Gletscher:Die Wucht verkannt

Die schwindenden Gletscher haben klargemacht, dass es den Klimawandel wirklich gibt. Diese Erkenntnis wurde nun in quasi aufklärerischem Gestus kleingeschrieben, meint die Gesellschaft für ökologische Forschung.

Zu "Alpengrün" vom 22./23. Oktober:

Das Schmelzen der Gletscher war einer der ersten sichtbaren und auch dramatischen Indikatoren, dass der menschengemachte Klimawandel tatsächlich stattfindet. Die schwindenden Gletscher haben die Menschen wachgerüttelt. Die Wahrnehmung und die Akzeptanz, dass es den Klimawandel gibt, waren ein wichtiger Schritt. Dazu hat die Gesellschaft für ökologische Forschung ihren Teil beigetragen. Nun wird in der SZ diese Erkenntnis in einem quasi aufklärerischen Gestus kleingeschrieben. Damit wird aber die Wucht der Erfahrung der schwindenden Gletscher verkannt. Gerade weil die Gletscher eine so grandiose ästhetische Erscheinung darstellen, berührt und sorgt deren Schwinden die Menschen in besonderem Maße. Da gibt es nichts zu "entemotionalisieren".

Nun lautet die Parole: Zurück zur Normalität. Wenn gerade in Österreich Skipisten nach oben - in die Gletscherregion - verlagert werden, muss der Blick offenbar "ausgenüchtert" werden. Die Furcht geht gerade in Österreich um, der allzu emotionale Blick auf die schwindenden Gletscher könnte das Geschäftsmodell "Skitourismus" schädigen. Noch dazu, wenn man sogar dort oben mit künstlichem Schnee nachhilft. Milliarden werden in eine schmelzende Zukunft investiert. Gletscher bleiben damit ein Symbol - jetzt aber für die Unbelehrbarkeit im Klimawandel. Sylvia Hamberger, Gesellschaft für ökologische Forschung, München

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