Trend zum Nebenjob:Doppelt gearbeitet hält besser

Eine Umfrage zeigt: Immer mehr Berufstätige haben einen Nebenjob. Das normale Gehalt reicht vielen nicht zum Überleben. Eine andere Angst geht hingegen zurück.

Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland versuchen, ihr Einkommen mit einem Nebenjob aufzubessern. Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Forsa ergänzen 15 Prozent der Erwerbstätigen ihren Hauptberuf durch eine weitere Tätigkeit, um am Monatsende finanziell besser dazustehen. Damit hätte sich die Zahl der Nebenjobber etwa vervierfacht: Vor zwei Jahren hatte der Anteil der Erwerbstätigen mit Zweitjob lediglich 3,7 Prozent betragen, wie der Finanzdienstleister AWD in Hannover mitteilte. Das Unternehmen hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben.

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Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten in Hotels, Gaststätten oder Restaurants. Neue Jobs gibt es vor allem für Teilkräfte oder auf 400-Euro-Basis.

(Foto: dpa)

Besonders häufig sind der Studie zufolge Geringverdiener mit einem Netto-Haushaltseinkommen von weniger als 1000 Euro und Selbstständige auf eine zusätzliche Einkommensquelle angewiesen. Viele Arbeitnehmer seien zudem kurz davor, sich einen Zweitjob zuzulegen. 38 Prozent aller Befragten erwägen demnach, neben ihrer bestehenden Arbeit eine weitere Tätigkeit aufzunehmen.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) wiederum verzeichnete 2008 unter den Berufstätigen einen Anteil von rund 6,7 Prozent mit Nebenjob, 2009 von 6,85 Prozent. Für 2010 rechnet das Nürnberger Institut mit einem Anteil von rund sieben Prozent der Erwerbstätigen. Im kommenden Jahr könnten es demnach 7,2 Prozent sein. Die Zahlen des IAB weichen damit deutlich von den AWD-Daten ab. Jedoch verzeichnen auch die Nürnberger Forscher einen steten Zuwachs der Erwerbstätigen mit Nebenjob.

Wegen steigender Lebenshaltungskosten bei oft nur geringen Lohnzuwächsen dürfte dieser Trend künftig noch zunehmen, erklärte AWD-Kommunikationschef Béla Anda: "Vor allem die nebenberufliche Selbstständigkeit wird an Bedeutung gewinnen." Insgesamt nimmt nach den Ergebnissen der Forsa-Umfrage die Angst der Deutschen vor Arbeitslosigkeit angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs ab. Derzeit hätten nur noch 12 Prozent der Erwerbstätigen Sorge, dass sie im kommenden halben Jahr ihren Job verlieren könnten, hieß es. Auf dem Höhepunkt der Krise im Sommer 2009 hatte noch mehr als ein Fünftel der Befragten befürchtet, bald ohne Arbeit zu sein. Die Umfrage unter 18- bis 50-Jährigen fand Ende November statt.

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