Studie zu Schulleistungen:"Männliche Bildungsverlierer"

Jungen sind laut einer Studie im Durchschnitt eine Schulnote schlechter als Mädchen.

Birgit Taffertshofer

Jungen schneiden im deutschen Bildungssystem weiterhin deutlich schlechter als Mädchen ab. Zu diesem Schluss kommt eine Vergleichsstudie, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht hat. Zwar hätten die Jungen in den vergangenen zwei Jahren etwa bei den Schulabschlüssen leicht aufgeholt, aber ,,Anlass zur Entwarnung geben die neuen Zahlen nicht'', warnt Berit Heintz, Leiterin des Referates Bildungspolitik und Schule: ,,Männliche Schüler brauchen mehr Unterstützung aus der Gesellschaft, denn sie sind nach wie vor die Bildungsverlierer.''

Heintz fordert deshalb neben der Förderung, die Mädchen in der Schule genießen, auch eine Jungenförderung beispielsweise beim Lesen. Es müssten didaktische Konzepte entwickelt werden, die speziell die Jungen ansprechen.

An den Hauptschulen sind es in der Mehrzahl männliche Jugendliche, die ohne Abschluss bleiben. Entsprechend sind sie auch bei den mittleren und höheren Schulabschlüssen weniger stark vertreten als die Mädchen eines Jahrgangs. Der DIHK stützt sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes. So hätten im Schuljahr 2005/2006 mehr als zehn Prozent der männlichen Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen.

Bei den Mädchen lag dieser Anteil bei nur sechs Prozent. Zugleich schlossen 21,7 Prozent der Jungen die Schule mit der Fachhochschul- oder der Hochschulreife ab. Bei den Mädchen waren es dagegen 29,3 Prozent. Damit hätten sich die Werte im Vergleich zum Schuljahr 2001/2002 zwar marginal zugunsten der Jungen verschoben, analysiert Heintz, aber die Situation sei weiterhin alarmierend. Denn seit 1992 habe sich die Zahl der männlichen Schulabbrecher deutlich erhöht und verharre nun auf hohem Niveau.

Jungen sind nach Angaben des DIHK im Durchschnitt sogar eine ganze Schulnote schlechter als Mädchen. Bei den Sitzenbleibern habe sich der männliche Anteil kaum reduziert. Nach wie vor wiederholten deutlich mehr Jungen als Mädchen eine Klasse. Zwar habe sich die Situation bei der Jugendarbeitslosigkeit für die Jungen gegenüber 2004 offenbar durch die anziehende Konjunktur etwas entspannt, doch 2006 seien immer noch fast 57Prozent der Arbeitslosen unter 25Jahren männlich gewesen.

Ohne Schulabschluss und mit schlechten Noten sei der Weg in qualifizierte Berufe für einen Großteil der männlichen Schulabgänger verbaut, warnt der DIHK. Dies habe nicht nur negative Konsequenzen für die beruflichen Perspektiven dieser Jugendlichen, sondern wirke sich auch auf die gesellschaftlichen Kosten aus, etwa die Sozialausgaben.

Berufe in der technischen Produktion und im Handwerk würden immer anspruchsvoller, gleichzeitig nehme die Bedeutung von Berufen im Dienstleistungssektor zu. Ihr Anteil an der Gesamtheit der Lehrverträge steige seit Jahren, darauf müssten die Jungen in der Schule vorbereitet werden, fordert Heintz. Sie müssten mehr für die modernen Dienstleistungsberufe interessiert werden, und Anforderungen müssten frühzeitig deutlich gemacht werden.

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