Streik der Erzieherinnen:Beistand im Kita-Kampf

Kitas im Streik: Obwohl viele Eltern ihre Kinder heute selbst betreuen müssen, haben sie Verständnis für den Ausstand. Auch Familienministerin von der Leyen springt den Erzieherinnen bei.

In mehreren Bundesländern haben am Freitag Streiks in Kindertagesstätten begonnen - Eltern mussten ihre Kinder selbst betreuen oder eine andere Unterbringung organisieren.

Streik der Erzieherinnen: Bestreikte Kita: Die Erzieherinnen kämpfen für mehr Gehalt und verbesserten Gesundheitsschutz.

Bestreikte Kita: Die Erzieherinnen kämpfen für mehr Gehalt und verbesserten Gesundheitsschutz.

(Foto: Foto: ap)

In Nordrhein-Westfalen blieben nach Angaben der Gewerkschaft Verdi in 26 Städten kommunale Kitas geschlossen. In Bremen und Bremerhaven waren demnach rund 60 Kindertagesstätten von den unbefristeten Arbeitsniederlegungen betroffen. Laut Verdi sollte auch in Rheinland-Pfalz, Hessen und Schleswig-Holstein gestreikt werden.

Zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will Verdi einen tarifvertraglich geregelten Gesundheitsschutz für 220.000 Erzieher und Sozialarbeiter bei den Kommunen durchsetzen.

Gesundheitsschutz und bessere Bezahlung

In mehreren Städten waren am Freitag Protestveranstaltungen geplant. In Köln wurde dazu Verdi-Chef Frank Bsirske erwartet. Die Arbeitgeber werfen den Arbeitnehmervertretern vor, es gehe ihnen gar nicht um Gesundheitsschutz, sondern um bessere Bezahlung.

Verdi-Bundesvorstand Achim Meerkamp sagte im ARD-Morgenmagazin, seine Gewerkschaft sei auf eine längere Auseinandersetzung eingestellt. Je nachdem, wie die Arbeitgeber reagierten, sei man auch bereit, die Streiks auszuweiten. Bei Verdi gehe es um rund 130.000 Beschäftigte der Kommunen, noch nicht einmal 20.000 von ihnen würden mit dem Streik beginnen. "Da ist noch jede Menge Luft nach oben."

Ein Ziel der Arbeitsniederlegungen sei eine bessere Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher, sagte Meerkamp. Wer erst seit 2006 beschäftigt sei, bekomme bis zu 700 Euro weniger als länger anstellte Kollegen. Zum Hauptstreitpunkt Gesundheitsschutz sagte er, eine Studie von Verdi habe ergeben, dass 25 Prozent der Erzieherinnen nicht glaubten, gesund in die Rente zu kommen. "Die Krankenstände steigen, die psychischen Belastungen haben klar zugenommen."

Die Eltern zeigten großes Verständnis, betonte die Gewerkschaft. Um die Eltern auf Kita-Schließungen vorzubereiten, habe man in den vergangenen Tagen Elternbriefe verteilt.

Verbesserte Karrierechancen

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) plädierte für eine bessere Bezahlung und bessere Karrierechancen für Erzieherinnen und Erzieher. "Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung muss auch eine bessere Qualität einhergehen. Das kostet selbstverständlich Geld", sagte sie den Dortmunder Ruhr Nachrichten. "Aus gutem Grund gibt der Bund nicht nur Investitionskosten, sondern auch Betriebskosten, die direkt in die Gehälter von Erzieherinnen und Erziehern fließen."

Zu einer Aufwertung des Berufes gehörten auch Karrierechancen. "Es ist gut, dass das Problem jetzt auf dem Tisch ist. Ich hoffe, dass sich die Tarifparteien bald auf eine zukunftsfähige Lösung einigen", sagte von der Leyen. Dass die Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten der Erzieherinnen heute ungünstiger seien als früher, habe "auch damit zu tun, dass beide Tarifpartner diese Struktur erst gemeinsam geschaffen und dann bis heute nicht geändert" hätten.

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