Betriebsrente:Das Vertrauen ist futsch

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Die Regierung möchte die betriebliche Altersvorsorge wieder populärer machen. Da sollte sie sich mal bei all jenen erkundigen, die 2004 durch eine neue Gesetzgebung viel Geld verloren haben. Sie fühlen sich kalt enteignet.

"Neuer Zuschuss, Freigrenzen und halbierte Beiträge" , 8. Januar:

Kein Wunder, dass die betriebliche Altersversorgung nicht in Gang kommt! Hat man doch diejenigen, die schon in den 70er- und 80er-Jahren in dieser Republik an ihre zusätzliche Altersvorsorge neben der Rente dachten und eine Direktversicherung abschlossen, ohne Vorwarnung mit dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz von 2004 kalt enteignet. Vor 30 Jahren hatten die Arbeitgeber ein starkes Interesse, dass ihre Mitarbeiter monatlich per Gehaltsumwandlung in die Direktversicherung einzahlten. Nicht nur die Mitarbeiter, die einzahlten, sondern auch die Arbeitgeber, die lediglich die Überweisung im Auftrag der Arbeitnehmer vornahmen, sparten die Sozialversicherungsbeiträge auf die monatliche Versicherungsprämie.

Als dann die Auszahlungen (von 2004 an) kamen, rieben sich die Versicherten die Augen: Ihre Ersparnisse samt Zinsen und Überschüssen wurden mit Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträgen belegt. Und zwar Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil. Die Arbeitgeber blieben ungeschoren, obwohl auch sie teilweise fast 30 Jahre lang die Arbeitgeberbeiträge sparten. Wenn man bedenkt, dass es acht Millionen Direktversicherungsverträge in Deutschland gibt und jeder Geschädigte nur fünf bis sechs Verwandte, Freunde oder Bekannte hat, die im Erwerbsleben stehen, denen er von seiner Enteignung berichtet hat, ist es doch völlig normal, dass ein vernünftiger Arbeitnehmer sich auf solche Verträge nicht mehr einlässt.

Bevor man versucht, neue Verträge abzuschließen oder neue Modelle zu entwickeln, sollte man (Politik, Wirtschaft, Versicherung und Justiz) erst einmal verlorenes Vertrauen wieder herstellen. Denn da wird bis heute gemauert. Die ehemals Direktversicherten werden alleingelassen. Erwin Tischler, Georgsmarienhütte

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© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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