Digitalisierung:Datensammelwut - leider auch bei der Bahn

Die Ankündigung, dass es bald keine ausgedruckten Fahrkarten bei der Bahn geben werde, haben Leserinnen und Leser mit Empörung aufgenommen. Ein Leser schreibt, er habe bewusst kein Handy - und nun das!

"Recht auf Papier" vom 16. Mai:

Natürlich ist es erfreulich, wenn Partei ergriffen wird für die eigene Altersgruppe. Ich bin 67 Jahre alt. Gleichwohl vermisse ich gewichtige altersübergreifende Argumente gegen die Pläne der Deutschen Bahn. Abgesehen von der rechtlich fragwürdigen Konsequenz, sich ein Handy anschaffen zu müssen, um überhaupt noch Bahn fahren zu können, entsteht auf diese Art und Weise ein enormer umfangreicher Bestand an individualisierten Daten (im Übrigen mit ein genereller Grund, warum ich bewusst kein Handy habe, obwohl die Technik für mich keine Hürde darstellt). Ferner wird das Preissystem der Bahn damit noch intransparenter, als es jetzt schon ist. Die DB hat im Dezember 2016 begonnen, tagesspezifische Grundpreise festzusetzen und selbst für Bahncardinhaber eine Tagesbindung einzuführen, ein weiterer Schritt auf dem Weg, den Preis nur noch durch die Nachfrage (die nur die DB kennt) zu regeln. Wolfgang Wendt, Berlin

Nicht kopfüber

Der oben genannte Artikel von Simone Boehringer sprach mir so recht aus dem Herzen. Ich habe nichts gegen neue Entwicklungen - aber ich will nicht kopfüber hineingestoßen werden. Ihr Vorschlag, eine "Politik mehrerer Geschwindigkeiten, ein Digitalisierungsprozess, der möglichst alle Bürger mitnimmt und ihnen Angebote macht", das ist es! Übrigens, ich empfinde eine große Lust daran zu schreiben und jetzt, im Ruhestand, kann ich das so richtig genießen. Barbara Kuczera, Hungen

Enttäuscht von Richard Lutz

Danke für dieses Plädoyer. Ich gehöre den zitierten elf Millionen an, kann zwar einigermaßen mit meinem (schon längst veralteten) Computer umgehen, scheitere aber bereits sehr oft am Fahrkartenautomaten der Bahn. Ich hatte große Hoffnungen in den neuen Bahnchef Richard Lutz gesetzt, dass er endlich die Bahn zu einem komfortablen Verkehrsmittel macht, zu einer echten Alternative zu den so oft beklagten Staus im Straßenverkehr, der Luftverschmutzung durch Autoabgase etc. Stattdessen will er die Züge mit Billig-Tickets füllen um des Füllens willen, anstatt mit marktgerechten Preisen und ausreichend Servicepersonal das Reisen mit der Bahn gerade für Senioren attraktiv zu machen. Ich frage mich manchmal, ob die Bahn für Menschen da ist oder ein Kosten- und Personal-(Menschen)-Einsparkonzern?

Ulrike Graf, Iffeldorf

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