Stefan Lake von Universum:Generation Weichei

Stefan Lake von Universum: Stefan Lake ist Deutschland-Chef von Universum, einer Beratungsfirma für Personalmarketing in Köln.

Stefan Lake ist Deutschland-Chef von Universum, einer Beratungsfirma für Personalmarketing in Köln.

(Foto: Privat)

Die Beratungfsirmen buhlen um Absolventen technischer Fächer. Doch die wünschen sich weniger Stress und gehen lieber zu Konzernen.

interview Von kevin schrein

Karriere um jeden Preis? Nein danke! Die Generation Y will lieber Sicherheit und ein geregeltes Leben, sagt Stefan Lake von der Kölner Beratungsfirma Universum. Er erklärt, warum sich Unternehmensberatungen mit MINT-Fachkräften so schwertun.

SZ: Warum wollen vergleichsweise wenige Techniker und Naturwissenschaftler für Beratungsfirmen arbeiten?

Stefan Lake: Wer heute studiert oder gerade ins Arbeitsleben eintritt, stellt ganz andere Ansprüche an den Job als die Generation zuvor, zu der ich gehöre. Damals hieß es: Ellenbogen raus und Karriere machen. Damals wie heute kann man bei einer Beratung schnell aufsteigen. Doch die Generation Y setzt andere Schwerpunkte. Sie will Sicherheit. Seit der Finanzkrise haben wir in diesem Punkt einen signifikanten Anstieg festgestellt.

Sind Beraterjobs denn so unsicher?

Viele Beratungen arbeiten nach dem Prinzip: Up or out. Alle zwei Jahre entscheidet sich, wer weiterkommt oder das Unternehmen lieber verlassen sollte. Die meisten jungen Leute wollen so nicht arbeiten. Sie bevorzugen einen Job bei einem Auto- oder Anlagenbauer.

Beratungen bieten viel Abwechslung und Einsätze im Ausland. Das müsste doch die Generation Y reizen - schließlich legt sie viel Wert auf Spaß im Job.

Viele Vertreter der Generation Y wollen gar nicht unbedingt ins Ausland. Sie wollen lieber in einer Großstadt arbeiten, mit internationalen Partnern in Kontakt stehen und ab und zu eine Dienstreise ins Ausland unternehmen. Berater arbeiten teilweise Wochen, wenn nicht Monate bei einem Kunden im Ausland. Das ist vielen zu stressig. Sie sind dann lieber Fachleute für die Entwicklung von Rücklichtern. Den meisten ist das Abwechslung genug.

Beratungen rühmen sich damit, nur einen Bruchteil der Bewerber zu nehmen. Reizt es nicht, zur Elite zu gehören?

Es zeigt sich, dass die jungen Menschen Elite nicht unbedingt so definieren, wie es die Beratungen gerne hätten. Dass nur einer von Hunderten Bewerbern genommen wird, schreckt sie eher ab. Viele denken: Was für ein Stress, da einen Job zu bekommen. Sie sehen es eher so: Ich habe studiert, ich kann etwas, ich bin Elite.

Und was ist mit dem Gehalt? Top-Beratungen zahlen immerhin 60 000 Euro und mehr plus Firmenwagen.

Gehalt ist der Generation Y zwar wichtig, es ist aber nicht der entscheidende Faktor. Zumal ein Ingenieur bei Siemens oder BMW auch gut verdient, aber nur knapp 40 Stunden pro Woche arbeiten muss. Bei Beratungen kann es das Doppelte sein. Auf die Stunde umgerechnet, kann da sogar weniger herauskommen.

Ist die Generation Y also gleich Generation Weichei?

Ihre Erwartungen an die Unternehmen sind sehr groß. Sie suchen Sicherheit, einen Sinn im Job und Arbeitgeber, die sie in ihrer Entwicklung fördern. Sie wollen alles haben. "Generation all-inclusive" trifft es vielleicht besser.

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