Staatsdienst in Indien:Kündigung mit 24 Jahren Verspätung

  • Nachdem er sich krankgemeldet hatte und 24 Jahre lang nicht mehr zum Dienst erschienen war, ist einem indischen Beamten nun gekündigt worden.
  • Wie lange er in Abwesenheit noch bezahlt wurde, ist unklar. Die indischen Behörden gelten allgemein als schlecht organisiert.

Über den gemeinen deutschen Beamten hört man nicht nur an Stammtischen allerlei, und selten viel Gutes, er ist auch häufig krankgeschrieben. Im Jahr 2012 fehlten Beamte fast doppelt so häufig an ihrem Arbeitsplatz wie Angestellte, insgesamt exakt 19,97 Tage. Im Gegensatz zu einem (ehemals) beim indischen Staat beschäftigten Herrn, finden sich die deutschen Staatsdiener dann aber doch recht häufig und zuverlässig am Arbeitsplatz ein.

Späte Kündigung

Nachdem er vor 24 Jahren eine Krankmeldung eingereicht hatte und danach nie wieder zum Dienst erschien, ist ein Behördenmitarbeiter in Indien nun entlassen worden. Das Ministerium für Stadtentwicklung informierte am Donnerstag über die Entlassung von A.K. Verma. Er hatte sich 1990 bei der zentralen Behörde für öffentliche Arbeiten krank gemeldet, wo er bereits seit zehn Jahren arbeitete.

Der Aufforderung seiner Vorgesetzten, wieder an die Arbeit zu gehen, widersetzte er sich konsequent. Aufgrund behördlicher Inaktivität dauerte es dennoch bis 2007, 17 Jahre nach Vermas Krankmeldung, bis ein formelles Entlassungsverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Erst jetzt ordnete Stadtentwicklungsminister M. Venkaiaj Naidu seine Entlassung an.

Wie ein leitender Angestellter von Vermas Arbeitgeber laut CNN sagte, seien die Gehaltszahlungen an Verma in den neunziger Jahren eingestellt worden. Man kann also davon ausgehen, dass der verschollene Beamte noch eine gute Weile nach seiner Krankmeldung sein Salär bezog. Dass er nun endgültig gekündigt wurde, weiß Verma vermutlich nicht. "Wir vermuten, dass er sich nicht in Indien aufhält", zitiert CNN den leitenden Angestellten.

Schlechter Ruf indischer Beamter

Indische Behördenmitarbeiter stehen allgemein in dem Ruf, vielfach zu spät oder gar nicht zur Arbeit zu kommen, lange Mittagspausen zu machen und sich während der Arbeitszeit mit anderen Dingen zu vergnügen, zum Beispiel mit Golfspielen. 2012 stufte eine in Hongkong ansässige Beratungsfirma die indische Bürokratie als die schlechteste aller größerer asiatischer Staaten ein.

Obschon eine Beamtenlaufbahn neben einem sicheren Job auch ebensolche Bezüge bietet, hat die junge Generation offenbar immer weniger Interesse, in den Staatsdienst zu gehen. "Immer mehr junge Inder entscheiden sich für den schnell wachsenden und zudem lukrativen Privatsektor", sagt Ashish Arora, Chef der Beratungsfirma HR Anexi. Sie machten sich keine Sorgen über eventuelle Kündigungen.

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