CDU:Zeit für etwas Neues

Hat Angela Merkel wieder Besonnenheit walten lassen oder lässt die Kraft der Kanzlerin nach? Jedenfalls sollte sich die Partei an ihrer Spitze neu aufstellen und endlich Platz machen für eine Lichtgestalt mit echten Visionen.

"Zweifel an Merkel" vom 10./11. Februar und weitere Artikel zur Lage der CDU:

Lichtgestalt an die Spitze

Die Kraft der Kanzlerin lässt nach. Es wird also höchste Zeit, dass sich die CDU an ihrer Spitze neu aufstellt. Braucht sie doch eine Lichtgestalt, die ihre Mitglieder mit echten Visionen begeistert, und es schafft, das Parteivolk zu hundert Prozent hinter sich zu kriegen. Die sich was traut, und mit einer Politik der kleinen Schritte nicht immer nur auf Sicht fährt. Die nicht alles vom Ende her denkt, sondern sich auch mal in eine politische Nebelwand wagt, und die Vereinigten Staaten von Europa schon in absehbarer Zeit schaffen will. Ja, so eine Person braucht die CDU an ihrer Spitze. Kurz und gut, eine Persönlichkeit wie Martin Schulz. Manfred Fischer, München

In der Ruhe liegt die Stärke

Die Hauptüberschrift "Schweigen. Nichts als Schweigen" unter einem aktuellen Bild von Angela Merkel vermittelt mir, dass die Bundeskanzlerin nichts (mehr) zu sagen hat. Auch wenn der Kanzlerin in dem Moment der Aufnahme nicht nach Witzen zumute gewesen sein dürfte, für mich als Betrachterin liegt eine Kraft darin, deren Stärke mich selbst überrascht.

Sollte es wirklich so sein, dass Angela Merkel das alles nur schweigend beobachtet hat - mit all den Erfahrungen als langjährige Regierungschefin kaum vorstellbar, aber wer weiß - dann wäre das eine Nachricht wert. Aber dann bitte eine, die es nachvollziehbar beschreibt, und nicht nur den Anschein erweckt. Solange Sie dazu schweigen, gehe ich davon aus, dass Angela Merkel einfach das gemacht hat, wofür ich sie - als Nicht-CDU-Wählerin - schätze und respektiere: Sie hat Ruhe, Besonnenheit, Intuition walten lassen. Und am allerwenigsten Machtgeilheit. Echte Macht kommt von machen - es kommt auch offensichtlich im Jahr 2018 immer noch darauf an, ob es eine Frau oder ein Mann ist, die macht. Claudia Hegeler, Euskirchen

Chance verpasst

Mit dem "Groko-Deal" haben sich Union und SPD in einem wahren Marathon buchstäblich mit letzter Kraft über die Ziellinie geschleppt und das Zweckbündnis zum Machterhalt auf Kosten der Wähler gerettet. Es war ein quälender Prozess, bei dem Angela Merkel letztlich für den Preis der vierten Kanzlerschaft an die SPD sprichwörtlich alles verramschte, was zu verramschen war.

Denn anders kann es nicht gedeutet werden, dass von der Union ohne Rücksicht auf Verluste Kabinettsposten und Positionen ohne Not geopfert wurden und die SPD mit gerade mal 20 Prozent als größter Verlierer der Bundestagswahl jetzt bei der Verteilung der Ministerien den "größten Coup" landet und außer dem Wirtschaftsministerium sämtliche verfügbaren Schlüsselministerien ergattert. Selbst das der Kanzlerin ansonsten so wichtige Finanzministerium wurde von ihr für den Preis der Kanzlerschaft aufgegeben und gleichzeitig bewusst auch die Chance auf einen Generationswechsel verpasst. Ein Novum deutscher Geschichte, zugleich aber auch ein Armutszeugnis für das Bündnis aus Union und SPD, das jedenfalls vom ersten Tag an mit einer geringen Halbwertszeit an den Start geht und mehr denn je dem stets stärker werdenden Druck von rechts wie links ausgesetzt ist.

Es könnte damit vermutlich auch die letzte Koalition dieser beiden Volksparteien sein, denn der Wähler wird diesen Deal nicht so schnell vergessen, geschweige denn verzeihen. Dietmar Helmers, Westerheim

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