Telefon-Interview und Videokonferenz:Bewerbungsgespräche mal anders

Recruiter bedienen sich zunehmend unkonventioneller Methoden bei der Kandidatenauswahl. Wie sich Bewerber vorbereiten können.

Julia Bönisch

Vorstellungsgespräche im Büro des Personalers waren gestern. Zahlreiche Recruiter nutzen in der Frühphase des Auswahlprozesses Telefoninterviews zur ersten Auslese.

AUSSTELLUNG "MENSCH TELEFON - ASPEKTE TELEFONISCHER KOMMUNIKATION"

Auf ein Telefon-Interview müssen sich Bewerber anders vorbereiten als auf ein persönliches Vorstellungsgespräch.

(Foto: DDP)

Ein erstes Kennenlernen via Videokonferenz kann einem Bewerber ebenfalls blühen - besonders dann, wenn er weiter weg oder sogar im Ausland wohnt. Ein Manager etwa, der derzeit in der Londoner Niederlassung seiner Firma arbeitet, sich aber bei der Konkurrenz in Frankfurt bewirbt, muss so nicht extra in den Flieger steigen.

Wesentlich seltener sind da schon Vorstellungsgespräche, die komplett in der virtuellen Welt stattfinden. Große Konzerne wie IBM oder McKinsey locken zum Beispiel in Second Life mit Recruiting-Angeboten. Unilever oder die Citibank bedienen sich sogenannter E-Assessment-Center, bei denen mit Hilfe eines Online-Rollenspiels beruflich relevante biographische Angaben und die psychologische Eignung getestet werden. Auch hier sollten Bewerber gut vorbereitet sein.

Das Telefon-Interview

Ablenkungen minimieren Bewerber sollten den Anruf an einem ruhigen, privaten Ort entgegennehmen. Weinende Kinder, bellende Hunde oder Autohupen beeindrucken Personaler ebenso wenig wie das klickende Geräusch einer Tastatur im Hintergrund. Zudem eignet sich ein Festnetz-Telefon besser als ein Handy, weil die Verbindung hier klarer und besser ist. Allerdings sollten Bewerber daran denken, Funktionen wie Anklopfen oder Makeln zu deaktivieren.

Schön sprechen Das Telefoninterview hat den Nachteil, dass ein freundliches Lächeln und eine offene, entspannte Körperhaltung für den zukünftigen Chef nicht sichtbar sind. All das muss die Stimme transportieren - sie sollte enthusiastisch und offen klingen. Auch ein zustimmendes Nicken ist für das Gegenüber nicht sichtbar. Nachdem der Personaler einen Gedanken beendet hat, sollte der Kandidat also immer Einverständnis äußern.

Zudem sollte er ein Glas Wasser in greifbarer Nähe zum Hörer haben: Beim Frosch im Hals oder Hustenreiz hilft es, schnell ein paar Schluck zu trinken.

Unterlagen parat halten

Der eigene Lebenslauf und das Anschreiben gehören genauso neben das Telefon wie alle Unterlagen, die der Bewerber bisher über das Unternehmen recherchiert hat. Eine Liste mit offenen Fragen oder Punkten, die man ansprechen möchte, ist ebenfalls leicht vorzubereiten. Um wichtige Details schnell notieren zu können, müssen Zettel und Stift bereitliegen.

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Bewerbungsgespräche mal anders

Die Videokonferenz

Vorher üben Kein echtes Gegenüber zu haben, sondern nur in eine Kamera zu sprechen, macht nervös. Die Situation kann man im Vorhinein bereits mit Freunden und Bekannten üben. Wenn's drauf ankommt, ist die Situation dann nicht mehr ganz so ungewohnt und peinlich. Der Probelauf bietet sich für eine Analyse an. Der Bewerber sollte das Übungsgespräch aufzeichnen und sich alles in Ruhe anschauen: Hat er in die Kamera geschaut, oder sind seine Augen nervös im Raum umhergewandert? War sein Rücken gekrümmt, oder saß er gerade und aufrecht? Fehler, die man hier entdeckt, wiederholen sich nicht.

Den Ort klug wählen Bewirbt sich ein Kandidat bei der Konkurrenz, wird er das Videointerview kaum von seinem Büro aus führen. Das heimelige Ambiente am Küchentisch zu Hause ist jedoch ebenso wenig geeignet. Das Gespräch sollte am nüchternsten Ort in der eigenen Wohnung stattfinden, etwa dem Arbeitszimmer. Niedliche Zeichnungen der Kinder sollte man für die Zeit von den Wänden entfernen.

Professionell aussehen Für ein Videointerview sollte der Bewerber seine Kleidung ebenso sorgfältig auswählen wie für ein persönliches Vorstellungsgespräch - auch abwärts der Gürtellinie. Zwar ist der Kandidat häufig nur oberhalb des Tisches zu sehen, doch es kann passieren, dass er gebeten wird, noch zusätzliche Unterlagen zu holen. Muss er dann aufstehen und er Personaler sieht, dass er zum schicken Jackett eine Shorts kombiniert hat, ist er mit Sicherheit durchgefallen.

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Bewerbungsgespräche mal anders

Das virtuelle Interview

Vorsicht beim Tippen In Online-Rollenspielen und Bewerbungsgesprächen müssen Bewerber via E-Mail oder Instant Messenger auf Fragen antworten und Aufgaben lösen. Recruiter werden dabei ein oder zwei Tippfehler verzeihen, aber bei einer ganzen Serie von Buchstabendrehern und krummen Satzkonstruktionen werden sie nicht mehr so gnädig sein. Bevor man den Senden-Button anklickt, sollte man den Text noch einmal durchgehen. Tabu sind dabei selbstverständlich Cyber-Slang wie "lol" und niedliche Emoticons.

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