Erziehung:In fremdem Namen

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Ein rechtswidriges Buch ist auf dem Markt. Es rät Eltern zur Prügel und beruft sich auf die Bibel. Viele Leser fragen sich: Geht's noch?

"Im Namen des Vaters" vom 12./13. August:

Falsche Gotteskrieger

Das erwähnte Buch propagiert Prügel als zentrale Erziehungsmethode. Frommer Sadismus ist aber nichts Neues: Mutter Teresa erzählte im Fernsehen lachend von den Schmerzen einer Krebskranken, der sie - anstatt ihr lindernde Medikamente zu geben - gesagt hat, die Schmerzen seien der Kuss Jesu. Prügelnde Nonnen in Kinderheimen, prügelnde und missbrauchende Priester in Kirchenchören, prügelnde Eltern bei den sog. Zwölf Stämmen - es trifft immer Schwächere, nicht nur Kinder, aber die besonders. Da bricht sich etwas Bahn, was offiziell im lustfeindlichen Milieu religiös-hierarchischer Gemeinschaften verpönt ist und vermutlich der Grund für die besondere Brutalität der "Gotteskrieger". Sie wissen genau, was sie tun. Deshalb dient ihnen der angebliche Wille ihres Gottes als Vorwand.

Annette Knote, München Verdammt, nicht zu fassen. Als Pastor im Ruhestand protestiere ich gegen diesen Unsinn. Haben diese Leute denn überhaupt keine Ahnung von der jesuanischen Perspektive der Menschenliebe? Der prophetische Geist der Hebräischen Bibel predigte die Ehrfurcht vor dem Leben. Jahrzehnte habe ich in meinen Gemeinden die Stimme gegen schwarze Pädagogik erhoben und nun dieser Unfug. Auf christlich-jüdische Traditionen kann sich eine Prügelpädagogik nicht berufen. Ich habe niemals das Recht, auf meine Mitgeschöpfe einzuschlagen. Wulf Lothar Köppe, Bargfeld

Im falschen Licht

Diese Erziehungsmethoden im Alten Testament sind aus dem Zusammenhang gerissen. Wenn man diese Aufforderung zur Züchtigung eines Kindes nicht in den Kontext des Neuen Testaments stellt, dann kommt eine lieblose, verständnislose Erziehung heraus. Jesus Christus hat nicht über Kindererziehung gesprochen, angesichts seines Opfertods, den er aus Liebe zu den Menschen auf sich nahm, kann man sich nur eine liebevolle Erziehung vorstellen. Die Bibel wird hier missbraucht. Für mich als Christin ist das schlimm, da es für Außenstehende das Interesse am christlichen Glauben im Keim ersticken muss. Wer will schon zu einer Gemeinschaft gehören, die so irrgeleitet ist? Wer will ein Buch wie die Bibel noch lesen, wo solche antiquierten Lebensregeln stehen? Der christliche Glaube und die Bibel werden in ein Licht gestellt, das nicht das Geringste mit dem zu tun hat, was sie tatsächlich sagen und sein wollen. Annette Grzeszkiewicz, Nürnberg

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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