Davos:Da gibt es was zu verdienen

Beim Diner in Davos treffen deutsche Konzernlenker auf US-Präsident Donald Trump und überbieten sich gegenseitig mit ihren Investitions-Versprechungen. Leser sind fassungslos, vor allem über Siemens-Chef Kaeser.

U.S. President Donald Trump attends a dinner with business men and CEO's during the World Economic Forum annual meeting in Davos

US-Präsident Donald Trump und Siemens-Chef Joe Kaeser (von links) beim Dinner in Davos.

(Foto: Carlos Barria/Reuters)

"Der Weg nach unten" vom 30. Januar sowie "Handelsvertreter Trump" und "Unterwerfung" vom 27./28. Januar:

Ethik 4.0

Cerstin Gammelin hat in ihrem Kommentar "Der Weg nach unten" natürlich recht mit ihrer Bewertung des Kotaus, den Siemens-Chef Joe Kaeser in Davos vor Donald Trump gemacht hat, und der steuerpolitischen Konsequenz, die sie fordert. Man kann da aber auch noch einen Schritt weitergehen: Niemand hat vermutlich erwartet, dass Kanzlerin Angela Merkel aufschreit, wenn der oberste Verantwortliche eines großen deutschen Unternehmens die Selbstachtung der Firma - und damit auch ihrer Mitarbeitenden dem Profit opfert. Vielleicht ist das ja die "Ethik 4.0" angestellter Manager, mit der man unter der Leitideologie der bloßen Kapitalrenditerationalität rechnen muss, vor allem dann, wenn große Gewinne locken. Wir wissen nicht, ob das irgendeinem Siemens-Aktionär und Mit-Vorstand peinlich ist. Wenn Kaeser wieder mal mit Merkel in eines der oft demokratiefreien Ländern fliegt, um Deals zu machen, könnten sie gemeinsam mal im Grundgesetz lesen. Da steht nämlich in Artikel 14 (2) "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen". Das gilt auch für Eigentum, das man nur verwaltet.

Dr. Gerhard Herz, Gröbenzell

Wie Schüler beim Lehrer

Schlecht geworden ist es mir (man kann es auch als Fremdschämen bezeichnen), als ich das Foto mit Donald Trump beim Diner gesehen haben. Da sitzen die Vorstände von Weltkonzernen wie Schüler, die sich die Sympathie des Klassenlehrers beim Klassenausflug erschleimen wollen, neben dem Präsidenten und überschlagen sich dabei, ihm zu erklären, welche großartigen Fleißarbeiten sie machen wollen und dass sie es so super finden, dass er endlich in Amerika die Steuern für die Reichen senkt. Hier ragt der Boss von Siemens unrühmlich hervor. Wenn das der neue Weg ist, dann tschüss Weltwirtschaft! Na ja, dann ist auch der Gipfel in Davos überflüssig.

Werner Tretschok, Puchheim

Dollarzeichen in den Augen

Schön, mit "Unterwerfung" endlich einmal einen Artikel zu lesen, in dem wenigstens etwas durchschimmert, wie das Treffen der Mächtigen und der Reichen in Davos funktioniert. Der oft medial vertretene Ansatz, dass in Davos etwas zur Lösung der Probleme beigetragen wird, die unsere Gesellschaft, das soziale Miteinander und die Zukunft des Planeten bewegen, zählt für mich schon länger in die Kategorie der Fake-News. Wie das Ganze funktioniert und welche Typen von Menschen, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft lenken, dort zusammenkommen, wird am Beispiel des Besuchs des US-Präsidenten deutlich. Diesem dienen sich die "Wirtschaftkapitäne" mit dem Dollarzeichen in dem einen und dem Eurozeichen in dem anderen Auge an, worin sich die Übernahme von Verantwortung auch schon erschöpft. Das im Artikel genannte Beispiel des Siemens-Vorstandschefs Joe Kaeser illustriert das sehr schön.

Frank Dölle, Hannover

Völlig instinktlos

Es mag sein, dass die Dampfturbinen am Standort Görlitz etwas anderes sind als die Gasturbinen, die Siemens in den USA entwickeln will. Trotzdem ist es schäbig, wenn Siemens-Chef Kaeser beim Dinner in Davos den US-Präsidenten umschmeichelt und Investitionen verspricht, während in Deutschland Standorte geschlossen werden sollen. Der Auftritt Kaesers war ein Schlag ins Gesicht der deutschen Siemens-Arbeiter und zeugt von einer Instinktlosigkeit, die angesichts der Milliardenüberschüsse des Konzerns noch weniger begreifbar ist.

Josef Geier, Eging

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