Weltfrauentag der Vereinten Nationen:Jetzt sagt doch was!

Frau im Bundesrat

Bisher noch die Ausnahme: eine Frau im Bundesrat. Das Gremium setzt sich für eine Quotenregelung ein.

(Foto: dpa)

Die Fakten sind bekannt: Frauen sind seltener in Führungspositionen, jede zweite ist teilzeitbeschäftigt. Doch Frauen planen ihre Karriere viel zurückhaltender als Männer. Sie verdienen weniger, weil sie weniger fordern.

Von Sibylle Haas

Gedenktage sind dazu da, zu erinnern. An Katastrophen, Kriege und andere historische Ereignisse. Und sie sind dazu da, zu ermahnen: etwa daran, mit Müttern, Kindern und Behinderten besser umzugehen.

An diesem Freitag ist Weltfrauentag der Vereinten Nationen. Es ist der Tag, an dem besonders Frauenorganisationen für die Rechte der Frauen eintreten. Immerhin entstand der Internationale Frauentag vor etwa hundert Jahren im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Seitdem ist viel geschehen. Aber nicht genug. Weltweit werden Frauen misshandelt und diskriminiert. In vielen Ländern haben sie weniger Rechte als Männer.

Auch in der westlichen Welt sind Frauen oft benachteiligt. Sie sind seltener in Führungsjobs und verdienen auch weniger als Männer. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wies am Donnerstag darauf hin, dass in Deutschland Frauen im Schnitt 22 Prozent weniger Lohn bekommen und 105 Minuten mehr unbezahlte Arbeit am Tag verrichten als Männer.

Frauen holen am Arbeitsmarkt auf

Sie verzichten wegen der Familie auch eher auf den beruflichen Aufstieg, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Danach ist hier fast jede zweite Frau teilzeitbeschäftigt. Nur in den Niederlanden ist der Anteil höher. Gründe für den Teilzeitjob sind vor allem die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen.

Für Raimund Becker, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg, liegt genau hier die Crux. "Die Belange von Familie und Beruf lassen sich nicht immer ausreichend vereinbaren", sagt er. "Neben fehlender Kinderbetreuung spielen auch unzureichend flexible Arbeitszeitmodelle eine Rolle." So wichen Frauen immer mehr in Teilzeitarbeit oder Minijobs aus.

Frauen holen am Arbeitsmarkt auf. Dies sei erfreulich, so Becker. Seit 2005 sei die Erwerbstätigenquote von Frauen um 8,1 Punkte auf 67,7 Prozent im Jahr 2011 gestiegen. "Allerdings wissen wir, dass viele Frauen in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen mehr arbeiten möchten", sagte Becker. Gut ausgebildete Frauen seien unverzichtbar für die Unternehmen. Bis 2020 werde das Arbeitskräfteangebot selbst bei weiter steigender Erwerbsbeteiligung und moderater Zuwanderung um etwa drei Millionen zurückgehen. "Unter anderem zur Sicherung der Sozialsysteme ist es erforderlich, dass ein bestimmtes Beschäftigungsniveau erhalten wird", betonte Becker mit Blick auf den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen nach der Familienpause.

Frauen ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit wichtig

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert anlässlich des Weltfrauentags einen Rechtsanspruch auf eine Vollzeitstelle, wenn Frauen aus familiären Gründen ihre Arbeitszeit verringert haben. "So können sie ihre Einkommen steigern und ihre Aufstiegschancen verbessern", sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Unternehmen sollten zudem gesetzlich dazu verpflichtet werden, Lücken bei der Bezahlung von Männern und Frauen aufzudecken und zu korrigieren. Und mehr Frauen in Führungspositionen könnten die männlich geprägte Anwesenheitskultur in den Firmen in Frage stellen, sagte Sehrbrock weiter.

Eine Umfrage der Unternehmensberatung Accenture zeigt jedoch auch, dass Frauen ihre Karriere zurückhaltender planen als Männer. Sie fragen wesentlich seltener nach einer Beförderung (26 zu 74 Prozent) oder Gehaltserhöhung (48 zu 72 Prozent) und werden auch weniger oft befördert: Während 50 Prozent der Männer die gewünschte Position erhielten, waren es bei den Frauen nur 38 Prozent.

Die Befragung zeigt weiter, dass Frauen ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit wichtiger ist als Männern. "Arbeitgeber sind gut beraten, sich zu überlegen, wie sie Führungspositionen auch für Frauen attraktiver machen", sagt Catrin Hinkel, Geschäftsführerin bei Accenture. "Sonst werden sie den gewünschten Frauenanteil in leitenden Positionen nur schwer erzielen können." Neben flexiblen Arbeitszeiten ist für Frauen das Arbeiten im Home Office wichtig, so die Studie. Eine deutliche Mehrheit der Frauen ist davon überzeugt, dass sie durch die Technik am Arbeitsplatz flexibler werden.

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