Job:Kantinen-Typologie: "Ich muss dann auch schon wieder los"

Wer seine Mittagspause mit Kollegen in der Kantine verbringt, erlebt so einiges. Manch eine Essgewohnheit sagt mehr über den Arbeitnehmer aus, als ihm lieb ist. Eine Typologie.

Von Maria Holzmüller

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Salat-Streber

Meerschweinchen

Quelle: dpa

Daran erkennt man sie: Egal wie das Tagesangebot aussieht - diese Spezies steuert in jeder Mittagspause auf die Salatbar zu. Grüner Salat, ein paar Tomaten, geraspelte Karotten - und vielleicht noch mal ein paar Stücke Feta-Käse oder eingelegte Oliven. Hauptsache, Vitamine. Auf die Theke mit den Eintopfgerichten oder die Dessertauswahl werfen sie keinen Blick. Und die Bratwurst - viel zu fett für ein Mittagessen! Sie wollen ja schließlich so energiegeladen und frisch wie ein knackiges Salatblatt an ihren Schreibtisch zurückkehren. Gerne sind die Salat-Streber auch Vegetarier oder Veganer, die sich mindestens einmal am Tag darüber beschweren, dass es in der Kantine ja wirklich überhaupt nichts Vernünftiges zu essen gibt.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Wer mit Heißhunger in die Kantine geht und dort mit einem Salat-Streber verabredet ist, sollte eine gehörige Portion Selbstvertrauen mitbringen. Sonst ist die Gefahr groß, beim Anblick der bunten Salatpracht auf dem gegenüberliegenden Teller vom schlechten Gewissen übermannt zu werden, weil man selbst schon wieder die Pizza zur Kasse getragen hat. Und die schmeckt dann auch nicht mehr. Deshalb: Am besten Augenkontakt halten und den Salatteller ignorieren - oder sich selbst in die Schlange an der Salatbar einreihen.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Spar-Menü-Fans

Münchner Suppenküche

Quelle: dpa

Daran erkennt man sie: Was genau sie am Ende auf dem Teller haben, ist ihnen beinahe egal - Hauptsache, es war billig. Die Kantine ist ihnen natürlich eigentlich viel zu teuer, aber weil man halt doch etwas essen muss, suchen sie sich das Gericht aus, das am wenigsten kostet. Um ein besonders Schnäppchen zu machen, greifen sie dabei gerne zu den Beilagen und kombinieren sie mit einer Schale Suppe. Dabei entstehen dann so phantasievolle Menüs wie Butternudeln mit Spätzle und Soße.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Es schadet nie, ein bisschen mehr Zeit einzuplanen - denn bis die kostengünstigste Menü-Variante zusammengestellt ist, kann es ein bisschen dauern. Dafür ist der Spar-Menü-Fan dann beim Essen gutgelaunt, weil er mal wieder jede Menge Euro gespart hat. Von Ihrem Fünf-Gänge-Menü für 100 Euro vom Vorabend sollten Sie bei diesem Essen lieber nicht schwärmen.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Schnellesser

Currywurst Kantine

Quelle: dpa

Daran erkennt man sie: Die Mittagspause als Zeit zum Durchatmen und Ausspannen? Nicht für sie. Schnellesser sehen das tägliche Essenfassen als notwendiges Übel eines ansonsten gut strukturierten Arbeitstages. Der Magen muss gefüllt werden, deshalb schnell für ein Gericht entscheiden, hinsetzen, runterschlucken und dann sagen: "Ich muss dann auch schon wieder los."

