Steuermittel für die European Business School:Wenn Professoren unter Palmen planschen

Limousinen, Partys, Vergnügungsreisen: An der hessischen European Business School im Rheingau wurden offenbar massiv Steuergelder veruntreut. Doch die schwarz-gelbe Regierung scheint das nicht zu stören. Sie will erneut Millionen in die Elite-Uni in Oestrich-Winkel pumpen. Die Opposition ist empört - zumal staatliche Hochschulen sparen müssen.

Marc Widmann, Frankfurt

Die private European Business School (EBS) ist offenbar recht kreativ mit Steuergeld umgegangen, von dem sie eigentlich den Aufbau einer Jura-Fakultät bezahlen sollte. Unter anderem ließ sich die Privat-Universität, die bereits vor Monaten wegen des Vorwurfs der Veruntreuung ins Zwielicht geraten war, vom Geld des Landes Hessen das Catering für eine Party bezahlen.

Cremer neuer Praesident der EBS

Kreativer Umgang mit Steuergeldern: Statt des Aufbaus einer juristischen Fakultät soll die EBS Partys, einen Limousinenservice und Ähnliches mit den staatlichen Zuwendungen bezahlt haben.

(Foto: dapd)

Bei Terminen in Berlin fuhren die Vertreter der Hochschule nicht etwa im Taxi durch die Hauptstadt, sondern mieteten sich einen Limousinenservice für 1499 Euro. "Unangemessen" seien auch die Ausgaben zur Vorbereitung eines "Strategiemeetings" in einem Schweizer Vier-Sterne-Hotel. Dies und noch viel mehr geht aus einer Liste mit Rückforderungen der Landesregierung hervor, die in Wiesbaden derzeit für Wirbel sorgt.

Bei zahlreichen Ausgaben fehlen demnach entweder Belege oder schlicht der "Projektzusammenhang". Insgesamt musste die private Hochschule aus Oestrich-Winkel im Rheingau inzwischen 950.000 Euro falsch verwendeter Steuermittel an das Land zurückzahlen.

Angeblich beglich die EBS mit dem Staatsgeld sogar "Workshops" auf Mallorca. In einem Boulevardblatt ist zu lesen, die Professoren hätten in einem Robinson-Club im Pool unter Palmen geplanscht und abends an der Bar gezecht. Knapp 30.000 Euro verlangte das Land für die "Workshops" zurück.

EBS-Vizepräsident Rolf Tilmes lässt indes mitteilen, "der Workshop der Professoren und führenden Verwaltungsmitarbeiter im Rahmen der Vorbereitung der Universitätsgründung und dem Aufbau der EBS Law School" sei nicht aus Steuergeld bezahlt worden. Für die schwarz-gelbe Regierung scheint die Sache mit der Rückzahlung erledigt zu sein. Sie unterstützt die Hochschule wieder, knapp 24,7 Millionen Euro sollen für den Aufbau der Jura-Fakultät in Wiesbaden fließen.

Exorbitante Förderung

Für die Opposition ist das völlig unverständlich. "Die Wissenschaftsministerin hat mitgeteilt, dass die EBS auch im laufenden Jahr weitere 100.000 Euro zweckentfremdet hat", sagt die Grünen-Abgeordnete Sarah Sorge. "Es kann nicht sein, dass die Landesregierung darüber hinwegsieht und weitere Millionenbeträge ohne Kontrolle auszahlt."

Die SPD fordert eine vollständige Prüfung der Privat-Uni. Überhaupt sei es "vollkommen unverständlich, dass eine private Hochschule exorbitant mit Landesmitteln gefördert werde, während das Geld für die staatlichen Hochschulen gekürzt wird".

Die EBS wird wohl noch einige Zeit in den Schlagzeilen bleiben: Noch immer ermittelt die Staatsanwaltschaft Wiesbaden gegen den Ex-Präsidenten Christopher Jahns. Er soll 180.000 Euro aus der Uni-Kasse in eigene Firmen geleitet haben. Jahns bestreitet die Vorwürfe. Er hat sich kürzlich mit seinem einstigen Arbeitgeber geeinigt: Man trennt sich in Frieden. Und hofft, dass die den Ruf aller Beteiligten stark belastenden Ermittlungen bald eingestellt werden.

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