Weiterbildung:Das Feierabend-Studium

Private Fachhochschule "Macromedia" in München, 2013

Auch an der privaten Macromedia-Hochschule ist ein berufsbegleitendes Studium möglich.

(Foto: Stephan Rumpf)

Berufsbegleitend an die Uni? Das fordert Disziplin und Zielstrebigkeit. Wer die Doppelbelastung meistert, hat aber beste Berufsaussichten.

Von Juliane von Wedemeyer

Panagiotis Liaskos brennt für seinen Arbeitgeber. Seinen Job möchte er trotzdem nicht ewig machen: Nach einer abgebrochenen Banklehre sitzt er am Empfang einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung - und das auch sehr gerne. Aber der 23-Jährige will mehr erreichen im Leben. Am liebsten würde er einmal eine Aufgabe im Management übernehmen. Aber ohne Ausbildung? Also studiert er jetzt. Immer donnerstags und freitags nach der Arbeit und jeden Samstag wird er in München in einem Seminarraum der FOM sitzen, einer Hochschule für Berufstätige. "Das wird hart", sagt er.

Trotzdem nehmen immer mehr Berufstätige diese Doppelbelastung auf sich - sie studieren an Universitäten, Hochschulen oder Berufsakademien. Mehr als 300 Einrichtungen bieten in Deutschland rund 2700 Studiengänge berufsbegleitend an. Und die Zahl der Teilnehmer der bei Berufstätigen besonders beliebten Fernstudiengänge ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa 100 000 auf mehr als 400 000 gestiegen. Wohl auch, weil für die Zulassung mittlerweile statt Abitur in der Regel auch drei Jahre Berufserfahrung genügen.

Seminare und Vorlesungen abends und am Wochenende

Liaskos' Hochschule ist eine Präsenzhochschule. Das heißt, die Studierenden müssen anwesend sein. Allerdings finden die Seminare und Vorlesungen so statt, dass Arbeitnehmer sie auch besuchen können: abends und am Wochenende. Fast 40 000 Studenten sind an den 29 deutschen Standorten der FOM eingeschrieben. Sie zählt damit zu den größten privaten Hochschulen bundesweit.

Und sie sei so etwas wie eine Aufsteiger-Hochschule, erklärt Rektor Burghard Hermeier. Überdurchschnittlich viele seiner Studenten stammten aus Nicht-Akademiker-Familien, etwa 70 Prozent. Auch Liaskos. Zudem hätten um die 20 Prozent einen Migrationshintergrund, fast doppelt so viele wie an Universitäten. Liaskos' Familie etwa hat griechische Wurzeln.

In diesem Semester gibt es 8000 Erstsemester an der FOM, allein am Standort München mehr als 900. Zum Semesterstart hat die Hochschule zum Empfang geladen. Nach den offiziellen Begrüßungsreden stehen Studienanfänger und Dozenten im Hörsaal an Stehtischen. Erste Gespräche bei Fingerfood. Liaskos hat sich für Wirtschaftsingenieurwesen entschieden. "Da geht es auch ein wenig um Technik. Das gefällt mir."

Die Gebühren in Höhe von 315 Euro monatlich zahlt er von seinem Gehalt. Für andere übernehmen das die Eltern, seltener auch der Betrieb. Der Staat fördert in bestimmten Fällen das berufsbegleitende Studium ebenfalls. Zumindest können die Kosten steuerlich abgeschrieben werden.

Die meisten von Liaskos' Kommilitonen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, einige auch älter. Manche haben sich für ihren ersten Studientag freigenommen, andere sind nach der Arbeit hierher gehetzt. Wenige tragen Anzug oder Kostüm, viele Jeans.

Praxisnähe zahlt sich aus

Johannes Crepon trägt Lederhose. Er ist auf dem Weg zur "Venture-Wiesn", einer Art Mini-Oktoberfest, auf dem sich Startups und Investoren näherkommen sollen. Crepon hat sein Innovations- und Technologiemanagement-Studium bereits 2015 mit dem Master beendet. Auf dem FOM-Empfang schaut er nur kurz vorbei, um davon zu erzählen.

Er sei schon oft extrem geschafft gewesen, sagt der 27-Jährige. Schließlich habe er nebenbei noch sein eigenes Unternehmen aufgebaut. Mit 17 hatte er es im Kinderzimmer gegründet: "Velocity", ein Onlineshop für amerikanische Fahrzeugteile. Eigentlich war das Studium nur sein Plan B. "Reine Vorsichtsmaßnahme, falls die Firma nicht läuft." Trotzdem hat er nach dem Bachelor gleich noch den Master gemacht. "Ich dachte, wenn ich das jetzt nicht durchziehe, dann nie." Zumal Firma und Studium voneinander profitiert hätten. Seine Bachelorarbeit etwa hat er über die Preisgestaltung seiner Firma geschrieben.

Die Praxisnähe sei ohnehin einer der großen Vorteile seiner Hochschule, sagt Rektor Hermeier. Die Dozenten bekämen häufig Impulse von den Studenten - nach dem Motto: "In unserem Unternehmen läuft das aber anders." Nicht selten erarbeite man im Seminar auch Lösungen für konkrete Probleme aus deren Arbeitsleben.

Hermeier legt großen Wert darauf, dass seine bundesweit 400 Professoren und 2000 Dozenten nicht nur eine akademische Laufbahn vorweisen können, sondern auch eine in der freien Wirtschaft. Allerdings sei es ab und an schwierig, gute Leute zu finden, weil seine Hochschule mit Topmanager-Gehältern nicht mithalten könne. Darum seien Nebentätigkeiten auch ausdrücklich erlaubt - immerhin garantierten auch sie Praxisnähe.

Und die scheint sich zu lohnen laut Hermeiers Zahlen: Spätestens eineinhalb Jahre nach dem Studium trügen 34 Prozent der FOM-Absolventen Personalverantwortung und 52 Prozent Umsatzverantwortung. Das zeige sich auch an den Gehältern. Fast die Hälfte der Absolventen verdiene nach dieser Zeit mehr als 4000 Euro. Das gelänge nur einem Viertel der Uni-Absolventen. Auch Crepon ist erfolgreich: Er hat inzwischen 15 Mitarbeiter und macht um die drei Millionen Euro Umsatz im Jahr.

Beweis für Disziplin und Zielstrebigkeit

Als die FOM als "Fachhochschule für Ökonomie und Management" 1990 in Essen gegründet wurde, sei das Thema "berufsbegleitendes Studium" von vielen als Nachhilfe für Spätzünder wahrgenommen worden, erinnert sich Hermeier. "Das hat sich geändert." Bei Personalern seien die Absolventen mittlerweile beliebt. Schließlich beweise der Abschluss deren Disziplin und Zielstrebigkeit. Nicht zu vergessen, die Berufserfahrung.

Panagiotis Liaskos hofft, dass er trotz des hohen Arbeitspensums auch andere Seiten des Studentenlebens kennenlernt. "Samstagnacht wäre nach dem Unterricht ja noch Zeit zum Feiern."

Informationen zum berufsbegleitendem Studium gibt es im Internet auf der Seite www.studieren-berufsbegleitend.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: