirkung" vom 24. Oktober:

Zweifel an der EU

Markus Balser hat in seinem Kommentar kenntnisreich auf die vielen toxischen Gefahren durch Glyphosat hingewiesen und hält ein Verbot durch die EU mit Recht für wohlbegründet und notwendig. Eine toxische Wirkung hat er allerdings nicht bedacht. Das ist kein Vorwurf, denn diese war nicht Thema seiner Recherchen. Das Herumgeeiere von EU-Kommission und EU-Parlament, von denen eine Verlängerung um "nur" fünf Jahre bereits als Erfolg gefeiert wird, ist Gift für den guten Willen vieler treuer EU-Anhänger. Dass Kommission und Parlament nicht einfach das allenfalls für die Chemie-Konzerne schmerzhafte Ablaufdatum der Zulassung des krebsverdächtigen Pflanzengifts ernstnehmen, sondern trotz aller Ungereimtheiten im Genehmigungsverfahren eine Verlängerung überhaupt in Erwägung ziehen, lässt an der Ernsthaftigkeit der Sorge um die Gesundheit der europäischen Bevölkerung und damit ihrer Mandatsgeber zweifeln. Mit Wirtschaftsinteressen allein lässt sich ein vereintes Europa nicht schaffen. Also sollte Balser auch kein Verbot fordern, sondern einfach ein Auslaufen der unter Vorbehalt erteilten befristeten Zulassung. Jede Verlängerung ist ein Spiel mit unserer Gesundheit.Horst Ebeling, Schörfling

Unverständliches Gezeter

Es ist schon eigenartig: Da will die EU die Zulassung von Glyphosat in Europa "nur" für fünf bis sieben Jahre erlauben, und schon zetern die Vertreter der Landwirte, dass diese Entscheidung die Bauern Milliarden kosten würde. Wollen wir giftfreie Lebensmittel oder eine prosperierende Landwirtschaft? Eine andere Lösung fällt uns nicht ein? Der Markt geht vor gegenüber der Gesundheit der Bevölkerung? Es ist zum Davonlaufen, wie wir in Deutschland mit dem Argument, eventuell Arbeitsplätze - oder in dem Fall: Geschäfte - zu verlieren, jede Entwicklung für eine bessere Zukunft abwürgen. Axel Bock, München

Wie ging das eigentlich früher?

Die Aussagen der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln treiben mich langsam zur Verzweiflung. Natürlich ist die Diskussion über Glyphosat auch eine Diskussion darüber, was wir den Ökosystemen zumuten können. Nur mit einem absolut anthropozentrischen Weltbild kann man Glyphosat als "unbedenklich" bezeichnen. Durch Glyphosat - das kann ich aus eigener Erfahrung an Ackerrandstreifen sagen - werden Nahrungsketten für viele Wochen unterbrochen. Die Insekten können aber in der ausgeräumten Landschaft nicht ausweichen. Das heißt, sie überleben nicht. Und Vögel, die sie als Nahrung benötigen, auch nicht. Für mich ist das nicht "unbedenklich". Es geht natürlich um grundlegende Änderungen landwirtschaftlichen Handelns in Richtung Nutzungsverzicht auf Flächen, Ersatz chemischer Maßnahmen durch mechanische und andere mehr.

Wie hat man eigentlich früher die Kartoffeln ohne "Sikkationsmittel" geerntet? Wer nicht vernetzt denken kann, hat an der Spitze von Unternehmen meiner Meinung nach nichts zu suchen. Jutta Schnütgen-Weber, Kerpen

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