Studentenproteste in Deutschland:Von AG bis Volksküche

Handzeichen statt Klatschen, Nudeln aus der Volksküche, Entscheidungen im Plenum: sueddeutsche.de erklärt die wichtigsten Begriffe der Studentenproteste. Ein Glossar.

Lisa Sonnabend

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Handzeichen statt Klatschen, Nudeln aus der Volksküche, Entscheidungen im Plenum: sueddeutsche.de erklärt die wichtigsten Begriffe der Studentenproteste. Ein Glossar.AGIn Arbeitsgemeinschaften feilen die Studenten an ihren Forderungen, über die dann im Plenum, der Protestversammlung, abgestimmt wird. Es gibt beispielsweise eine AG für Inhalte, Programm, Presse oder Volksküche. In München wurde eine AG Müll gegründet, die sich während der Streiks um die Müllentsorgung und -trennung kümmert.Foto: Haas

Studentenproteste in Deutschland

Audimax

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Das Audimax ist der größte Hörsaal und damit das Herz jeder Uni. In vielen Städten wie Wien, Berlin, München besetzen die Studenten das Audimax. Das schafft Aufmerksamkeit. Als in München die Studenten die Kunstakademie okkupiert hatten, beschäftigten sich nur wenige Medien mit den Protesten. Seit sie zum Audimax hinübergezogen sind, berichten plötzlich alle.Foto: ddp

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Basisdemokratie

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Die Proteste sind basisdemokratisch. Das heißt, über alle Beschlüsse wird im Plenum abgestimmt. Auf eine Rede ist immer eine Gegenrede möglich. Wer etwas sagen will, meldet sich per Handzeichen, dann wird er auf die Redeliste gesetzt.Foto: Haas

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Beschluss

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Nur im Plenum können die Streikenden Beschlüsse fassen. In München wurde beispielsweise darüber abgestimmt, ob Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch zu einem Gespräch eingeladen werden soll (Ja) und ob der Plenumsleitung weiter das Vertrauen ausgesprochen werden soll (Ja). Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit, Zweidrittel- oder gar Dreiviertelmehrheit getroffen.Foto: dpa

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Bier

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Ohne Bier (oder Wein) geht nichts bei den Protesten. Die Bierflaschen stapeln sich am Rande des Audimax und werden dann von fleißigen Studenten weggebracht. In München hatten sich zweitweise 2000 leere Flaschen in einem Kellerraum angesammelt. Eine Arbeitsgruppe brachte die Pfandflaschen zurück, das Geld bekommt die Volksküche.Foto: Haas

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Flugblätter

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Flugblätter sollen dabei helfen, noch mehr Studenten für die Besetzung zu mobilisieren. Auf den Flyern sind die Forderungen der Protestierenden zusammengefasst, es wird zu Demonstrationen aufgerufen oder um Unterstüzung bei der Besetzung geworben.Foto: ddp

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Forderungen

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Die protestierenden Studenten fordern Änderungen im Bildungssystem. Sie kritisieren die Studiengebühren und Umsetzung der Bachelor- und Masterstudiengänge. Das Positionspapier der Münchner Studenten behandelt unter anderem folgende Punkte: Ökonomisierung der Bildung, freier Zugang zur Bildung, Abschaffung von Frauendiskriminierung in den Bildungseinrichtungen, Abbau von Zulassungsbeschränkungen, Gebührenfreiheit, Entwicklung eines neuen Studiensystems.Foto: Haas

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Gewaltfreiheit

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Die Studenten sind sich einig, die Proteste sollen absolut gewaltfrei ablaufen. Im Falle einer Räumung wollen sie sich nicht mit Gewalt wehren.Foto: dpa

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Handzeichen

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Statt zu klatschen, heben die Studenten im Plenum beide Arme in die Höhe und schütteln sie. So ist die Zustimmung für die Redner vorne deutlich zu sehen - und die Lautstärke reduziert. Neben dem "Klatschen" gibt es noch weitere Handzeichen: Die Arme hochheben und überkreuzen, bedeutet "Ich bin dagegen". Mit den Armen einen Kreis formen, bedeutet "Du kommst vom Thema ab". Und die Arme kreisen lassen (was im Fußball Auswechseln bedeutet), signalisiert dem Redner "Du wiederholst dich".Foto: Haas

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_in

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Ob Politiker_Innen, Pressevertreter_innen oder Sexist_innen: Die Studenten achten in ihren Positionspapieren und Texten auf der Webseite darauf, dass immer auch die weibliche Endung genannt wird.Foto: dpa

