Filmindustrie:Böse Frau, kluger Mann

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Blade Runner 2049: Super Film, beste Kritiken, dachte sich eine Leserin. Und ging ins Kino. Was sie dort sah, lässt sie an der Gesellschaft verzweifeln.

"Ich bin ganz bei mir" vom 7./8. Oktober:

Der Herbst, die kalte und dunkle Jahreszeit ist da. Das beste Wetter, um ins Kino zu gehen. Welcher Film? Blade Runner 2049! Hat bisher viele gute Kritiken erhalten und verspricht ein klasse Filmerlebnis. Im Kinosaal die Enttäuschung: wenig Handlung, krasser Sound, Männer als Helden und Frauen als Objekte.

Der Film spielt in der Zukunft: 2049. Ich hoffe nicht, dass sich die nächsten 30 Jahre so entwickeln, dass die Frau als Sinnbild eines Phallussymbols oder als böses, machtintrigantes Wesen dastehen wird. Doch welch Ironie, dass wir uns heutzutage als tolerante, teilweise reflektierte Gesellschaft empfinden, während Filme beste Kritiken erhalten, wo die Frau wieder einmal schlecht davonkommt: Objekt oder böses Subjekt. Nicht zu vergessen, dass der Mann wieder als starker, kämpferischer und kluger Charakter dargestellt wird.

Wir reden in der Gesellschaft von Emanzipation. Wir reden in börsennotierten Unternehmen von Frauenquoten - und alles, was der Filmindustrie einfällt, ist ein Bild, dass all dieses antizipierte Gleichgewicht mit einem dreistündigen Blockbuster komplett infrage stellt.

Gerade Filme und Serien haben eine starke, prägende Wirkung auf den Zuschauer. Wo wollen wir uns hinentwickeln, wenn solche Science-Fiction-Movies gedreht, weltweit vermarktet und von unzähligen Menschen gesehen und gedanklich verarbeitet werden? Wenige dieser Zuschauer werden sich bewusst sein, welches Bild der Film vor allem über die Frau abgibt. Wahrscheinlich werde ich wegen dieses Briefes als Feministin bezeichnet und man unterstellt mir Übertreibung. Aber: Es geht nicht, dass die Frau in einem Zukunftsfilm so denunziert und entwertet wird. Wir müssen endlich wach und konsequent werden, wenn wir von Gleichheit, Emanzipation und Antidiskriminierung sprechen. Finja Bitzer, Bremen

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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