Wiedereinstieg nach Babypause:Wie Mütter in den Beruf zurückfinden

Maria Hilf; Franziska Seefeld, Thema Wiedereinstieg, Ressort KARRIERE

"Ich habe eigentlich nie aufgehört zu arbeiten" sagt Franziska Seefeld. Die Gesundheitsökonomin arbeitet in Vollzeit, ihr Mann ebenfalls.

(Foto: JA)

Nur wenigen Frauen gelingt nach der Babypause der nahtlose Wiedereinstieg in den Job. Mal muss verhandelt werden, mal geht beim alten Arbeitgeber gar nichts mehr. Drei Mütter erzählen, wie sie es geschafft haben.

Von Dorothea Grass

Franziska Seefeld, 35: "Ein Geben und Nehmen"

Ich bin Gesundheitsökonomin, als Referentin der Geschäftsführung bei einem großen Unternehmen im Gesundheitswesen tätig und verantworte dort den Bereich Familie und Beruf. Meine Arbeit hat mir schon immer viel Spaß gemacht. 80 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen. Dass die auch Kinder bekommen, ist in unserem Unternehmen kein Problem.

Als mein Kind unterwegs war, habe ich meinem Arbeitgeber von Anfang an gesagt, dass ich nach der Geburt so schnell wie möglich wieder in den Beruf zurückkehren möchte. Ganz einfach, weil ich gerne arbeite und weil ich meine Stelle auch behalten wollte. Rückblickend habe ich mir viel innerlichen Druck aufgebaut. Mein Chef war um einiges entspannter als ich und sagte: "Jetzt kriegen Sie erst einmal Ihr Kind und dann schauen Sie weiter."

Ich habe aber an meinem Plan festgehalten. Vom ersten Moment an, als ich nach der Geburt des Kindes wieder zu Hause war, habe ich meine Arbeitsmails gecheckt. Als es acht Wochen alt war, habe ich wieder angefangen, einen Tag in der Woche zu arbeiten. An diesen Tagen ist meine Mutter, die eine Stunde von uns entfernt lebt, zur Betreuung angereist. Nach zehn Monaten Elternzeit mit der Teilzeit-Lösung ist mein Mann für vier Monate zu Hause geblieben und ich bin währenddessen für 30 Wochenstunden zur Arbeit gegangen. Im Folgejahr habe ich auf 15 Wochenstunden reduziert, bin dann zum Ende der Elternzeit für zwei Monate wieder auf 30 Stunden gegangen und arbeite nun seit etwas mehr als einem Jahr wieder in Vollzeit. Das bedeutet: 39 Stunden pro Woche. Mein Kind ist jetzt dreieinhalb Jahre alt.

"Ich lege viel Wert auf meine Unabhängigkeit"

Ja, das ist viel. Aber ich kann es mir gar nicht anders vorstellen. Die Vollzeittätigkeit bot sich an, weil größere Projekte im Unternehmen anstanden. Ich wollte einfach dabei sein. Durch mein Engagement habe ich mir auch ein Stück Freiheit erkaufen können. Ich kann mir dadurch meine Arbeitszeit flexibel einteilen, arbeite auch mal im Home-Office und bin dafür mit Diensthandy und Dienstlaptop ausgestattet worden.

Mein Mann arbeitet ebenfalls Vollzeit, kann sich seine Arbeitszeiten aber noch freier einteilen als ich und ist somit meistens derjenige, der unser Kind in die Kita bringt und auch wieder abholt. Ohne ihn würde die Rechnung nicht aufgehen.

Natürlich habe ich manchmal Zweifel, ob mein Weg der richtige ist. Ich denke, das ist normal. In den Momenten bin ich froh, dass ich einen Vertrag unterschrieben habe, den ich nicht einfach von heute auf morgen kündigen kann. Schwierig wird es, wenn im Austausch mit anderen Müttern Glaubenssätze aufeinanderprallen. Zu einer Bekannten, die mich hinter meinem Rücken als mehr oder weniger schlechte Mutter bezeichnet hat, habe ich den Kontakt abgebrochen. Als berufstätige Mutter muss man sich davor schützen, sich ein schlechtes Gewissen machen zu lassen.

