Unbeliebteste Azubi-Jobs:Rauer Umgangston, mieses Gehalt

Interesse an ausländischen Lehrlingen wächst

Zwei Koch-Azubis bei der Arbeit: Ihr Job ist stressig - aber er bringt auch Spaß

(Foto: dpa)

Udo Walz auf dem roten Teppich, Christine Neubauer rettet den Landgasthof: Friseur oder Köchin wirken im Fernsehen wie Traumjobs, doch Azubis sind rar. Warum diese Berufe so unbeliebt sind und welche Chancen sie bieten.

Von Violetta Hagen

Schnitzel panieren, wenn andere schlafen. Haare schneiden für zehn Euro. Getränke servieren, wo andere Urlaub machen. In den Top Five der unbeliebtesten Ausbildungsberufe finden sich die üblichen Verdächtigen - trotz Johann Lafer, Udo Walz und dem aparten Schwarzwaldhof im Vorabendprogramm. Aber was macht die Arbeit als Koch so unbeliebt? Und warum lohnt sich die Ausbildung zur Friseurin vielleicht doch? Die Fakten zu den unbeliebtesten Ausbildungsberufen.

Koch/Köchin

Was Azubis abschreckt: Lange Arbeitszeiten, ständiger Zeitdruck und dafür meist kein gutes Gehalt: willkommen im Alltag vieler Köche. "Die Ausbildung war hart", sagt Leander Leins, der seit eineinhalb Jahren als Koch arbeitet. "Man lernt, auch mit vier Stunden Schlaf pro Nacht weiterzuarbeiten." Jeden Tag mindestens zwölf Stunden hinterm Herd stehen - das sei normal für viele Köche. Ebenso gewöhnungsbedürftig: der raue Umgangston in der Küche. "Damit kommt nicht jeder klar", sagt der 24-Jährige, der inzwischen in einem Sternerestaurant bei Göppingen arbeitet.

Warum der Beruf trotzdem Spaß macht: Adrenalinjunkies kommen bei diesem Job auf ihre Kosten: "Viele Köche mögen den Stress, das Gefühl ständig unter Strom zu stehen", sagt Leander Leins. Die schönen Momente des Kochalltags: "Wenn man am Ende des Arbeitstages das Gefühl hat: Heute hat einfach alles geklappt. Und wenn man ein selbst kreiertes Gericht auf der Speisekarte sieht. Das macht den ganzen Stress wett."

Gehalt im ersten Ausbildungsjahr: Zwischen 479 Euro und 586 Euro im Monat.

Voraussichtliches Gehalt als Berufsanfänger: Zwischen 1400 Euro und 1900 Euro im Monat.

Aufstiegschancen: Wer Einsatz zeigt, kann sich zum Küchenchef und zum Küchendirektor hocharbeiten. Manche Köche machen sich mit einem eigenen Restaurant selbständig. Auch in Nahrungsmittelkonzernen gibt es immer wieder Jobs für sie. Einige lassen sich auch zu Restaurant-Testern weiterbilden.

Friseur/ Friseurin

Was Azubis abschreckt: Angehende Friseure erhalten ein besonders geringes Ausbildungsgehalt. Außerdem muss oft an Samstagen gearbeitet werden. Und auch der enge Kontakt zum Kunden liegt nicht jedem: "Bei Probetagen in unserem Salon merken viele erst, dass es ihnen unangenehm ist, den Kunden so nahe zu kommen", sagt Gudrun Lindemeyer, die einen Friseursalon in München leitet.

Warum der Beruf trotzdem Spaß macht: Was dem einen nicht liegt, motiviert den anderen besonders: In wenigen Ausbildungsberufen ist der Kontakt zum Kunden so eng und persönlich. "Ich mag, dass die Arbeit so kreativ ist. Es kommt häufig vor, dass Kunden sagen: Ich will was Neues, schneid einfach mal", sagt Derya Kalayci, die gerade eine Ausbildung zur Friseurin macht. Seit der Einführung des flächendeckenden Mindestlohn-Tarifvertrags haben sich auch die Gehaltsaussichten zumindest ein wenig verbessert.

Gehalt im ersten Ausbildungsjahr: Zwischen 214 Euro und 374 Euro im Monat.

Voraussichtliches Gehalt als Berufsanfänger: Zwischen 1400 Euro und 1700 Euro im Monat.

Aufstiegschancen: Nach der Ausbildung kann man sich zum Meister weiterbilden und die Leitung eines Salons übernehmen. "Das ist dann viel mehr als Haareschneiden, da muss man sich auch in die wirtschaftlichen Abläufe einarbeiten", sagt Gudrun Lindemeyer.

Während dieser Ausbildung schrumpft der Freundeskreis

Bäckereifachverkäufer/ -fachverkäuferin

Was Azubis abschreckt: Auch wenn angehende Fachverkäufer nicht so früh aufstehen müssen wie Bäckergesellen - dieser Beruf ist nichts für Morgenmuffel. Die erste Schicht beginnt in manchen Bäckereifilialen schon zwischen fünf und sechs Uhr. Und auch am Wochenende müssen die Auszubildenden oft hinter der Ladentheke stehen.

