Wirtschaftsverbände zur Hochschulfinanzierung:Studiengebühren sollen auf 1000 Euro steigen

Die großen Wirtschaftsverbände und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben ein neues Finanzierungssystem für die Hochschulen vorgeschlagen. Dazu sollen unter anderem die Studiengebühren drastisch erhöht werden.

Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels haben die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft deutlich mehr Geld für die Hochschullehre gefordert. Bei der Präsentation eines neuen Finanzierungsmodells für die Hochschulen sprachen sich die Verbände am Mittwoch dafür aus, die für die Lehre bestimmten Mittel von derzeit 12,2 Milliarden Euro pro Jahr auf 14,7 Milliarden Euro zu erhöhen. Das Gros der Erhöhung soll durch die bundesweite Einführung von Studiengebühren von 1.000 Euro pro Jahr finanziert werden.

Das Finanzierungsmodell wurde von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Bundesverband Deutscher Industrie (BDI), dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gemeinsam entwickelt. Vor gut einer Woche hatte bereits der Wissenschaftsrat zur Verbesserung der Lehre 1,1 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich gefordert. Allein durch die bundesweite Einführung von Studiengebühren erwarten die Verbände zwei Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen.

Geld für zusätzliches Personal

Mit diesem Geld könnten die akademischen Einrichtungen verstärkt in die Lehre investieren, zum Beispiel, in dem sie zusätzliches Personal einstellten, begründete der Direktor des IW Köln, Michael Hüther, bei der Präsentation in Berlin.

Darüber hinaus schlugen die Verbände einen von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Gutscheinpool von fünf Milliarden Euro vor. Aus ihm sollen die Studierenden Gutscheine im Wert von jährlich je 2.500 Euro erhalten, die sie an ihrer Hochschule einlösen. Die Bundesländer bräuchten Anreize, um weiterhin in ihren akademischen Nachwuchs zu investieren, selbst wenn der nach seinem Abschluss wegziehe und seine Steuern woanders entrichte, sagte Hüther. Von den fünf Milliarden Euro sollen die Länder 4,5 Milliarden tragen. Der Bund soll mit rund 500 Millionen Euro pro Jahr den Beitrag für ausländische Studenten übernehmen.

Nationales Studenten-Stipendium

Die Verbände schlugen darüber hinaus ein bundesweites Studienfinanzierungssystem aus. Dieses soll ein monatliches Bildungsbudget für jeden Studierenden, gezielte BAföG-Zuschüsse für sozial Schwächere sowie günstige Studienkredite für alle umfassen. Ziel sei es, ein Studium ohne Nebenjobs und Elternunterstützung möglich zu machen, erklärte Hüther.

Dem Modell zufolge profitieren Bund und Länder, wenn sie die Pläne umsetzen. Wenn sie ab 2009 in 20.000 neue Studienplätze pro Jahr investierten, sei Fachkräftemangel in zehn Jahren kein Thema mehr.

Die von 2009 bis 2018 zu erwartenden Steuermehreinnahmen durch die zusätzlichen Absolventen wären über fünf Mal so hoch wie die Mittel, die extra in die Hochschulen zu stecken seien.

Derweil warb der nordrhein-westfälische Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) für sein neues Konzept eines nationalen Studenten-Stipendiums. Begabte Studenten sollten mit bis zu 300 Euro monatlich gefördert werden, sagte er im rbb-Inforadio. Dafür sollten Hochschulen für jeden Euro, den sie an Drittmitteln für die Studienförderung einwerben könnten, auch einen Euro vom Staat erhalten. Für die Studentenförderung stünden so pro Jahr zusätzlich rund 130 Millionen Euro vom Bund und 70 Millionen Euro von den Ländern zur Verfügung.

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