Ein bisschen bin ich stolz auf das, was ich meinem Kind jeden Tag vorlebe. Ich lege viel Wert auf meine Unabhängigkeit. Außerdem erfahre ich in der Arbeit noch einmal eine ganz andere Art der Selbstbestätigung als in meiner Rolle als Mutter. Und ich denke auch an meine Rente.

Ob mein Konzept auch mit zwei Kindern funktionieren könnte, weiß ich allerdings nicht. Rückblickend würde ich meinen Wiedereinstieg in das Berufsleben etwas ruhiger angehen. Dadurch, dass ich mir damals noch nicht einmal eine Vertretung gesucht hatte, habe ich mir einen großen Druck aufgebaut. Erstmal kleinere Brötchen zu backen, ist vielleicht schlauer. Insgesamt bin ich der Meinung, der Wiedereinstieg sollte zwischen Vorgesetztem und Angestelltem immer von einem Geben und Nehmen geprägt sein.

Mehr zum Thema "Was Personaler für den Wiedereinstieg raten" lesen Sie hier.

Laura Fichtner*, 37: "Die Elternzeit war der Wendepunkt"

Meinen Wiedereinstieg in den Beruf hatte ich mir anders vorgestellt. Bevor ich 2012 Mutter wurde, arbeitete ich als Senior Managerin für Online-Marketing in einem kleinen Unternehmen mit knapp 20 Mitarbeitern. Ich stand dort in einem festen Angestelltenverhältnis, leitete ein kleines Team.

Dann wurde ich schwanger und teilte das meinem Chef mit. Seine Reaktion darauf war nicht negativ: Vor meinem Abschied in den Mutterschutz verblieben wir so, dass ich nach elf Monaten Elternzeit für 25 Stunden pro Woche wieder auf meiner alten Stelle arbeiten würde. Diese Absprache war mündlich, schriftlich fixiert hatten wir nichts.

Als meine Tochter auf der Welt war, reichte ich innerhalb der regulären Frist meinen Antrag auf Elternzeit ein - mit dem abgesprochenen Rückkehr-Szenario. Vier Wochen später bekam ich die Nachricht, dass das so nicht möglich sei. Die Firma begründete das mit meiner Position als "Quasi-Führungskraft", die sich nicht mit einer "Quasi-Teilzeit"-Stelle im Umfang von 25 Wochenstunden vereinbaren ließe. Mit so einer Nachricht hatte ich nicht gerechnet.

"Im Grunde wurde ich rausgeekelt"

Mein Arbeitgeber teilte mir mit, dass mein Antrag auf Elternzeit darüber hinaus Formfehler enthalte und deswegen nicht gültig sei. Daraufhin nahm ich mir einen Anwalt. Mit seiner Hilfe stellte ich den Antrag auf Teilzeit während der Elternzeit noch einmal neu. Dieses Mal kam die Antwort prompt: Man hätte firmenintern umstrukturiert, hieß es. Meine Stelle sei dadurch überflüssig geworden - ganz egal, in welchem Arbeitsumfang.

Ich war vorher ein Jahr lang in dieser Firma beschäftigt. Das Miteinander unter den Kollegen war immer nett, alle waren per Du, nie fiel ein böses Wort. Jetzt kommunizierten wir nur noch per Anwalt. Ich hatte die Möglichkeit, zu klagen. Wahrscheinlich hätte ich gute Aussichten gehabt, zu gewinnen. Ich habe mich aber dagegen entschieden. In so einem Unternehmen wollte ich nicht mehr arbeiten. Im Grunde wurde ich rausgeekelt.

Danach habe ich mich nach Stellen im Online-Marketing umgeschaut. Für jemanden wie mich, der zehn Jahre Berufserfahrung hat, teilweise mit Führungsverantwortung und eine Tätigkeit mit "nur" 25 bis 30 Wochenstunden sucht, gab es aber nichts. Ich habe also erst einmal eine Elternzeitvertretung für anderthalb Jahre gemacht, bei einer Firma, bei der ich zuvor schon gearbeitet hatte.

