Aktien:Von wegen null Risiko

Die Börsen boomen, eine Hausse jagt die andere. Sollte man als einfacher Anleger nun auch Aktien kaufen? Ein Leser hält das mit Hinweis auf die Risiken einer solchen Anlage für völlig falsch. Er will auf der Bank wieder mehr Zinsen fürs Geld.

"Aktien für alle" vom 6. November:

Steuerbefreiung für Dividenden und Kursgewinne soll es geben, damit es mehr Aktionäre gibt? Das ist ja die Höhe! Das wäre mit Sicherheit ein 1a-Paradebeispiel für eine Umverteilung von unten nach oben, denn die Sozialstruktur der Aktienbesitzer dürfte wohl deutlich Richtung wohlhabend bis reich verschoben sein. Aber jeder ALG-II-Bezieher profitiert sicherlich nicht davon und zahlt indirekt zum Beispiel über die Mehrwertsteuer eine solche Steuerbefreiung mit. Verglichen damit wären frühere Steuerbefreiungen à la vergünstigte Mehrwertsteuer für Hoteliers oder die Flugbenzinsteuerbefreiung für die Privatjet-Besitzer ein Nasenwasser.

Was Aktien an sich betrifft, sollte man gut aufpassen, wann man einsteigt. Wir erleben einen Aktienboom, wie es ihn noch nie gab. Weltweit. Seit Jahren. Die Indizes eilen von einem Allzeit-Hoch zum nächsten. Ach ja, in den USA ging übrigens die vergangenen fünf Jahre die Aktionärsquote von etwa 50 Prozent auf etwa 25 Prozent zurück. Auch das könnte man mal beleuchten. Was ist da passiert? Spricht man mit Investmentberatern, dann heißt es nicht selten: Finger weg von Aktien. Die Hausse erreicht jetzt ihren Höhepunkt.

Ich halte es für unverantwortlich, unter diesen Vorzeichen einem zunehmenden Aktienbesitz das Wort zu reden. Aktien sind alles andere als Null-Risikopapiere. Wir sollten dagegen noch mehr und noch lauter darüber sprechen, wieso die klassischen Sparinstrumente wie Pfandbriefe, Lebensversicherungen oder Bundesschatzbriefe nicht mehr funktionieren oder gar nicht mehr existieren. Die Null-Zins-Politik der Notenbanken ist das wahre Problem und die Ursache für diese Misere. Der normale Sparer soll jetzt verstärkt ins Risiko gehen, um überhaupt noch etwas Rendite zu bekommen, damit die Staaten und Banken sich zu fast null Risiko verschulden können. So was kann dauerhaft nicht gutgehen. Dr. Anton Weber, Regensburg

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: