Technische Universität München:Studieren im Gewerbegebiet

In diesem Jahr schrieben sich 57 Prozent mehr Studenten an der Exzellenz-Uni ein als 2010. Der Campus platzt aus allen Nähten: Teilweise sitzen drei Mitarbeiter in einem Zimmer, Veranstaltungen finden im Gewerbegebiet statt. Pläne und Geld für neue Räume gibt es bereits - ob alles rechtzeitig fertig wird, ist jedoch ungewiss.

Ines Alwardt

Johannes Liebertseder und Martin Höpfner haben eigentlich nur einen Wunsch für das kommende Jahr: "Dass jeder auch mal alleine an einem Computer sitzen kann." Seit drei Semestern studieren die beiden Allgemeine Ingenieurwissenschaften am Campus in Garching. Sie gehören zu den ersten, die mit dem neuen Studiengang begonnen haben. Ein festes Gebäude aber, in dem sie regelmäßig ihre Vorlesungen hören, Seminare besuchen oder ihre Computerkurse absolvieren, gibt es nicht. "Entweder wir sind im Institut für Advanced Study oder in den Fakultäten für Chemie, Mathe und Physik untergebracht", erzählt Liebertseder.

Technische Universität München: Das Business-Center am Parkring in Garching: Hier entstehen Ersatzräume für die vielen neuen Studenten.

Das Business-Center am Parkring in Garching: Hier entstehen Ersatzräume für die vielen neuen Studenten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die TU hat zu wenig Platz für zu viele Studenten. "Im Herbst 2012 rechnen wir noch mal mit einem Zuwachs von 40 Prozent, also 7500 Neuanfängern", sagt Christian Kredler, der TU-Sonderbeauftragte für die Studienorganisation. "Dann sind wir rappelvoll." Bereits in diesem Jahr strömten mit dem doppelten Abiturjahrgang 57 Prozent mehr Studenten an die TU als noch 2010. "Der Campus platzt aus allen Nähten", sagt Kredler. Deshalb müssen Studenten und Professoren ausweichen - auf den Büro-und Dienstleistungspark Business Campus im Gewerbegebiet Hochbrück. Um zusätzliche Räume für Studenten zu schaffen, haben Wissenschafts- und Finanzministerium der TU 2,5 Millionen Euro bewilligt. Damit baut die Universität etwa 8000 Quadratmeter in Garching und 4000 in München um.

Spätestens am 1. Mai kommenden Jahres sollen Johannes Liebertseder und seine Kommilitonen am Parkring 37 ihr neues Semester beginnen. 1300 Quadratmeter Fläche mietet die TU im Erdgeschoss des Gebäudes an, ein Hörsaal mit bis zu 200 Plätzen, drei Seminarräume und ein Computerraum sowie ein Foyer sollen bis dahin entstehen. Die Zeit drängt, das Semester beginnt am 15. April - und nicht nur in Hörsälen und Seminarräumen wird der Platz knapp.

Auch die Mitarbeiter der Fakultät für Informatik brauchen dringend Büros. Läuft alles nach Plan, ziehen sie ebenfalls Anfang Mai in das Gebäude am Parkring 37 ein - auf 300 Quadratmeter im zweiten Stockwerk. Etwa 300 neue Stellen hat die Exzellenz-Universität durch den Ausbau in den vergangen Jahren bekommen, circa ein Viertel davon sind Professoren. "In den Büros am Campus Garching sitzen inzwischen teilweise drei Leute in einem Zimmer", berichtet Christian Kredler.

Die Flächen am Parkring 37 sind nicht die ersten, die die TU auf dem Business Campus bezieht. Seit November nutzen Studenten der Fakultät für Maschinenbau und der Finanzmathematik zwei Hörsäle im dritten Stock mit jeweils etwa 90 Sitzplätzen für Vorlesungen, in einem anderen Gebäude am Parkring 11 studieren die Finanzmathematiker bereits seit zwei Jahren auf einer 2500-Quadratmeter-Fläche.

Fünf Jahre lang gelten die Mietverträge zwischen der TU und dem Business Campus, aber: "Mit der Option auf Verlängerung", sagt Kredler. "Man hofft, dass die Neue Mitte bis dann fertig ist." Laut TU-Präsident Wolfgang Herrmann soll das 75-Millionen-Euro-Projekt bereits Ende 2014 auf dem Campus Garching stehen, zuletzt war es allerdings ruhig geworden um das Vorhaben. Kredler setzt alles daran, dass die Räume am Parkring 37 rechtzeitig fertig werden. "Eventuell", sagt er, "müssen wir für vier Wochen eine Ersatzlösung finden."

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