Wasserbauer:Wächter der Flüsse und Kanäle

Wasserbauer haben keinen Bürojob. In ihrem abwechslungsreichen Berufsalltag spielen Naturschutz und Landschaftspflege eine große Rolle.

Die vielfältigen Arbeiten an Flüssen und Küstengewässern wurden in Deutschland früher von Handwerkern und Landarbeitern in Saisonarbeit erledigt. Es galt vor allem, die Bevölkerung vor Naturgewalten wie Hochwasser zu schützen. Mit dem Wachstum der Industrie entwickelten sich jedoch Flüsse und Kanäle zu bedeutenden Verkehrswegen. Ihre Pflege musste in professionelle Hände gelegt werden - es entstand der Beruf des "Wasserbauers".

Wasserbauer

Wasserbauer überprüfen am Nord-Ostseekanal die Rammpfähle an den Anlegestellen der Schiffe

Das deutsche Binnenwasserstraßennetz ist heute über 8000 Kilometer lang. Wasserbauer werden bei der Wartung, Inspektion und Instandsetzung der Bundeswasserstraßen eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehört beispielsweise auch die Sicherung der Fahrrinne für die Schifffahrt und der Schutz der Wasserwege etwa bei Hochwasser, Eis und Sturmflut.

"Der Beruf ist geeignet für junge Menschen, die sich zur Natur und zum Wasser hingezogen fühlen und einen vielseitigen, abwechslungsreichen Arbeitsplatz haben wollen", sagt Reinhard Klingen, Leiter des für Aus- und Fortbildung zuständigen Referats im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen.

Abwechslung garantiert

Naturschutz und Landschaftspflege spielen eine große Rolle. Bei der Gestaltung und Unterhaltung der Ufer werden ökologische Gesichtspunkte berücksichtigt. Es kommen Klingen zufolge auch moderne Baustoffe und -methoden zur Anwendung. Hinzu kommen umfangreiche Vermessungsaufgaben. Mit Strompeilungen und Wasserspiegel-Messungen stellen Wasserbauer sicher, dass die Schiffe in ihren Fahrrinnen immer genug Wasser unter dem Kiel haben.

"Was der Straßenbauer für die Autobahn, ist der Wasserbauer für die Flüsse und Kanäle", sagt Wasserbaumeister Peter Pohl aus Koblenz. Pohl wuchs an einer Schleuse auf und wollte eigentlich Zimmermann werden. Er entschied sich dann aber doch dafür, seinem Vater und Großvater in den Spuren des Wasserbauers zu folgen: "Ich bin jetzt seit 30 Jahren dabei", sagt Peter Pohl, "und habe meine Entscheidung noch nicht bereut. Ich wollte auf keinen Fall jeden Tag acht Stunden im Büro sitzen - obwohl man als Meister dem Papierkrieg nicht ganz entkommt".

Pohl schätzt an seinem Job nicht nur das Arbeiten unter freiem Himmel, sondern auch die Abwechslung: "An einem Tag wird eine Befestigungsmauer ausgebessert, am nächsten Tag eine Wasserstraße beschildert und am übernächsten ein Böschungsprofil abgesteckt. Unsere Arbeitsaufgaben sind sehr vielseitig angelegt."

Spezialisierung möglich

Zur Vorbereitung auf den abwechslungsreichen Berufsalltag ist auch die Ausbildung der Wasserbauer sehr breit angelegt. Wer möchte, kann sich später auf einen bestimmten Arbeitsbereich spezialisieren. So können Wasserbauer nach erfolgreicher Ausbildung zum Beispiel auch als Eichgehilfe im Schiffseichdienst, als Bauaufseher auf schwimmenden oder ufernahen Baugeräten, als Schichtleiter im Schleusendienst oder in ähnlichen Aufgabenbereichen eingesetzt werden.

In den ersten Berufsjahren verdient der Wasserbauer in etwa 3300 Mark brutto im Monat.

Freischwimmer gesucht

Die Ausbildung zum Wasserbauer dauert in der Regel drei Jahre. Sie findet bei den Dienststellen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes oder der Länder und im Bereich der Bauwirtschaft bei großen Wasserbaufirmen statt. Die praktische Ausbildung wird ergänzt durch überbetriebliche Lehrgänge in den Berufsbildungszentren Koblenz und Kleinmachnow bei Berlin.

"Zur Zeit bildet die Wasser-und Schifffahrtsverwaltung des Bundes 386 Wasserbauer aus, jährlich werden zwischen 100 und 150 Auszubildende eingestellt", sagt Diplom-Ingenieur Hauke Nakoinz, Leiter des Berufsbildungszentrums Koblenz, "einen gesetzlich vorgeschriebenen Schulabschluss als Zugangsvoraussetzung gibt es nicht, aber ein guter Hauptschulabschluss ist schon wünschenswert. Bewerber sollten zu ihrer eigenen Sicherheit außerdem über einen Freischwimmerausweis verfügen."

Begabung erwünscht

Auf dem Stundenplan des Berufsbildungszentrums stehen zum Beispiel das Einrichten von Baustellen, das Arbeiten im Tief- und Wegebau, das Herstellen und Verarbeiten verschiedener Werkstoffe sowie das Bedienen von Werkzeugen, Geräten und Maschinen.

"Außerdem werden die jungen Wasserbauer bei uns auch noch in Technologie, technischer Mathematik und technischem Zeichnen unterrichtet", erklärt Hauke Nakoinz, "eine Begabung für diese Bereiche sollte also nach Möglichkeit schon vorhanden sein."

(sueddeutsche.de/dpa)

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