Wachsende Branche:Wellness hat viele Gesichter

Man juggling food against beige background model released PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY BAEF00

Mit Blended Learning kann man binnen kurzer Zeit die Qualifikation für einen zweiten Beruf erwerben, zum Beispiel im Bereich Ernährung und Gesundheit.

(Foto: Westend61/Imago)

Fitness, Körperpflege oder bewusste Ernährung: Viele Menschen wählen eine Weiterbildung im Gesundheitsbereich. Entsprechend groß ist das Angebot von Kursen im Fernunterricht.

Von Christine Demmer

Sich zu bewegen und gesund zu ernähren, liegt im Trend. Ob das nun daran liegt, weil die Menschen vernünftiger geworden sind oder weil Erkrankte immer mehr Gesundheitsleistungen aus eigener Tasche bezahlen müssen, ist umstritten. Fest steht jedoch, dass der Arbeitsmarkt für Gesundheit in den vergangenen Jahren enorm gewachsen ist. Laut dem Statistischen Jahrbuch hatte 2013 etwa jeder achte Beschäftigte beruflich mit Patienten zu tun - oder mit solchen, die das gar nicht erst werden wollen. Denn zur Gesundheitsbranche im weiteren Sinne zählen auch Fitness, Wellness, Sport und Ernährung.

Ein expandierender Arbeitsmarkt ist eine Goldgrube für die Anbieter von Weiterbildung. "Alles in allem gibt es an die 4000 Fernlehrgänge", sagt Heiner Simons. Er leitet die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln, an deren Schreibtischen alle Fernkurse geprüft werden. Die Mitarbeiter in der Zentralstelle achten allerdings nur darauf, ob ein Kurs geeignet ist, um die versprochenen Ziele zu erreichen, und ob die Schutzvorschriften für Verbraucher eingehalten werden. Ist beides in Ordnung, darf sich der Anbieter mit dem ZFU-Siegel schmücken. Nicht untersucht wird, ob die oft vollmundigen Versprechen von vielen nahe gelegenen und gut bezahlten Arbeitsplätzen der Realität standhalten. "Marktanalysen machen die Anbieter", stellt Simons fest. Die Prognosen scheinen günstig zu sein, denn Fernlehrgänge im Gesundheitswesen bilden einen Schwerpunkt bei den Neuanträgen.

Per E-Learning - dem Lernen über elektronische Kanäle wie E-Mails, Chats oder Foren - lässt sich fast alles erfahren, was die Leute gesund macht und hält. Die Angebote reichen vom Hochschul-Master Gesundheitsökonomie über den Heilpraktiker, Physiotherapeuten und Fitness-Trainer bis hin zum Altenpfleger und Personal Coach für gesunde Ernährung. Besonders breit ist das Kursspektrum der privaten Institute. Oft schneiden die Anbieter nur solche Teile aus den Berufsbildern heraus, die von der Wirtschaft stark nachgefragt sind und in kurzer Zeit absolviert werden können. Nicht-akademische Fernkurse enden in der Regel nach höchstens zwölf Monaten mit einer institutsinternen Abschlussprüfung. "Die Anbieter sind sehr frei, das Curriculum zu definieren", formuliert Simons. Er beobachtet eine wachsende Spezialisierung: "Jeder Anbieter will sich von den anderen abgrenzen." Das aber können nur die privaten Institute, denn die staatlichen Anbieter von Weiterbildung im Gesundheitsbereich müssen sich an strenge Vorgaben halten.

Was ein Fernlernangebot attraktiv macht, geht aus zahlreichen Umfragen hervor. Gleich hinter den guten Berufsaussichten kommen eine kurze Studiendauer, geringe Gesamtkosten und möglichst wenige Präsenztage. So schraubt zum Beispiel das IST-Studieninstitut in Düsseldorf, einer der größten Anbieter von Fernunterricht in der Gesundheit, die Anzahl der Präsenztage auf ein Mindestmaß herunter. Damit will man den Teilnehmern entgegenkommen. "Sie wollen sich entweder ein neues Geschäftsfeld erschließen oder ins Management aufsteigen", erklärt Geschäftsführerin Katrin Gessner-Ulrich. "Fernunterricht ist ideal, weil sie dann in ihren Jobs bleiben können." Mit Gesundheits-Weiterbildungen erzielt das IST mehr als ein Drittel seines Umsatzes. Die Erwartungen bleiben hoch: "Auch in Betrieben und Fitness-Klubs steigt die Nachfrage nach kompetenten Gesundheitsfachleuten", sagt Gessner-Ulrich. Die Antwort des Instituts ist ein Lehrgang namens Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). "In diesem Beruf kann man intern oder extern, nebenberuflich oder hauptberuflich arbeiten", nennt Gessner-Ulrich einen Vorteil der Gesundheitsbranche. Das an der angegliederten IST-Hochschule für Management angebotene Bachelor-Programm Fitness and Health Management hat ebenfalls einen hohen Anteil an Gesundheitsthemen.

Auch Andreas Vollmer von der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) erwartet, dass der Boom anhält. Er hat 40 Fernlehrgänge zu Gesundheit, Ernährung, Fitness, Wellness, Pflege und Coaching im Programm. "Blended Learning passt sehr gut zur Zielgruppe, die oft Schichtdienst arbeitet", betont er. Die SGD registriere viele Quereinsteiger und Berufsrückkehrer. Und wenn sich jemand aus einem fachfremden Beruf, etwa ein Autoverkäufer, für eine solche Fortbildung interessiert? Vollmer: "Die meisten bringen eine fachlich passende Erstausbildung mit." Zudem weise man Interessenten darauf hin, dass sie Freude am Umgang mit Menschen und Körperkontakt haben sollten. "Das erkennen Studenten spätestens in den Präsenzphasen. Extreme Berufswechsler haben wir überdies sehr selten in diesen Kursen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: