Studie:Mediziner fordern Lockerung bei Krankschreibungen

Krankschreibung

Die meisten Arbeitgeber verlangen derzeit ab dem vierten Krankheitstag ein Attest von ihren Angestellten.

(Foto: dpa)
  • Laut einer Studie erfolgen viele Arztbesuche nur, um sich Kurzzeitkrankschreibungen abzuholen.
  • Um die Ärzte zu entlasten, schlagen die Studienleiter vor, dass sich Arbeitnehmer künftig bis zu einer Woche ohne Attest krankmelden können.
  • Bundesregierung und Arbeitgeberverband kritisieren den Vorstoß.

Fünf Tage ohne "Krankenschein"

Mediziner der Universität Magdeburg haben vorgeschlagen, die Regeln für Krankschreibungen zu lockern. Beschäftigte sollten sich für die Dauer von bis zu einer Woche selbst krankmelden können, sagte Wolfram Herrmann, Leiter des Magdeburger Forscherteams, der Welt am Sonntag. Eine Studie habe ergeben, dass viele Arztbesuche nur erfolgten, um die ärztliche Bescheinigung zur Krankschreibung zu erhalten. Falle ein Teil davon weg, würden die Hausärzte entlastet und könnten sich besser um die Behandlung von Patienten mit langwierigen Erkrankungen kümmern.

Arbeitgeber verlangenim Krankheitsfall spätestens ab dem vierten Tag der Krankheit eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Hermann schlug vor, dass sich Angestellte künftig in Pilotprojekten bis zu fünf Tage ohne Attest krankmelden können sollen. "Dass durch eine eigenständige Krankmeldung der Beschäftigten die Zahl der Fehltage nicht nach oben schnellt, zeigen Erfahrungen aus Norwegen", sagte der Arzt.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich aufgeschlossen: "In Deutschland ist die Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche auch deswegen so hoch, weil Patienten nur für Rezepte, Verlaufskontrollen oder auch Kurzzeitkrankschreibungen immer zum Arzt müssen", sagte er der Zeitung.

Kritik von Regierungsseite

Die Bundesregierung will die Regeln für Krankschreibungen in Deutschland dennoch nicht ändern. Ein Sprecher des zuständigen Arbeitsministeriums sagte, man halte die Regelung so, "wie sie ist, für angezeigt, sinnvoll und nützlich".

Der CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Fuchs sagte der Bild-Zeitung dagegen: "Es muss für Unternehmer die Möglichkeit geben, Krankschreibungen zu überprüfen. Sonst ist ein Missbrauch nicht ausgeschlossen." SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach argumentierte: "Die Gefahr ist zu groß, dass Erkrankungen nicht frühzeitig behandelt werden." Gerade in einem frühen Stadium einer Erkrankung sei ein Arztbesuch sinnvoll.

Auch die Arbeitgeber sehen keinen Handlungsbedarf. "Die gesetzlichen Regelungen zu Krankschreibungen haben sich in Deutschland insgesamt bewährt", erklärte der Arbeitgeberverband BDA.

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