Vor ein paar Wochen habe ich mich nun selbstständig gemacht. Bei akutem Bedarf vermittle ich Kindernotfallbetreuer an Eltern und Unternehmen, die den Service für ihre Mitarbeiter anbieten. Die Idee entstand aus eigener Beobachtung: Je nach beruflicher Verpflichtung können Eltern in Situationen geraten, bei denen sie ganz kurzfristig jemanden brauchen, der liebevoll und verlässlich ihre Kinder betreut. Bislang läuft das gut an.

Rückblickend war die Elternzeit für mich der Wendepunkt. Damals habe ich über die Frage nachgedacht, ob das, was ich mache, wirklich das ist, was ich möchte. Bei einem Workshop bin ich dieser Frage genauer nachgegangen. Dabei kam heraus, dass Selbständigkeit für mich das Richtige sein könnte, auch hinsichtlich der Vereinbarkeit mit der Familie. Diesen Wandel dann auch wirklich zu vollziehen, war ein Riesenschritt für mich. Ich habe jetzt viel mehr Verantwortung, einen höheren finanziellen Druck und muss stetig dafür sorgen, dass genügend Aufträge da sind. Aber dafür bin ich mein eigener Chef und kann mir die Arbeit selbst einteilen. Das ist den Aufwand wert.

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(*Name von der Redaktion geändert)

Aleksandra Ljiljanic, 25, hat dank firmeneigener Kita den Kopf frei für Arbeit

Als ich schwanger wurde, war ich noch in meinem Lehramtsstudium. Doch eigentlich war mir klar, dass der Lehrerberuf nichts für mich ist und dass ich die Ausbildung nach meiner Elternzeit nicht fortsetzen würde. Relativ rasch folgte dann auch das zweite Kind. Nach insgesamt drei Jahren Elternzeit beschloss ich, mich nach einer neuen Ausbildung umzusehen. Es war mein großer Wunsch, Familienleben und Ausbildung miteinander vereinbaren zu können. Um zu erfahren, wie ich das am besten angehe, bin ich zum Arbeitsamt und zu einer lokalen Ausbildungsmesse gegangen. Dort habe ich gefunden, was ich suchte: Kontakte zu Unternehmen in meiner Nähe, die Ausbildungsplätze in Teilzeit anbieten.

Aleksandra Ljiljanic, Weleda, "Wiedereinstieg in den Beruf"

Aleksandra Ljiljanic, Auszubildende in Teilzeit beim Naturkosmetikhersteller Weleda

(Foto: oh)

Mittlerweile bin ich seit einem Jahr bei Weleda in Schwäbisch Gmünd in einer Ausbildung zur Industriekauffrau. Abgesehen davon, dass ich mich mit den Produkten und der Kultur des Unternehmens sehr gut identifizieren kann, passt für mich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich arbeite zu 80 Prozent, habe also eine 30 Stunden-Woche. Dienstag und Donnerstag sind meine Berufsschultage; Montag, Mittwoch und Freitag arbeite ich im Unternehmen und kann meine Arbeitszeit dort flexibel regeln. Alle drei Monate wechsele ich während meiner Ausbildung die Abteilung und in jeder neuen Abteilung spreche ich meine Arbeitszeiten im Vorfeld ab.

Mehr Absprachen als üblich

Dass meine Kinder in der firmeneigenen Kita tagsüber betreut werden können, hat mir viele Sorgen genommen. Ich weiß, sie sind dort gut aufgehoben, die Öffnungszeiten decken meine Arbeitszeiten ab und es gibt vergleichsweise wenige Schließtage. Damit habe ich den Kopf frei für die Arbeit.

Natürlich fordert meine 80 Prozent-Stelle mehr Absprachen als üblich. Für meine Kolleginnen und Kollegenen bedeutet das manchmal auch Mehraufwand; ich spreche mich wöchentlich mit ihnen ab. Negative Erfahrungen habe ich bislang nicht gemacht, die meisten Mitarbeiter zeigen sich verständnisvoll und hilfsbereit. Im Vergleich zu anderen Auszubildenden kann ich nicht ganz so viele Termine wahrnehmen, aber ich versuche das mit Fleiß und Engagement wettzumachen.

Mein Arbeitgeber hat eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach Möglichkeit jeden Auszubildenden nach der Lehre zu übernehmen. Wenn das klappt, wäre das schön.

Einen Überblick über staatliche Hilfen finden Sie hier.

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