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Entweder Sie passen sich dem Tempo Ihres Kollegen an und nehmen später eine Tablette gegen die Magenschmerzen, weil Sie Ihre Currywurst so runtergeschlungen haben. Oder Sie lassen sich nicht beirren, essen in Ihrem eigenen Tempo und nehmen damit in Kauf, dass Ihr Gegenüber ein paar Mal nervös auf die Uhr schielt und Sie schließlich allein am Tisch sitzen lässt. Dafür brauchen Sie später die Tablette nicht.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Taktiker

Gerhard Schroeder

Quelle: AP

Daran erkennt man sie: Die Mittagspause ist für sie kein Spaß, sondern die einmalige Chance, Punkte bei Vorgesetzten oder Kollegen zu sammeln. Sie verabreden sich gezielt mit Mitarbeitern, die wichtig für die weitere Karriere sein könnten. Je höher der Rang des Essensbegleiters, desto besser. Anstatt über Wetter und Urlaubspläne sprechen sie über wichtige strategische Entscheidungen in der Zukunft und darüber, welche Posten als Nächstes freiwerden könnten. Während der Chef auf seinem Schnitzel kaut, unterbreiten sie ihm ihre Pläne fürs neue Projekt und lassen hier und da einen Hinweis fallen, wie hart sie doch arbeiten und was sie in diesem Jahr schon alles geleistet haben.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Nicht zu viel ausplaudern. Alles was Sie während dieses Mittagessens sagen, könnte irgendwann gegen Sie verwendet werden.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Zwölf-Uhr-Pedanten

Vorschau Bundespraesidentenwahl

Quelle: ddp

Daran erkennt man sie: "Mahlzeit" verkünden Sie pünktlich um fünf vor zwölf und lassen ihren Stift fallen. Punkt zwölf Uhr muss gegessen werden, darauf haben sie schließlich den ganzen Vormittag hingearbeitet. Jede Minute, die sich das Essen verzögert, baut ihr Körper sichtlich ab - von Energie zum Arbeiten kann keine Rede mehr sein. Wer kurz nach zwölf auf die Schlange an der Kantinenkasse blickt, sieht sie gesammelt in einer Reihe stehen. Wartezeiten an der Kasse nehmen sie in Kauf. Ihre Essenszeit würden sie deswegen nie verschieben.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Bloß nicht verspäten - das senkt die Laune ihres Kollegen dramatisch. Dieses Risiko sollten Sie nicht eingehen.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Genießer

Themendienst Essen & Trinken: Fisch auf den Tisch

Quelle: ddp

Daran erkennt man sie: Sie stehen mit Vorliebe an der Gourmet-Theke und geben den Tagliatelle mit Lachsfilet den Vorzug vor schnödem Linseneintopf mit Wiener Würstchen. Der Preis ist ihnen dabei egal. "Dafür zahl ich auch gern mal sechs Euro" heißt es dann, wenn es ihnen schmeckt. Meist gilt ihr erster Blick am Morgen dem Speiseplan - und die Vorfreude auf das Mittagessen begleitet sie den ganzen Vormittag. Wenn sie dann in der Kantine sitzen, wollen sie auch in Ruhe genießen. Nichts ist ihnen mehr zuwider als beim Essen gehetzt zu werden.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Wenn Sie selbst zur Spezies der Schnellesser gehören, sollten Sie sich mit einem Genießer eher nicht verabreden. Ansonsten: Einfach mitgenießen.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Kalorienzähler

Wissenswert: Wie entsteht der Jo-Jo-Effekt?

Quelle: ddp

Daran erkennt man sie: Ihr Mittagessen suchen sie nicht nach Appetit, sondern nach Fettgehalt und Kalorienzahl aus. Gerne diskutieren sie untereinander vor der Kantinentheke über die Wahl, die am besten in ihren Diätplan passt. Wenn sie sich doch mal für den Braten entscheiden, dann "aber bitte ohne Soße".

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Mit wehmütigen Blicken auf Ihren eigenen Teller mit Fleisch und Soße müssen Sie rechnen. Aber bloß nicht anbieten, dass Sie etwas davon abgeben würden. Das könnte heftige Abwehrreaktionen hervorrufen.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Hausmanns-Koster

