Studiengebühren:Stanford kann sich fast jeder leisten

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Während in Deutschland die Studiengebühren eingeführt werden, schafft die renommierte US-Universität Stanford für Bedürftige die Zahlungen ab. Die Uni beugt sich damit dem öffentlichen Druck.

Maria Huber

Studierende, deren Familien über ein Einkommen von unter 100.000 US-Dollar pro Jahr verfügen, müssen an der Stanford Universität künftig keine Studiengebühren mehr bezahlen. Zusätzlich wird die Hochschule Unterbringung und Verpflegung der Studenten übernehmen, deren Eltern jährlich weniger als 60.000 US-Dollar verdienen. Sogar Familien mit einem 150.000-Dollar-Einkommen sollen noch in den Genuss von Vergünstigungen kommen.

Studieren wird billiger. Zumindest an amerikanischen Elite-Unis (Foto: Foto: dpa)

Damit stellt sich die Universität in eine Reihe mit Harvard und Yale, die in den letzten Monaten ebenfalls die Gebühren für Studenten aus der Mittelschicht gesenkt hatten. Die erste Uni, die Bedürftigen die Kosten erließ, war Princeton im Jahr 2001.

Diese Entwicklung könnte zu der absurden Situation führen, dass es für einige Studenten künftig billiger sein wird, in Harvard zu studieren als an einer öffentlichen Uni. Denn wegen des sinkenden Bildungsbudgets steigen die Gebühren an öffentlichen Hochschulen in nächster Zeit an, so dass Studenten hier mehr zahlen müssen.

Nur nicht auffallen

Die Universität Stanford beteuert zwar, dass sie künftig niemanden mehr aus finanziellen Gründen von einem Stanford-Studium ausschließen möchte. Doch es ist nicht nur Großzügigkeit, die die Hochschule antreibt. Es gibt noch einen anderen, weit eigennützigeren Grund: In letzter Zeit wurden Berichte veröffentlicht, in denen das Vermögen der Hochschule auf 17,1 Milliarden US-Dollar beziffert wurde. Allein im letzten Jahr ist es um 22 Prozent gewachsen.

Die Tatsache, dass diese enorme Summe auch noch steuerfrei ist, hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen. Wenn die Einrichtungen schon keine Abgaben zahlen, so die Argumentation, sollen sie wenigstens der Gesellschaft und den Studenten etwas zurückgeben. Um die Kritiker zu besänftigen und zu vermeiden, dass die Praxis der Steuerbefreiung überdacht wird, haben die Schulen nun eingelenkt und die finanziellen Hilfen verabschiedet.

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