Umfrage:Beschwingt zur Arbeit

Stress am Arbeitsplatz

Hauptsache, die Arbeit macht Spaß. Ein gutes Gehalt schadet zwar nicht, ist aber weniger wichtig, als gedacht.

(Foto: imago/Westend61)
  • Eine Studie des Deutschen Institus für Wirtschaftsforschung hat ergeben: Die große Mehrheit der Deutschen geht gerne zur Arbeit.
  • Und dabei spielt die Höhe des Gehalts keine besonders große Rolle.
  • Vor allem die eigene Persönlichkeit beeinflusst die Job-Zufriedenheit.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Wer oft ängstlich oder ärgerlich ist, sich vergleichsweise selten glücklich fühlt oder weniger optimistisch in die Zukunft schaut, ist auch eher mit seiner Arbeit unzufrieden. Die große Mehrheit der Arbeitnehmer kann mit der eigenen beruflichen Tätigkeit aber gut leben. Dies geht aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Danach gab 2013 nur jeder achte Erwerbstätige an, mit seinem Job unzufrieden zu sein.

Jeder zweite Befragte bezeichnet sich als "besonders zufrieden"

Für die Studie wertete der DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke Daten des sozioökonomischen Panels aus, für das jährlich 30 000 Menschen in etwa 15 000 Haushalten Auskunft über ihr Einkommen, ihre Arbeit oder etwa über ihre Gesundheit erteilen. Dabei sollten sie auf einer Skala von null bis zehn angeben, wie sie ihre Arbeit beurteilen. Die Stufen von null bis vier wurden als "eher unzufrieden" gewertet. Jeder zweite Befragte kreuzte aber einen Wert von acht bis zehn an und bezeichnete sich damit als "besonders zufrieden".

Ob jemand seine Arbeit schätzt oder nicht, hängt laut der Untersuchung von verschiedenen Faktoren ab. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die eigene Persönlichkeit. "Viel hängt von persönlichen Eigenschaften und Gefühlen ab", sagt Brenke. Optimisten und ausgeglichene Menschen sind demnach mit ihrer Arbeit offenbar eher zufrieden, wobei sich die Frage stellt, inwieweit ihre Arbeit selbst zu diesem Gemütszustand beiträgt.

Gehalt ist wichtig - aber nicht besonders

Das Gehalt ist ebenfalls wichtig, aber nicht im dem Ausmaß, wie vielleicht mancher erwartet. Zwar steigt mit dem Gefühl, gerecht entlohnt zu werden, die Zufriedenheit mit der Arbeit. Doch selbst von denen, die 2013 auf einen Bruttostundenlohn von weniger als 8,50 Euro, also dem heutigen Mindestlohn kamen, war nur jeder Achte mit dem Job unzufrieden. Sogar Arbeitnehmer, die für ihre Stelle einen Hochschulabschluss benötigen, seien "nur wenig zufriedener als der Durchschnitt oder als diejenigen, die einen einfachen Job haben", heißt es in der Studie.

Auffällig sind jedoch die Leiharbeiter: Auch bei ihnen kommt die Mehrheit mit dem Job zurecht. Der Anteil der Unzufriedenen ist der Untersuchung zufolge aber "deutlich höher als unter den übrigen Beschäftigten". Dies gilt ebenso für Arbeitslose, die einen Job mit maximal 15 Stunden pro Woche haben, um erhaltene Sozialleistungen aufzustocken. "Bei beiden Gruppen hängt das wahrscheinlich damit zusammen, dass sie einen Job ausüben, den sie nur als Notlösung ansehen", sagt Brenke. Solche Arbeitnehmer seien auch eher bereit, ihren Job zu wechseln.

Das Studienergebnis kommt nicht überraschend

Für den Experten kommen die Ergebnisse nicht überraschend. Ähnlich zufrieden äußerten sich Erwerbstätige bereits vor 20 Jahren. Brenke kommentiert dies so: "Die Beschäftigten werden in Aufschwungphasen nicht automatisch anspruchsvoller in der Beurteilung ihrer Arbeit." Trotzdem sollten Arbeitgeber die wirtschaftliche Bedeutung der Zufriedenheit nicht unterschätzen. Tragen Arbeitsbedingungen zur Unzufriedenheit bei, könne dies dazu führen, "dass diese Personen entweder den Job verlassen oder vielleicht in die innere Emigration gehen und damit möglicherweise doch nicht so leistungsfähig sind wie andere Mitarbeiter".

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