Soziale Herkunft:Arme Eltern, schlechte Chancen

Kindern aus sozial schwachen Familien ist schon früh bewusst, dass sie schlechte Chancen auf einen Aufstieg haben, so eine Studie. Einen guten Schulabschluss streben sie erst gar nicht an.

Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern fühlen sich schon im Alter von 8 bis 11 Jahren für den Rest ihres Lebens benachteiligt. Das geht aus der ersten Kinderstudie des Kinderhilfswerks World Vision hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Für die Studie befragten Sozialforscher knapp 1600 Kinder in Deutschland.

Kind aus sozial schwacher Familie: schlechte Zukunftsaussichten

Die soziale Herkunft bestimmt entscheidend mit, was in der Zukunft aus Kindern wird.

(Foto: Foto: dpa)

Auch wenn sich die Mehrheit von ihnen mit ihrem Leben recht zufrieden zeigte, wurden soziale Unterschiede deutlich wahrgenommen. So sehen Kinder aus der Unterschicht für sich laut der repräsentativen Studie schlechtere Startchancen und streben niedrigere Schulabschlüsse an als Gleichaltrige aus der Mittel- oder Oberschicht. Während 82 Prozent der Kinder aus der Oberschicht das Abitur anstrebten, waren es in der untersten Bildungsschicht nur 21 Prozent.

Unter den Kindern, die in ihrer Freizeit besonders viel fernsehen, waren zudem vor allem Jungen aus den unteren sozialen Schichten. Lesen gaben als Freizeitbeschäftigung dagegen vor allem Mädchen aus gehobenen Schichten an.

Auch in Sportvereinen oder bei musisch-kulturellen Aktivitäten waren Kinder aus der Oberschicht deutlich stärker aktiv: Während 72 Prozent von ihnen einen Sportverein besuchten und 50 Prozent musisch-kulturelle Aktivitäten ausübten, waren es in der untersten Bildungsschicht nur 40 beziehungsweise 13 Prozent.

Große Kluft zwischen den Schichten

Die soziale Herkunft bestimme entscheidend mit, was in der Zukunft aus den Kindern werde, erklärte der Studienleiter Klaus Hurrelmann von der Universität Bielefeld. Dabei sei die Freizeitgestaltung wichtiger Indikator für das von den Eltern gebotene Anregungspotenzial.

"Wenn Eltern das aber nicht fördern, lähmen sie den Bildungseifer und die ganze Leistungsfähigkeit ihrer Kinder." In dieser Hinsicht gebe es zwischen den sozialen Schichten große Klüfte.

Darüber hinaus besagt die Studie, dass zwischen der Berufstätigkeit von Eltern und der Zuwendung zu Kindern kein direkter Zusammenhang besteht. Insgesamt sind 13 Prozent der acht- bis elfjährigen Kinder der Auffassung, dass ihre Eltern zu wenig Zeit für sie haben. Wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten, geben dies 17 Prozent an. Sind die Eltern arbeitslos, steigt der Anteil dagegen auf 28 Prozent. Bei erwerbstätigen Alleinerziehenden fühlen sich 35 Prozent der Kinder vernachlässigt.

Wichtig sei nicht die Länge der Zeit, sondern die Zuverlässigkeit, mit der die Eltern sich dem Kind zuwendeten, so Klaus Hurrelmann im ZDF-Morgenmagazin. Bedeutend seien auch "Tagesstruktur und Rhythmus." Es müsse eine "Qualitätszeit" da sein.

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