Themendienst Essen & Trinken: Tolle Knolle

Quelle: ddp

Daran erkennt man sie: In ihrem Mittagessen suchen sie Trost, Heimat und Stärkung zugleich. In der fremden Arbeitswelt sollte wenigstens das Essen ein kleines bisschen nach Zuhause schmecken. Kartoffelsalat, Maultaschen, Schweinebraten - nur wenn es deftig ist, lässt sich dem täglichen Alltagsfrust trotzen. Und in Zeiten nie endender Umstrukturierungen sollte wenigstens auf dem Teller Beständigkeit herrschen.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Über Ernährungstrends und die neue Thai-Ecke in der Kantine können die Hausmanns-Koster nur den Kopf schütteln - also in ihrer Gegenwart am besten kein Plädoyer für mehr Leichtigkeit in der Kantinenküche und den Ausbau der Salattheke halten.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Brötchen-Schmierer

Tag des deutschen Butterbrotes 2007

Quelle: dpa

Daran erkennt man sie: In der Kantine gar nicht. Dort sind sie nämlich so gut wie nie. Das Essen dort ist ihnen zu teuer / zu fettig / zu fleischlastig / zu eintönig. Deshalb verzichten sie lieber ganz darauf und bringen sich ihre eigenen Butterbrote von zu Hause mit. Die verspeisen sie dann genüsslich am Schreibtisch - und müssen dafür noch nicht mal ihre Arbeit unterbrechen.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Sie können froh sein, wenn ein gemeinsames Essen überhaupt einmal zustande kommt!

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Spaziergänger

Spaziergang am Ammersee

Quelle: dapd

Daran erkennt man sie: Das Essen ist für sie nur die Einleitung zum eigentlich wichtigsten Ereignis der Mittagspause: dem Spaziergang an der frischen Luft. Egal wie das Wetter ist, dringender als die Nährstoffe brauchen sie frischen Sauerstoff. Um nicht ganz auf den Kantinen-Komfort zu verzichten, nehmen sie dabei gerne einen Capuccino-to-go mit auf die Reise.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Die Jacke und gegebenenfalls den Schirm nicht im Büro vergessen.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Naschkatzen

Themendienst Essen & Trinken: Auf die Plaetzchen, fertig, los!

Quelle: dapd

Daran erkennt man sie: "Jetzt brauch ich noch was Süßes" ist ein Satz aus ihrem Standardrepertoire beim Mittagessen. Ohne Schokolade braucht der Nachmittag gar nicht erst anzufangen. Mehr als die Auswahl der Mittagsgerichte interessiert sie das Dessertangebot. Und ein Schokoriegel aus dem Automaten kehrt immer mit zurück an den Schreibtisch. Schließlich ist der Nachmittag noch lang.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Für immer einen Stein im Brett haben Sie, wenn Sie den Naschkatzen hin und wieder ein Stück Schokolade oder Kuchen spendieren. Und den Satz "Nein danke, ich bin grad auf Diät" sollten Sie sich in ihrer Anwesenheit sparen. Geteilte Schokolade ist doppelte Freude.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Kaffeetarier

Price Of Coffee Hits 13 Year High

Quelle: AFP

Daran erkennt man sie: Sie ernähren sich mehr von Koffein als von sonstigen Nährstoffen. Den Kaffeeautomaten im Büro frequentieren sie mindestens dreimal am Tag und anstatt Mittagspause machen sie lieber mal eine Kaffeepause am Nachmittag in der Cafeteria. Dort gönnen sie sich dann auch mal einen Latte macchiato als Hauptgericht.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Genug Wasser dazu trinken, sonst droht irgendwann ein Koffeinschock.

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Typologie der Kantinen-Esser:Die Außer-Haus-Esser

Jacques Melac

Quelle: AP

Daran erkennt man sie: Pünktlich zur Mittagszeit streifen sie ihren Mantel über und verlassen das Haus. Mit dem Kantinenessen belästigen sie sich gar nicht erst. Gegessen wird dort, wo die Leute wirklich kochen können: im Restaurant. Besonders gerne speisen sie dort in der illustren Gesellschaft von Geschäftsfreunden aus anderen Unternehmen oder Ehepartnern.

Was Sie bei einem Essen mit dieser Spezies beachten müssen: Wenn Sie dabei sind: Herzlichen Glückwunsch! Wenn nicht: Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Kollege ein wenig länger braucht, bis er zurück am Schreibtisch sitzt. Die Kellner brauchen immer so lange.

© sueddeutsche.de/mri/bgr
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