Weibliche Begriffsformen im Duden:Vorstadtkino, Vorständin, Vorstandschef

In den Spitzen deutscher Dax-Konzerne sitzen derzeit nur 15 Frauen. Der Duden will die seltene Spezies der weiblichen Vorstandsmitglieder dennoch mit einem eigenen Namen würdigen. Stellt sich die Frage: Hilft die Vorständin der Gleichstellung tatsächlich auf die Sprünge?

Die Sprache ist der Schrift stets voraus, deswegen muss der Duden gelegentlich aktualisiert werden und Worte für die wichtigsten neuen Phänomene aufnehmen. Erst seit 2009 kann zum Beispiel eine armutsgefährdete Angsthäsin unter einem Heizpilz twittern, das war vorher nicht vorgesehen.

Nun haben die "Vorständin" und die "Vorständinnen" gute Aussichten, erstmals zwischen "Vorstadtkino" und "Vorstandschef" einsortiert zu werden.

Das belegt gleich auf zwei Ebenen eine Fortentwicklung: Zum einen gibt es immer mehr Frauen in Vorständen, die man irgendwie benennen muss. Zum anderen bezeichnete der "Vorstand" ursprünglich keine Person, sondern das Gremium, das dem Unternehmen vorstand. Einen Vorstand und damit potenzielle Vorständinnen haben mehrere Rechtsformen, etwa der Verein und die Aktiengesellschaft.

Es ist aber nicht zu erwarten, dass deswegen die Gesetze aktualisiert werden: Auch die Bundeskanzlerin gibt es nur im Duden, nicht im Grundgesetz. Sprachschützer bezweifeln, ob das Erfinden neuer Worte der Gleichstellung wirklich zuträglich ist. Auch bei Siemens hat man schon angekündigt, die Personal-Chefin Brigitte Ederer weiter "Vorstand" und nicht "Vorständin" zu nennen.

Ein Streit, der die breite Masse der Duden-Leser und -Leserinnen nicht groß kümmern wird: In den Vorständen der deutschen Dax-Konzerne sitzen derzeit nur 15 Frauen.

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