Uni-Zulassung:Die Hürden werden höher

Uni-Zulassung: Wenn man dort nicht gerade Medizin oder Psychologie studieren wollte, konnte man sich bislang in Österreich für etliche Fächer frei einschreiben. Die Regierung plant nun aber, den Zugang zu Unis erheblich einzuschränken.

Wenn man dort nicht gerade Medizin oder Psychologie studieren wollte, konnte man sich bislang in Österreich für etliche Fächer frei einschreiben. Die Regierung plant nun aber, den Zugang zu Unis erheblich einzuschränken.

(Foto: Alexander Klein/AFP)

In Österreich bereitet die Regierung derzeit eine Reform des Hochschulsystems vor: Von 2018 an soll der Zugang zu Universitäten stärker eingeschränkt werden. Außerdem plant man, ab 2019 Studiengebühren einzuführen.

Von Cathrin Kahlweit

Anfang 2017 hatte der österreichische Bundeskanzler Christian Kern in der kleinen Stadt Wels einen mittlerweile sagenumwobenen Aufritt: In der Mitte einer großen Arena, ganz in Rot ausgeleuchtet, von Anhängern umjubelt wie ein Showstar, stellte er ein Projekt mit dem schicken Namen "Plan A" vor. Das A steht für Austria wie Österreich, und Kern wollte demonstrieren, dass man als Sozialdemokrat politische und ökonomische Zukunftsvisionen haben dürfe, ja haben müsse.

Die Rede begeisterte beileibe nicht alle Genossen. Denn mindestens ein Vorschlag war ein brutaler Abschied von alten, linken Positionen: Kern sprach sich für eine Studienplatzfinanzierung inklusive Studienplatzbeschränkungen aus. Universitäten bräuchten mehr Geld und bessere Beratungsangebote, so der Bundeskanzler, aber eben auch eine "stärkere Steuerung der Studierendenflüsse".

Studiengebühren gab es an den Unis bislang nicht. Von 2019 an könnte sich das ändern

Der Tabubruch heißt also, übersetzt: In Zukunft soll auch in Österreich vom Staat geregelt werden, wie viele Plätze pro Studiengang zur Verfügung stehen, was je nach Bedarf und Nachfrage festgelegt wird. Es gebe zu viele "Studienklassiker", also stärker frequentierte Studiengänge, in denen das Betreuungsverhältnis besonders schlecht sei, sagte Kern, der in seine Überlegungen jährlich steigende Studierendenzahlen einbezog. "Im Gegensatz zur aktuellen Situation könnte sich die Zahl der Studienplätze von einer Mindestzahl zu einer Maximalzahl wandeln", die sich an der aktuellen Absolventenzahl zuzüglich einer Studienabbrecher-Rate orientiere. Zudem soll das Studieren in Österreich in Zukunft auch etwas kosten. Dagegen hatten sich die Sozialdemokraten mit Verweis auf die bedrohte Chancengleichheit immer gewehrt.

Bisher gilt das Land als Eldorado für ausländische Studenten: kein Numerus clausus, keine hohen Kosten, an vielen Universitäten kann man sich nach wie vor einfach einschreiben. Hürden gibt es allerdings bei extrem populären Fächern, bei denen nicht nur ein Eignungstest zu bewältigen ist, sondern auch Quoten für EU-Ausländer gelten.

Zugangsbeschränkungen bestehen derzeit in Medizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Publizistik, Wirtschaftswissenschaften, Architektur, Informatik, Biologie und Pharmazie. Eignungsprüfungen - ohne Platzbeschränkungen - gibt es derzeit beim Lehramts-, beim Sportstudium und bei einigen künstlerischen Studien.

Nun aber soll das alles ausgeweitet werden. Kern ging in die Vorlage, wenig später nickte die Regierungskoalition die Pläne in einem Arbeitsübereinkommen ab, Details sollen folgen. Die Koalition beschloss, noch im Sommer 2017 ein Abkommen vorzulegen, mit dem bereits von 2018 an der Zugang zu Universitäten beschränkt und Aufnahmeprüfungen eingeführt werden. Ab 2019 soll es in Österreich auch Studiengebühren geben.

Die Universitätenkonferenz (Uniko) jubiliert, sie rechnet schon mal vor, wie die Beschränkung aussehen könnte: Demnach soll ein Modell entwickelt werden, bei dem zu den aktuellen Absolventenzahlen eine Marge von "20 bis 40 Prozent" dazugerechnet wird - quasi als Variable für jene, die aufgeben oder durchfallen. Das würde allerdings bedeuten, dass in besonders beliebten Studienrichtungen wie Jura, Anglistik oder Germanistik mehr als die Hälfte der aktuellen Anfängerplätze wegfallen müssten.

Die Studentenvertreter (Österreichische Hochschülerschaft ÖH) reagierten selbstredend empört: Hier würden aktiv Menschen mit geringem Einkommen und niedrigem Bildungsniveau ausgegrenzt. Gerald Steinhardt, Dekan der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität Wien, findet den Schritt, die Anzahl der Studienplätze in Österreich zu begrenzen, hingegen richtig: Die (bessere) Alternative wäre in seinen Augen zwar eine dramatische Erhöhung des Budgets, um die Studenten qualitativ hochwertig auszubilden, aber die sei nicht in Sicht.

Ein Sozialplan sieht vor, die finanziellen Hilfen für bedürftige Hochschüler zu erhöhen

Um die Reform sozial abzumildern, hat Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) schon mal eine Art Sozialplan vorgelegt. Ab dem kommenden Wintersemester sollen die Studienbeihilfen für bedürftige Studenten ebenso angehoben werden wie die entsprechenden Einkommensgrenzen.

Zudem werden erstmals alle 15 bestehenden Webseiten zu den diversen Studieninformationen in Österreich unter www.studiversum.at gebündelt. Das soll nach den Worten von Mitterlehner den Zugang für (angehende) Studierende zu finanzieller Unterstützung, zu Studien- und Promotionsmöglichkeiten, Zulassungsfristen oder Mobilitätsprogrammen erleichtern.

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