Warum der Beruf trotzdem Spaß macht: Viele Auszubildende schätzen den engen Kundenkontakt. Anastasia Kotsides gefällt, dass sie - anders als beispielsweise Verkäufer in einer Modeboutique - an der Herstellung ihrer Waren beteiligt ist. "Ich weiß genau, wie unsere Backwaren entstehen. Das finde ich sehr schön", sagt Kotsides, die in einer Bäckerei in München arbeitet.

Gehalt im ersten Ausbildungsjahr: Zwischen 396 Euro und 451 Euro im Monat.

Voraussichtliches Gehalt als Berufsanfänger: Zwischen 1500 Euro und 1600 Euro im Monat.

Aufstiegschancen: Ein Leben lang hinter der Theke stehen müssen Bäckereifachverkäufer nicht. "Wenn man sich engagiert, kann man in die Filialleitung und später in die Verkaufsleitung aufsteigen. Und von dort dann in andere Branchen wechseln", sagt Kotsides, die mit 22 Jahren bereits stellvertretende Filialleiterin ist.

Hotelfachmann/Hotelfachfrau

Was Azubis abschreckt: In einem Hotel herrscht immer Betrieb, auch und gerade an Wochenenden und Feiertagen. An Weihnachten oder Silvester im Restaurant Dienst zu schieben - auf so etwas müssen sich die Auszubildenden einstellen. Im Hotel "Vier Jahreszeiten Kempinski" beginnt die früheste Schicht um fünf Uhr, die späteste endet um zwei Uhr morgens. Solche Arbeitszeiten haben Konsequenzen: "Während dieser Ausbildung schrumpft der Freundeskreis, ganz klar", stellt Antonia Grimm fest, die beim "Vier Jahreszeiten Kempinski" ausgebildet wird. "Die familiäre Atmosphäre mit den Kollegen macht das aber wett", sagt die 19-Jährige.

Warum der Beruf trotzdem Spaß macht: Für Antonia Grimm liegt der größte Reiz in der Abwechslung. "Ich kann nie sagen, was ich in den nächsten Tagen machen werde." Angehende Hotelfachmänner und Hotelfachfrauen durchlaufen alle Bereiche des Hotels - vom Restaurant über den Zimmerservice bis zur Rezeption. "Wenn ein Gast sich für den schönen Aufenthalt bei uns bedankt - das ist der beste Moment im Arbeitsalltag", sagt die 19-Jährige.

Gehalt im ersten Ausbildungsjahr: Zwischen 479 Euro und 586 Euro im Monat.

Voraussichtliches Gehalt als Berufsanfänger: Zwischen 1500 Euro und 2000 Euro im Monat.

Aufstiegschancen: In großen Hotelketten ist eine Weiterbildung als Trainee im Ausland möglich. Einige Hotelfachleute studieren nach der Ausbildung, um sich für die Managementebene zu qualifizieren.

Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau

Was Azubis abschreckt: Neben ähnlich schlechten Arbeitszeiten wie in der Hotellerie gilt das schlechte Image des Berufs als Manko: "Einige Kunden betrachten einen Restaurantfachmann als bloßen Tellerträger. Und manche Betriebe sehen ihre Azubis als billige Arbeitskräfte", sagt Uli Portenlänger vom Restaurant "Alter Wirt" in Grünwald. Er rät jungen Leuten daher zur Ausbildung zum Hotelfachmann: "Da bekommt man die gleichen Kenntnisse vermittelt und ist am Ende breiter aufgestellt."

Warum der Beruf trotzdem Spaß macht: In einem guten Ausbildungsbetrieb lernen die angehenden Restaurantfachleute auch etwas über Weinkunde und wie sie die Kunden bei der Wahl des Gerichts beraten. Ein Vorteil: "Mit dem Trinkgeld, das viele Azubis erhalten, lassen sie manchen angehenden Bankkaufmann stehen", sagt Uli Portenlänger.

Gehalt im ersten Ausbildungsjahr: Zwischen 487 Euro und 589 Euro im Monat.

Voraussichtliches Gehalt als Berufsanfänger: Zwischen 1400 Euro und 1700 Euro im Monat.

Aufstiegschancen: Nach der Ausbildung kann man sich zum Restaurant-Meister weiterbilden lassen. Damit qualifiziere man sich etwa für die Leitung mehrerer Restaurants oder eines Hotels, so Uli Portenlänger. Ein deutscher Gesellenbrief in der Gastronomie sei außerdem im Ausland sehr beliebt.

Weitere Informationen zum Ausbildungsgehalt (brutto): Bundesagentur für Arbeit.

Infos zum Gehalt für Berufsanfänger (brutto): www.lohnspiegel.de

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