Donald J. Trump:Nicht länger lustig

Der US-Präsident redet die Welt um Kopf und Kragen. Er poltert gegen Nordkorea, er verharmlost Nationalisten. Die tägliche Trump-Show guckt sich wie eine Seifenoper. Sie fesselt, sie entsetzt. Ein Leser fragt: Wie lange können wir noch zuschauen?

Donald J. Trump: Donald Trump liefert täglich politische Seifenoper. Gefesselt und entsetzt schaut man der Show zu.

Donald Trump liefert täglich politische Seifenoper. Gefesselt und entsetzt schaut man der Show zu.

"Schweinesystem" vom 7. August, "Ein krankes Land" vom 28. Juli sowie weitere Artikel zum Thema:

Gemäßigte in die Politik

In mehr als sechs Monaten Amtszeit hat Trump immer wieder gezeigt, dass er den Herausforderungen seines Amtes nicht gewachsen ist. Ob man ihn deshalb jedoch als "Pig" und seine Regierung als "Schweinesystem" bezeichnen sollte, ist mehr als fraglich. Donald Trump, ob wir es mögen oder nicht, repräsentiert einen erheblichen Teil der politischen Klasse seines Landes, vor allem innerhalb der Republikanischen Partei: doktrinär und geleitet von einem America-first-Denken sowie umwelt- und sozialpolitischer Ignoranz. Neue Untersuchungen zeigen, dass die Polarisierung in der amerikanischen Politik nicht etwa das Ergebnis der immer willkürlicher gezogenen Wahlkreisgrenzen, der steigenden Einflussnahme von Big Money und der zunehmenden Wichtigkeit der Vorwahlen sind. Sie ist vor allem ein Ergebnis des Rückzugs der Gemäßigten aus der Politik.

Dr. Martin K. Bachstein, Moorestown, New Jersey/USA

Dummheit braucht Talent

Wer bisher noch nicht wusste, was eine 24-stündige Daily Soap ist, kann es täglich durch das psychisch auffällige Verhalten des amerikanischen Präsidenten und seiner willfährigen Gefolgsleuten miterleben. Laut Trumps Biografie "The greatest show on earth", dient diese gefährliche, absurde Show einzig und allein der Massenverblödung. Wilhelm Busch hat gesagt: "Dummheit ist auch eine natürliche Begabung".

Herbert Hartmannd, Oberhaching

Er passt uns einfach nicht

Über den Umbau des Justizsystems, die neue Umwelt- und Einwanderungspolitik, das Umsetzen gewaltiger Neubauprojekte und die Befreiungen wirtschaftlicher Regulierungen innerhalb von sechs Monaten - ja, auch das kann man in der Presse lesen, aber geschenkt. Viele Amerikaner haben genau das gewollt und Donald Trump deswegen gewählt. Nebenbei bemerkt: 44 Prozent der republikanischen Anhänger bewerten ihr Leben heute besser als vor 50 Jahren. Vor einem Jahr lag der Wert bei 18 Prozent (PEW-Institut). Aber es geht ja um einen Propagandafeldzug zum Zwecke der Absetzung eines frei gewählten Präsidenten, weil dieser nicht in das teil-europäische, insbesondere aber nicht in das deutsche Vorstellungsbild passt. Da können dann auch "kräftige Arschtritte" hilfreich sein, wenn nötig. Und was nötig ist, das wissen wir Deutsche ohnehin am besten.

Jan-Patrick Jarosch, München

Bannon reibt sich die Hände

Dass die US-Regierung und der Kongress unter Donald Trump "nichts hinkriegen", wie Senator John McCain beklagt hat, entspricht doch genau der Agenda der Rechtsideologen um Stephen Bannon, die das Weiße Haus gekapert haben. Seit mindestens 30 Jahren trommeln die rechten Fundamentalisten und ihre Medien, dass die Existenz einer bundesweiten Administration an sich illegitim sei, weil sie die Ergebnisse des schrankenlosen Wettbewerbs mit dem Recht des Stärkeren verfälsche. Man kann davon ausgehen, dass Bannon & Co. sich momentan täglich mehrfach die Hände reiben. Sie wollen ganz bewusst einen Trümmerhaufen hinterlassen und politische Gestaltunt diskreditieren. Insofern ist Trump maximal erfolgreich, auch wenn er selbst nicht verstehen mag, inwiefern.

Dr. Oliver Domzalski, Hamburg

Da hört der Spaß auf

Es ist nicht mehr witzig, was "da" passiert. "Da" meint ein Land, das schreit: Wir sind die Welt. 50 Prozent wählten einen Menschen, der einfach nur lügt und gleichzeitig schreit: Ich führe euch ins Paradies! 50 Prozent die einfach nur zuguckten und nicht auf die Straße gingen. Wir gucken hier ja auch alle nur zu. So etwas hat man ja auch noch nicht gesehen bisher. Die Frage ist nur, wie lange wir noch gucken können.

Werner Jasper, Delmenhorst

Blanke Nerven

Ryan Lizza, Korrespondent des Magazins New Yorker, hat korrekt gehandelt, als er dem Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Anthony Scaramucci, die Auskunft verweigerte, woher er wisse, dass Donald Trump gemeinsam mit First Lady Melania und dem rechtslastigen Fox-News-Moderator Sean Hannity kurz zuvo zu Abend gegessen hatte. Erste Regel im Journalistenkodex: "Schütze deine Quelle und verrate niemals einen Informanten!"Die wilden Tiraden am Hofe des US-Präsidenten zeigen deutlich, wie blank die Nerven liegen. Man wittert überall Verräter. Die Umgangsformen mit Journalisten lassen mehr als zu wünschen übrig. Nur "jubelnde Hofberichterstattung" ist bei Hofe von den Journalisten erwünscht. "Dass der Fisch immer vom Kopf her stinkt", ist eine alte bekannte Tatsache, die Scaramucci versucht hat, ins Lächerliche zu ziehen. Eine Blamage erster Ordnung: Trotz der Mehrheit der US-Republikaner im Senat und wochenlangen Gezerre scheiterte die Abstimmung über die Krankenversicherung Obamacare. Die Senatoren, die um ihre Wiederwahl fürchten, können nicht die Mehrheit der US-Bevölkerung ignorieren, die Obamacare behalten will. Widerstand rührt sich gegen seinen autokratischen Führungsstil. Trump ist eben nicht der größte Dealmaker aller Zeiten! Eine lehrreiche Lektion für den reichen und ich-fixierten Noch-US-Präsidenten.

Klaus Jürgen Lewin, Bremen

"Großartigstes Volk" war einmal

Die US-Regierung ignoriert den Klimawandel, weshalb 13 Behörden die Öffentlichkeit suchen, aus Angst, dass Trump ihre alarmierenden Erkenntnisse zum globalen Temperaturanstieg unterdrückt. Man reibt sich die Augen, nicht wegen der mittlerweile sattsam bekannten Borniertheit dieses Präsidenten, sondern angesichts der Tatsache, dass Millionen Amerikaner offensichtliche Fakten ignorieren und gegen das "System" und die "böse Welt da draußen" fest zu einem Präsidenten stehen, der an unappetitlicher Widerwärtigkeit alles bisher in diesem Amt Gesehene in den Schatten stellt. Lässt sich eine derartige Ignoranz mit der erbitterten Gegnerschaft zum "System" erklären oder muss man von einer kollektiven Verblödung dieses "großartigsten aller Völker" ausgehen, die es zulässt, dass dieser Präsident die Bedrohung der Menschheit durch den Klimawandel als Bagatelle abtut? God bless America!

Josef Geier, Eging am See

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