Tag der Intelligenz:"Wegen meines IQ ist keine mit mir ins Bett"

Zum Tag der Intelligenz bietet der Hochbegabten-Klub Mensa IQ-Tests an. Koordinator Christoph Wimmer sagt, wie sie ablaufen - und wann klug sein auch nicht hilft.

Julia Bönisch

Wer Mitglied im Hochbegabten-Verein Mensa werden will, muss einen IQ von über 130 aufweisen. Am 20. September 2008 veranstaltet Mensa den Tag der Intelligenz: In rund 50 Städten bietet der Verein für 49 Euro die Teilnahme an einem wissenschaftlich normierten Intelligenztest an. Mensa rechnet mit rund 1000 Teilnehmern. Testkoordinator Christoph Wimmer erklärt, wie der IQ-Test funktioniert und was Intelligente von einer Mensa-Mitgliedschaft haben.

Christoph Wimmer, oH

Testkoordinator Christoph Wimmer: "Ich wäre auch zufrieden gewesen, hätte mein Testergebnis damals nur bei 100 gelegen."

(Foto: Foto: oH)

sueddeutsche.de: Herr Wimmer, an diesem Sonntag begeht der Hochbegabten-Verein Mensa den Tag der Intelligenz. Dazu bietet Mensa in 50 Städten Intelligenztests an: Wer einen Wert von über 130 hat, der darf Mitglied werden. Aber kann man mit solch einem Test überhaupt messen, ob jemand wirklich intelligent ist?

Christoph Wimmer: Ja. Aber dazu muss man natürlich erst einmal definieren, was Intelligenz überhaupt ist. Nach dieser Definition muss sich der Test dann ausrichten.

sueddeutsche.de: Und wie lautet Ihre Definition von Intelligenz?

Wimmer: Generell können IQ-Tests zwei Arten von Intelligenz messen: Die kristalline Intelligenz umfasst alle Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erlernt beziehungsweise durch die Umwelt bestimmt werden. Wir bei Mensa messen jedoch die fluide Intelligenz: Wie schnell findet sich jemand in einem ihm unbekannten System zurecht? Die fluide Intelligenz ist angeboren.

sueddeutsche.de: Wie sieht der Mensa-Intelligenztest aus?

Wimmer: Wir verwenden einen einstündigen IQ-Test mit neun Teilbereichen, der aber etwas schwerer ist als sonstige Tests. Uns interessiert natürlich nur der obere Bereich ab einem Wert von 130, deshalb müssen die Aufgaben komplizierter sein.

sueddeutsche.de: Worin liegt der Reiz, einen IQ-Test zu machen?

Wimmer: Die Leute haben ganz unterschiedliche Motive: Die einen wollen einfach aus Neugier herausfinden, wie hoch ihr IQ ist. Die anderen brauchen eine Bestätigung für ihr Selbstwertgefühl. Nur wirklich ganze Wenige gibt es, die mit dem Ergebnis protzen möchten, aber das reden wir den Leuten ganz schnell wieder aus. Untereinander sprechen wir auch nicht über unsere Werte. Solange wir wissen, dass jemand einen IQ von über 130 hat und damit zu den oberen zwei Prozent zählt, reicht uns das.

sueddeutsche.de: Sind Ihnen schon einmal Schummler begegnet, die tricksen wollten, um ihr Ergebnis zu verbessern?

Wimmer: Ab und zu gibt es natürlich Teilnehmer, die versuchen, einen Blick auf das Blatt des Nachbarn zu erhaschen. Die ermahnen wir dann und schicken seinen Test mit einer kleinen Bemerkung zum auswertenden Psychologen. Aber Schummeln ist eigentlich sinnlos, denn erstens kostet das nur wichtige Zeit, und zweitens weiß doch keiner, wie intelligent der Sitznachbar ist, bei dem man abschreiben möchte.

sueddeutsche.de: Wie gehen Menschen, die nicht schlau genug für Mensa sind, mit ihrem Testergebnis um?

"Wegen meines IQ ist keine mit mir ins Bett"

Wimmer: Es kann schon sein, dass für den ein oder anderen eine Welt zusammenbricht, wenn er erfährt, dass er doch nicht so schlau ist wie gedacht. Aber die meisten nehmen das locker. Mit einem IQ von 115 ist man ja auch schon sehr klug. Das ist wie beim Klub der Zwei-Meter-Menschen: Wer dort Mitglied werden will, muss sich auch messen lassen. Stellt sich dabei heraus, dass er nur 1,95 Meter groß ist, ändert das rein gar nichts an seiner Persönlichkeit. Und einen Zwergen-Komplex muss er deshalb auch nicht entwickeln. Er ist ja immer noch sehr groß. Ich zum Beispiel wäre auch zufrieden gewesen, hätte mein Testergebnis damals nur bei 100 gelegen.

sueddeutsche.de: Das glaube ich Ihnen nicht. Es ist doch für jeden schön, nicht dem Durchschnitt zu entsprechen, sondern etwas Besonderes zu sein.

Wimmer: Aus der Masse herausstechen kann man auch durch andere Sachen. Boris Becker zum Beispiel spielt gut Tennis. Und ich sag's Ihnen jetzt ganz ehrlich: Wegen meines hohen IQs ist noch keine Frau mit mir ins Bett gegangen, und mehr Gehalt bekomme ich deswegen auch nicht gezahlt.

sueddeutsche.de: Was hat man dann als Intelligenter von einer Mensa-Mitgliedschaft?

Wimmer: Viele neue Mitglieder sagen mir nach ihren ersten Wochen: "Toll. Jetzt muss ich meine Witze endlich nicht mehr zwei Mal erzählen." Bei uns finden sich Menschen mit dem gleichen Niveau. Kurz gesagt vermitteln wir Kontakte zwischen Hochbegabten.

sueddeutsche.de: Das klingt ein wenig nach Partnerbörse.

Wimmer: Nein, das sind wir nicht. Es kann schon sein, dass sich mal ein Pärchen findet, aber das kommt im Kaninchenzüchterverein genauso vor. Außerdem ist bei uns das Geschlechterverhältnis nicht besonders ausgewogen: 70 Prozent der Mensa-Mitglieder sind Männer. Offensichtlich macht ihnen die Test- und Vergleichsituation viel mehr Spaß.

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