Euro:Deutsche Selbsttäuschung

Hat tatsächlich kein Land in Europa so von der Einführung des Euro profitiert wie Deutschland? Ein Leser stellt das infrage. Dabei weist er vor allem auf die aus seiner Sicht "grotesken" Summen hin, die Deutschland zur Euro-Rettung bereitstellen musste.

"Die Macht der Mitte" vom 20. April:

Nikolaus Pipers Behauptung, kein Land habe vom Euro so profitiert wie Deutschland, ist eine Selbsttäuschung. Ursprünglich hieß es ja auch, dass Staaten wie Italien, Spanien, Frankreich und Griechenland vom Euro profitiert hätten. Aber die meisten Euro-Staaten leiden unter dem für sie zu hohen Außenwert des Euro, während dieser Außenwert für exportstarke Staaten wie Deutschland viel zu niedrig ist.

Im selben Maße, wie der schwache Euro die Exporte verbilligt, verteuert er die Importe. Und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, der die Finanzwelt diese "Verbilligung" verdankt, vernichtet fortgesetzt Sparvermögen und Altersvorsorgekapital der Bevölkerung in Höhe vieler Milliarden. Überdies musste Deutschland zur "Rettung" des Euro-Experiments Hunderte Milliarden Euro ins Risiko stellen, (allein im Rahmen des Rettungsfonds ESM 190 Milliarden), wobei im Rahmen der Griechenlandhilfen hohe Milliardenbeträge auch nach Meinung des Finanzministers schon unrettbar verloren sind. Dazu kommt, dass die Target-Kredite, welche die Bundesbank den Problemstaaten gewähren musste und die beim Auseinanderbrechen des Euro zu mindestens einem Viertel verloren sein werden, zwischenzeitlich die groteske Summe von mehr als 800 Milliarden Euro erreicht haben. Nach der Logik des Euro muss die Berliner Politik immer neue Rettungsmilliarden bewilligen, gleichzeitig haftet die Bundesrepublik Deutschland für immer mehr "frisch" produziertes Geld der EZB als größte Miteigentümerin (27,5 Prozent). Wie kann man darin ein "Profitieren" unseres Landes sehen? Dr. Peter Gauweiler, München

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