Frankreich:Alte und neue Probleme

Wie soll man künftig das Duo Macron/Merkel nennen? Ein Leser macht dazu einen Vorschlag. Andere weisen auf die Herausforderungen nach der Frankreich-Wahl hin.

"Die Franzosen müssen ihre Probleme selbst lösen" vom 10. Mai und weitere Artikel zur Präsidentschaftswahl in Frankreich:

Veraltete Kritik

In "Die Franzosen müssen ihre Probleme selbst lösen" meint Clemens Fuest: "Der Fiskalpakt etwa ist ein krachender Misserfolg." Die europäischen Staaten "halten sich nicht an irgendwelche Versprechen". Glücklicherweise ist diese Kritik veraltet. 2009/2010 hielten sich nur vier EU-Staaten an das Maastricht-Kriterium (Staatsdefizit unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts). 2016 waren es schon 25 der 28. Die Pariser Zeitung Le Monde berichtete darüber ausführlich, die deutschen Zeitungen weniger. Der Abbau der über die Jahre angesammelten Schuldenlast dauert länger. Prof. i. R. Dietrich Stauffer, Köln

Weißwähler sichtbar machen

Wurde Emmanuel Macron nun mit 66 Prozent, 58 Prozent oder nur 43 Prozent gewählt? Die Bekanntgabe des französischen Wahlergebnisses in allen Kanälen und Medien lautete: Macron 66, Le Pen 34 Prozent. Nebenbei wurde über 74,7 Prozent Wahlbeteiligung und zwölf Prozent ungültig abgegebene Stimmen (sogenannte Weißwähler) berichtet. Das heißt, ein wesentlicher Anteil der WählerInnen hat deutlich zum Ausdruck gebracht, weder einen Präsidenten Macron noch eine Präsidentin Le Pen haben zu wollen.

Aus den obigen Zahlen lassen sich leicht andere Prozentwerte - je nach Wahl der Basis - ableiten, und zwar entweder: Macron 43, Le Pen 23, Weißwähler neun, Nichtwähler 25 Prozent. Oder: Macron 58, Le Pen 30, Weißwähler zwölf Prozent. Die erste Zahlenreihe zeigt, dass Macron nicht einmal von der Hälfte der Wahlberechtigten Unterstützung bekam, aber beruhigenderweise auch, dass Le Pen nicht einmal von jedem vierten Wahlberechtigten aktiv unterstützt wurde. Mein Plädoyer: Die Nichtberücksichtigung der Nichtwähler bei der Berechnung von Wahlergebnissen geht in Ordnung, weil sie sich ja nicht an der Demokratie beteiligen, aber die Weißwähler unter den Tisch fallen zu lassen, ist undemokratisch und kontraproduktiv. Dr. Georg Ohmayer, Buch/Erlbach

Besser weniger Europa

In "Allons Allemands" vom 9. Mai heißt es: "Emmanuel Macron und die Deutschen - diese Geschichte beginnt exakt am 15. Mai 2012. Und klar ist: Geht diese Geschichte schlecht aus, hat Europa keine Zukunft." Ich meine: Ein Mehr an Europa kann auch das Ende Europas sein, weil der Widerstand der Wähler dadurch steigt. 34 Prozent für die Rechten sind schlimm genug, man muss das nicht unbedingt noch steigern. Dr. Holger Schmidt-Endres, Gröbenzell

"MaMer" - auch schön

Zum "Streiflicht" vom 10. Mai über die Kofferwörter und Frankreich: Mein Vorschlag wäre "MaMer", das ist - wenn man es ausspricht - phonetisch sehr in der Nähe von "ma mère", also "meine Mutter", und es träfe von der politischen Deutung her zu. Manfred Mader, Buttenheim

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