Bildung:Lehrer am Start

Die Politik setzte darauf, dass sich der Lehrermangel mit den sinkenden Geburtenraten erledigt. Ein Irrtum. Die Notstandsmeldungen sind aktuell. Und die Lehrer? "Die täten schon wollen, aber dürfen hat man ihnen nicht getraut."

"Besetzung gefährdet" und "Lehrermangel - Na und?" vom 18. August:

Die Planer nicht versetzen

Versetzung gefährdet, hieß es früher, wenn die Gefahr beim Schüler bestand sitzen zu bleiben. Angesichts des dramatischen Lehrermangels jetzt, für den die politisch hochdotierten Bildungsplaner in den 16 Bildungsministerien mit Beamtenstatus verantwortlich sind, brauchen sie nichts zu befürchten. Ihre Versetzung in den gut subventionierten Ruhestand ist wegen mangelhafter Planung nicht gefährdet. Sie können auch nicht sitzen bleiben, um sich zu verbessern. Stattdessen verharren sie auf ihren Amtsstubensesseln und lernen nichts dazu. Alle Jahre wiederholt sich ja die angebliche Unplanbarkeit der notwendigen Lehreranzahl. An Lehrerreserve, zeitweiligem Lehrerüberhang, Teamteaching, zwei Lehrer in "schwierigen" Klassen, denken sie gar nicht. Die schwarze Null ist ihnen wichtiger als die Bildung unserer Kinder. In die Bildung zu investieren, sind Worte zum Sonntag. Worthülsen, mehr nicht. Harald Dupont, Ettringen

Nicht einmal verbeamtet

Der Lehrermangel an Grundschulen lässt sich sehr leicht auf die finanzielle Schlechterstellung der dort tätigen Lehrer zurückführen. Wenn Grundschullehrer - wie Gymnasiallehrer auch - acht Semester studieren, dann aber bei einer vergleichsweise höheren Wochen - Unterrichtsstundenzahl um (oft mehrere) Gehaltsstufen schlechter bezahlt werden, kann man sich leicht ausrechnen, wieso niemand diesen Karriereweg wählt. Hier sind die Anreize einfach falsch gesetzt, und zwar völlig unabhängig von der demografischen Entwicklung. In Sachsen sind Lehrer übrigens nicht einmal verbeamtet, die Einkommenskluft ist ja hinlänglich bekannt. Wer so spart, darf sich über die Entwicklung nicht wundern. Markus Hertwig, Bochum Der Mangel an qualifiziertem Personal träfe mit Grund-, Haupt- (i.e. Mittelschulen) und Förderschulen diejenigen Einrichtungen, an denen die Kinder "einen guten Lehrer am dringendsten brauchen". Schön zu erfahren, dass man an Realschulen und Gymnasien doch mit eher mittelmäßig begabtem Personal zufrieden sein dürfte. Tatsächlich sieht es aber doch so aus, dass viele nicht eingestellte, voll ausgebildete und mehr als befähigte junge Gymnasial- und Realschullehrkräfte nach ihrem zweijährigen Referendariat an der angestrebten Schulart nicht zum Zuge kommen. Beim Wunsch nach einem Wechsel in die Schularten mit akutem Lehrermangel sollen sie nochmals zwei volle Jahre "draufsatteln". Erst damit können sie sich für einen Einsatz an Grund-, Mittel- und Förderschulen nachqualifizieren. Die Realität zeigt, dass deshalb viele befähigte Absolventen in andere Bundesländer oder ins Ausland abwandern. Wie schaut es angesichts dessen mit der Suche nach den dringendst benötigten, guten Lehrern aus? Finden ließen sie sich schon, auch zügig, denn: "Mögen täten sie schon wollen, aber dürfen hat man ihnen nicht getraut." - um abgewandelt mit Karl Valentin zu sprechen. Ich wünschte mir hier mehr Beherztheit und Kreativität, das Problem des Lehrermangels anzugehen. Dr. Claudia Roth, Schweinfurt

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