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Kritik

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Natürlich läuft ein Protest nicht ohne Reibereien ab. Unter den Protestierenden gibt es unterschiedliche Gruppen, von denen die einen zum Beispiel kapitalismuskritischer als die anderen sind. Auch Einflüsse von Außen wie TV-Kameras verändern das Verhalten der Protestierenden. Zudem steigt mit zunehmender Müdigkeit und erhöhtem Alkoholspiegel die Gefahr eines barschen Untertons in der Diskussion. In einem Papier zur Selbstkritik thematisieren die Münchner Studenten ihr Verhalten während des Streiks.Foto: Haas

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Musik

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Diskutieren kann ganz schön anstrengend sein. Deswegen organisieren die Protestierenden ein buntes Programm für zwischendurch. Neben Vorträgen gehören dazu vor allem Musikauftritte. Im Münchner Audimax haben bereits die Sportfreunde Stiller (Foto) und Hans Söllner für einen Auftritt vorbeigeschaut.Foto: Universal

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Plakate

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In den besetzen Hörsälen sind zahlreiche Plakate angebracht. Darauf steht zum Beispiel: "Freie Bildung für alle", Wir lassen die Moral nicht beiseite", "Unsere Uni brennt" oder "Bildet Euch, bildet andere, bildet Widerstand". Das Plenum entscheidet darüber, welches Plakat an welcher Stelle aufgehängt werden darf.Foto: dpa

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Plenum

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Das Plenum ist das Herz der Proteste. Hier werden die Entscheidungen getroffen. Für das Plenum werden meist zwei Plenumsleiter bestimmt, die die Diskussion moderieren. Jeder Beschluss wird vom Plenum getroffen, abgestimmt wird mit Handzeichen. Plenumssitzungen dauern mehrere Stunden. In der Regel findet ein Plenum am Vormittag und eines am Abend statt. Das Abendplenum beginnt meist um 18 oder 19 Uhr und geht oft bis 2 Uhr nachts.Foto: ddp

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Räumung

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Die Angst vor einer Räumung schwingt bei den Besetzern immer mit. Oft setzt die Universitätsleitung den Studenten ein Ultimatum, bis wann sie einen besetzten Saal zu verlassen haben. Hörsäle in Bielefeld oder Tübingen wurden bereits geräumt.Foto: dpa

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Schlafsack

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Ein wichtiges Utensil der Protestierenden ist der Schlafsack. Denn um eine Räumung zu verhindern, muss der Hörsaal auch nachts besetzt sein. Rund 20-70 Studenten schlafen in den Unis jede Nacht, eingerollt in einen Schlafsack, auf dem Boden des Hörsaals.Foto: Haas

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Solidarität

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Unter den besetzten Hochschulen in Deutschland, Österreich, Europa und der Welt, besteht eine hohe Solidarität. Die AG Vernetzung kümmert sich um den Austausch mit den anderen Unis. Wird ein Hörsaal in einer anderen Stadt geräumt, erklären sich die Studenten solidarisch. Als die Uni Bielefeld geräumt wurde, schossen die Münchner ein Foto von sich mit verschränkten Armen ("Wir sind dagegen") und schickten es mit einer Solidaritätserklärung an die Studenten in Bielefeld.Foto: dpa

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Studieren statt blockieren!

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Nicht alle Studenten begrüßen die Proteste. Zu den Besetzern ist eine Gegenbewegung entstanden unter dem Motto "Studieren statt blockieren!". In München haben einige BWL-Studenten versucht, das Audimax eigenmächtig zu räumen - vergebens. Auf Facebook haben sie dafür die Gruppe mit dem wenig charmanten Namen "Werft die Hippies aus dem Audimax der LMU!" gegründet.Screenshot: facebook.com

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Twitter

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Über den Mikrobloggingdienst Twitter senden die Studenten Informationen und vernetzen sich. Als die Münchner Studenten von Kunstakademie in das Audimax der LMU überwechselten, schrieben sie beispielsweise: "Gerade LMU HGB M118 besetzt mit ca 350 Leuten! KOMMT! #MUCbrennt #Unibrennt". Die Twitter-Nachrichten ermöglichen es auch, dass Studenten in anderen Städten die Proteste verfolgen können. Aktuelle Kurzbotschaften zum Thema werden oft während des Plenums im Audimax an die Wand projiziert. Über www.twitter.com/unibrennt kann man das Geschehen bei den Protesten - vor allem in Wien - verfolgen. Jede Universität, in der ein Hörsaal besetzt ist, hat zudem ihren eigenen Twitter-Account.Screenshot: twitter.com

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Volksküche

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Irgendwann bekommen auch Protestierende Hunger. In der Volksküche, die von den Studenten provisorisch im Unigebäude eingerichtet wird, werden Hungrige versorgt. Es gibt Nudeln, Linseneintopf, Reis oder Mandarinen. Die Volksküchen bitten oft um Nahrungsspenden aus der Bevölkerung und von umliegenden Restaurants.Foto: Haas(sueddeutsche.de/Lisa Sonnabend/mel)

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