Das macht ihn aus: Man hört ihn meistens schon, bevor er das Abteil mit Mobilfunkempfang im ICE betritt. "Ich habe Ihnen eben die Präsentation noch einmal zugeschickt, ein paar Folien können wir uns sparen, die hab ich gern noch in der Hinterhand. Können Sie jetzt alles schon mal so fertig machen. Bin wahrscheinlich 8.09 Uhr in der Firma." Der Workaholic hat jetzt seinen Platz eingenommen, Trench und Sakko an den Haken gehängt, die Aktentasche aufschnippen lassen und zerrt sein Notebook zwischen Aktenheftern und einem sauber gewickelten Schlips hervor. Während er seinen Rechner auf dem Tisch im Großraumabteil hochfährt, wählt er sich in die nächste Telefonkonferenz ein. Ganz klar: der Workaholic will keine Zeit verlieren, schon gar nicht mit unproduktivem Aus-dem-Fenster-Gucken und verträumtem Brötchenkauen. Bis er im Büro ankommt, hat er schon die dringendsten Mails beantwortet und selbst den Fuzzi vom Controlling telefonisch besänftigt.
Das wichtigste Utensil: Alles, was das mobile Büro ausmacht: Handy mit geladenem Akku, Freisprech-Kopfhörer, Laptop und Ladegerät für die Steckdosen im IC und ICE.
Der erste Satz im Büro: "Frau Schulze, wenn ich Sie nicht hätte! Könnten Sie bitte gleich mal nachschauen, wann meine Lufthansa-Vielflieger-Karte ausläuft?"
Das würde er nie zugeben: Ganz selten und nur, wenn er alleine ist, zelebriert er Ziellosigkeit und Null-Optimierung. Dann kauft er sich eine Tüte Chips und eine Flasche Bier und läutet den Feierabend mit einer Partie Minecraft auf dem Smartphone ein. Dabei versaut er sich meistens das bügelfreie Hemd mit fettigen Krümeln.
Dorothea Grass